Euro am Sonntag-Serie

Singapur - Warum der Stadtstaat so attraktiv für Anleger ist

25.06.10 06:00 Uhr

Die Wirtschaft im Stadt- und Inselstaat Singapur läuft bestens. An der Schlüsselstelle zu Asien bieten sich für Investoren aus aller Welt erstklassige Anlagebedingungen und Perspektiven.

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von Eric Schmeer

Die größte Millionärsdichte der Welt, geringe öffentliche Schulden, das beste Bankgeheimnis, der schnellste Börsenhandel, eine extrem harte Währung, praktisch keine Korruption – und ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal dieses Jahres von sagenhaften 15 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Sin­gapur liefert seinen knapp fünf Millionen Einwohnern und Investoren aus aller Welt fast einzigartige Arbeits- und Anlagebedingungen.

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Der Name Singapur entstammt dem Sanskrit und bedeutet so viel wie Löwenstadt. Tatsächlich scheinen die Löwen im weltweiten Wettbewerb um Kapital und Investorengelder derzeit keinen natürlichen Feind mehr zu haben. Und die Finanz­krise hat die Stadt noch attraktiver gemacht. Singapur spielt eine Schlüsselrolle in der Verschiebung der globalen politischen und wirtschaftli­chen Machtverhältnisse von West nach Ost. Das Land, gelegen an der Südküste Malaysias, flächenmäßig etwa so groß wie Hamburg, war bisher schon eines der wichtigsten Finanz- und Handelszentren Asiens.

Es betreibt den größten Containerhafen der Welt und hat die weltweit wachstumsstärkste Finanzindustrie. Die Konzerne – und GIC, der Staatsfonds des Landes – gehen nicht nur in Asien auf Einkaufstour.

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Anleger, die in den vergangenen Jahren in Singapur-Fonds investiert haben, sind, trotz des Einbruchs im Jahr 2009, im mehrjährigen Durchschnitt mit einer zweistelligen Rendite (siehe Investor-Info) am Wachstum beteiligt worden. Das könnte auf absehbare Zeit so weitergehen.

Die meisten Ökonomen sind sich einig, dass Asien, und damit auch Singapur, der Wachstumsmotor der globalen Wirtschaft in den kommenden Jahren sein wird. Die Krise der europäischen Staatshaushalte und Währungen lässt die Asiaten relativ kalt. David Cameron, Chefvolkswirt bei DBS in Singapur, einem der drei größten Broker für Aktien des asiatischen Kontinents: „Europa hat wenig zum Weltkonsum beigetragen. Asiens Konsum wuchs seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 2008 um 17 Prozent, Europas Konsum schrumpfte im selben Zeitraum um 0,7 Prozent.“ Soll heißen: Das Wachstum der asiatischen Boomregionen, ihrer Unternehmen und Börsen ist inzwischen selbsttragend. Im Zentrum des Wachstums: Singapur.

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Die Finanzkrise hat Regierung, Finanzexperten und Handelsunternehmen dazu gebracht, neue Chancen zu suchen und die Stärken des Löwenstaats weiter auszubauen. Singapur wird von Kritikern zwar als Einparteiendiktatur bezeichnet. Knallharte Ordnungspolitik nach innen (inklusive Todesstrafe) wird dabei aber verbunden mit äußerster Marktliberalität. Die Rechtspolitik führt zu einem praktisch korruptions- und kriminalitätsfreien öffentlichen Raum. „Ease of Doing Business“ heißt das Ranking der Weltbank, in dem internationale Handels- und Finanzplätze danach bewertet werden, wie problemlos und rechtssicher Geschäfte an ihnen abgewickelt werden können. Der Stadtstaat liegt seit Jahren auf Platz 1 dieser Weltrangliste. Das zieht Handels- und Finanzunternehmen aus der ganzen Welt an. Hinzu kommt eine extrem geringe Belastung mit Steuern und Bürokratiekosten.

Das alles macht Singapur zur wachstumsstärksten Handelsmetropole. Die durchschnittliche Rate der Zölle liegt unter einem Prozent. Über 90 Prozent aller Importe sind zollfrei. Das gesamte Zollverfahren gilt im weltweiten Vergleich als ungewöhnlich unkompliziert. Das Gesamt­handelsvolumen lag im Jahr 2009 bei 370 Milliarden Euro.

Der Terminalbetreiber PSA Singapore unterhält Containeranlagen in 16 Ländern. Mit einem Umschlagsvolumen von 60 Millionen Container­einheiten (TEU) gehört PSA mit Hutchison und APM Terminals zu den größten Wettbewerbern im globalen Markt. Über 3000 Logistikunternehmen haben ihren Sitz in Singapur. Der Ausbau des Terminals in Pasir Panjang steigert die Kapazität von derzeit etwa 35 Millionen um weitere 14 Millionen TEU pro Jahr.

Die massive Ausweitung von Handel und Logistik wird begleitet von einer Offensive, die die Finanzmärkte der Welt nachhaltig verändern soll. Als Folge der Finanzkrise wollen Politiker in Europa und den USA die Finanzmärkte stärker regulieren. Davon betroffen wären besonders Hedgefonds und ihre Manager, denen neben der Beschränkung des Geschäfts auch massive Steuererhöhungen drohen. Singapur hat den Bedrohten eine Lösung anzubieten. Während Hedgefondsmanager in London und Kontinentaleuropa mit steigenden Spitzensteuersätzen Richtung 50 Prozent rechnen müssen, lädt der Stadtstaat mit einer maximalen Abgabenbelastung von rund 19 Prozent und neuen Steueranreizen gleich die ganze Branche zum Umzug nach Asien ein.

