Aufziehende Gefahr

Der Start in die neue Berichtssaison ist ordentlich verlaufen.
Bei den US-Unternehmen fallen die positiven Überraschungen zwar nicht mehr so groß aus wie in den vorangegangenen Quartalen, das liegt aber eher an den hohen Erwartungen. Aktuell rechnen die Analysten für die Konzerne aus dem S&P 500 in Q4/10 mit einem Gewinnplus im Jahresvergleich von 27 Prozent. Dabei war schon das Vorjahr nicht schlecht ausgefallen. Werden die Prognosen erreicht, liegen die operativen Ergebnisse der Indexmitglieder für 2010 nur noch rund fünf Prozent unter dem Rekordwert aus dem Jahr 2006. Die Finanzkrise wäre damit zumindest von dieser Sicht aus Geschichte.
Positiver Gewinntrend
In Deutschland geht die Berichtssaison zwar erst richtig los, die ersten Indikationen lassen hier aber eine erfreuliche Entwicklung erwarten. Siemens und SAP konnten auf ganzer Linie überzeugen. Dank boomender Wirtschaft rechnen wir auch für die meisten anderen DAX-Mitglieder mit einem starken Jahresabschluss. Der positive Gewinntrend dürfte sich zumindest in der ersten Jahreshälfte 2011 fortsetzen: Die Frühindikatoren deuten auf eine stabile konjunkturelle Entwicklung in den ersten Monaten des neuen Jahres hin. Bei den deutschen Großkonzernen ist hinsichtlich der Ergebnisse auch noch etwas Luft nach oben. Die Bestmarke aus dem Jahr 2007 dürfte in 2010 um gut 20 Prozent unterschritten werden. Die kräftig steigenden Gewinne sind aktuell auch einer der Haupttreiber für die Börsenrallye, weil sie die Bewertungen drücken. Obwohl sich der DAX seit seinem Tief im März 2009 mehr als verdoppelt hat, liegt das Index-KGV aktuell noch bei akzeptablen 13.
Kurstreiber hinfällig
Eine größere Gefahr für die Börsenentwicklung droht derzeit von anderer Seite. Die Signale für eine anziehende Inflation nehmen immer weiter zu. Besorgniserregend waren etwa die am Mittwochmorgen gemeldeten Einfuhrpreise nach Deutschland, die so stark geklettert sind wie seit 1981 nicht mehr. Früher oder später werden die höheren Kosten für die Importe auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Schon kursieren Prognosen von einem Anstieg der Inflation auf bis zu vier Prozent. Der Druck auf die Europäische Notenbank, die Zinsen anzuheben, sollte also in den nächsten Monaten massiv zunehmen und die Anleger verunsichern. Der zweite Treiber für die Börsenrallye wird damit hinfällig.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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