Obamas Bankenpläne: Hongkong und Singapur sind die Gewinner!
Man könnte meinen das amerikanische Vorhaben zukünftig die Größe der Banken zu beschränken, ...
... den Eigenhandel der Investmentbanken zu limitieren und für Hedgefonds das Ausmaß risikoreicher Geschäfte zu begrenzen würde in London nach den Erlebnissen der vergangenen 2 Jahre auf hohe Zustimmung treffen.
Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Barack Obama trifft mit seinen lauten Attacken in Richtung der Banker seines Landes zwar die Stimmung auf den Straßen Englands, in Regierungskreisen reagiert man aber ablehnend. Großbritannien sei nicht bereit die eigenen Banken schlechter zu stellen, betonte der britische Schatzkanzler Alistair Darling schon kurz nach Obamas Banker-Schelte.
Hongkong und Singapur profitieren von Krise Londons!
Mit dieser Aussage wird der Finanzminister sicher nicht zum „Darling“ der britischen Wähler, in ein paar Jahren werden sie ihm jedoch womöglich für jeden Widerstand dankbar sein, den er gegen die in Europa und in den USA aufkommende Regulierungswut leistete.
Schon über die Einführung der horrenden britischen „Bankerbonus-Steuer“ freute sich unter vorgehaltener Hand neben den Schweizer Banken auch die Finanzbranche in Singapur und Hongkong, denn die ohnehin niedrigen Steuern in ihrer Heimat sind nun ein noch größeres Lockmittel für Führungskräfte in ihrem Sektor. Eine zu strenge Regulierung könnte westliche Banken zukünftig gar zur Verlagerung ganzer Geschäftszweige in die aufstrebenden Finanzplätze Asiens treiben.
Hongkong und Singapur bald das Finanzzentrum der Welt?
Auch das Hongkonger IPO des russischen RUSAL-Konzerns und das erste deutsche (!) IPO in Hongkong (Schramm AG) sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Vormachtstellung der Finanzplätze in London und New York in Gefahr ist. Früher galt London noch als erste Adresse für russische Rohstoffkonzerne, die ihre Aktien im Ausland platzieren wollen, heute plant hingegen gleich eine ganze Reihe russischer Unternehmen dem fernöstlichen IPO-Abenteuer RUSALs zu folgen.
Nicht alleine an den Finanzmärkten verblasst das freiheitliche angloamerikanische Image: Der Anfang 2010 von der Heritage Foundation und dem Wall Street Journal veröffentlichte Index of Economic Freedom zeigt, dass die USA und Großbritannien in 2009 die größten Punktverluste unter den 30 freisten Volkswirtschaften hinnehmen mussten. Die USA rutschten vom 6ten auf den 8ten Platz zurück und das Vereinigte Königreich wurde gar aus der Top 10 der freisten Volkswirtschaften der Welt verdrängt. Hongkong ist hingegen schon 16 Jahre in Folge die freiste Marktwirtschaft der Welt und Singapur verteidigte den zweiten Platz. Eine kleine Oase der Freiheit scheint sich übrigens auch in Europa zu halten: Zu den größten Punktgewinnern im Ranking zählte in 2009 die Schweiz.
Mein Fazit: Die größten Profiteure der bevorstehenden Regulierungsmaßnahmen im Bankensektor Europas und Amerikas werden aus Asien stammen. Hongkong und Singapur können sich auf neue Wachstumsimpulse freuen!
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.