Im malerischen Nepal Hill soll gar ein eigenes Stadtviertel für vertriebene Hedgefonds entstehen. Die Größenordnungen, um die es geht: Weltweit wird das Anlagevolumen derartiger Fonds in diesem Jahr auf über 1,5 Billionen Euro geschätzt. In Singapur sollen es 2010 über 50 Milliarden sein.


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Die Aufrüstung des Finanzplatzes hat mit dem Ende der Finanzkrise noch an Tempo zugelegt – buchstäblich. Inzwischen geht es beim Wettbewerb der Börsen um Tausendstel -und Millionstelsekunden. Und auch hier liegt Singapur seit Kurzem an der Weltspitze. Die Börse Singapur führt in diesen Tagen ein neues Handelssystem ein, das Kauf und Verkauf von Aktien in 90 Millionstelsekunden abarbeitet. Die Nasdaq, bisher schnellste Plattform, braucht etwa doppelt so lang. An der Börse Singapur wird bisher knapp ein Drittel des Handels über Hochgeschwindigkeitscomputer ausgelöst. Das Wachstumspotenzial ist riesig. In den USA sollen schon zwei Drittel des Volumens so gehandelt werden.

Die rigide Regelung des öffentlichen Lebens hat allerdings dafür gesorgt, dass das Land zwar als extrem sicher, aber auch als sehr langweilig gilt. Das soll sich ändern. Ziel: die Abhängigkeit von der Exportkonjunktur mindern und den neuen Wohlstand der reisefreudigen Asia­ten abschöpfen. 2015 soll Singapurs Tourismusbranche 30 Milliarden Dollar Umsatz bringen. Heute sind es zehn Milliarden. Zu diesem Zweck hat die Regierung zwei Kasino­lizenzen vergeben. Im Februar eröffnete Resorts World Sentosa. Investitionssumme eines malaysischen Konsortiums: 4,7 Milliarden Dollar. Das Kasino bietet über 530 Spieltische und 1300 Automaten, vier Hotels und einen Themenpark des US-Filmstudios Universal.

Was können Anleger erwarten? Im Jahr 2009 sank Singapurs Bruttoinlandsprodukt um moderate zwei Prozent. Doch schon in der zweiten Hälfte des Vorjahres sprang die Wirtschaft wieder an. Das erste Quartal dieses Jahres brachte dann den großen Sprung nach vorn. Um unglaubliche 32 Prozent wuchs das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem letzten Quartal des Vorjahres. Dieses Tempo lässt sich nicht annähernd aufrechterhalten. Immerhin korrigieren Regierung, Internationaler Währungsfonds und Analysten ihre Wachstumsprognosen für das Gesamtjahr inzwischen in Monatsabständen um ein bis zwei Prozentpunkte nach oben. Die Regierung geht derzeit von bis zu sechs Prozent aus, Analysten erwarten schon bis zu neun Prozent. Auch der Singapur-Dollar dürfte im Verlauf der nächsten Monate weiter aufwerten.

Die Wachstumsüberflieger zu identifizieren und auf Direktinvestments in einzelne Titel der Singapur-Börse zu setzen, ist für deutsche Anleger allerdings recht riskant. Singapur-Fonds und -Zertifikate brachten in der Vergangenheit eine zufriedenstellende Performance.

Und wer an Börse oder Spieltisch sein Glück gemacht hat, der dürfte in Singapur bleiben. Denn dass sich die Reichen und Superreichen in Singapur wohl- und sicher fühlen, belegt der vor wenigen Tagen veröffentlich­te „Globale Vermögensreport“ der Managementberatung Boston Consulting Group: 11,4 Prozent aller Haushalte verfügen über ein Vermögen von über einer Million Dollar.

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Investor-Info

Allianz RCM Singapur Starke Entwicklung
Allein in den letzten zwölf Monaten hat der Fonds, der auf in Singapur gelistete Aktien setzt, fast 40 Prozent zugelegt. Ein Klumpenrisiko durch die Konzentration auf die Börse eines so kleinen Landes besteht allerdings nicht: Die Schwergewichte im von Pan Yu Ming gemanagten Portfolio sind international tätige Unternehmen wie Banken oder Indus­trie­beteiligungs- und Immobilienunternehmen, die auch aus Nachbarländern stammen.

DWS Top 50 Asien Die Besten der Wachstumsregion
Aktuell sind Hongkong mit 17, Japan mit 14 und Singapur immerhin mit fast 13 Prozent in dem Fonds vertreten. Bei der Auswahl der Unternehmen wird besonders auf langfristig gute Erträge, eine starke Marktstellung und eine solide Finanzbasis geachtet. Das brachte auf Zwölf­monatssicht fast 27 ­Prozent Plus.

Zertifikat auf den MSCI Singapore Finanzwerte dominieren
Mit diesem RBS-Papier können Anleger von der Entwicklung des MSCI-Singapore-Index profitieren. Fast 50 Prozent machen Finanzwerte wie die United Overseas Bank aus. Aber auch die Börse, Singapore Airlines oder Industriebeteiligungen sind stark vertreten.

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