Neue Allzeitrekorde in den Emerging Markets trotz (oder dank) der Finanzkrise!
Zunächst waren es nur Einzelfälle wie der indonesische Jakarta Composite oder der chilenische IPSA Index.
Seit Oktober kann man allerdings nicht mehr von Ausnahmen sprechen. So gehen seit einigen Wochen, u.a. auch der türkische ISE National Index, der kolumbische IGBC Index, der mexikanischen IPC Index, der bengalische DSE General Index, der israelische TA-25 Index und der philippinische PSEI Index auf Allzeit-Rekordjagd und auch der indische Sensex ist nur noch 2% von seinem bisherigen Allzeithoch bei 21.206 Punkten entfernt.
Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten dieser Märkte fällt auf, dass einige der aktuell besonders boomenden Börsenplätze in früheren Zeiten traditionell von hoher Inflation geplagt wurden. Ich sehe daher durch die Auswahl an Rekordindizes meine schon auf dem Höhepunkt der Finanzkrise geäußerte Theorie, dass die Deflation der Industrieländer die Inflation in den Emerging Markets unterdrücken wird und so einen Boom auslöst, bestätigt.
Warum die Entkoppelung der Emerging Markets real wurde
Konnte z.B. die Türkei früher von einstelligen Inflationsraten nur träumen, so fiel die türkische Inflation im Jahr 2009 auf unter 6% und in Indonesien fiel die Inflation sogar innerhalb von nur einem Jahr von 11% auf 2,8%. Dieser rasche Rückgang der Inflation ermöglichte den Zentralbanken durch ähnlich rasche Leitzinssenkungen schnell gegen die Folgen der Krise zu kämpfen.
Diese Leitzinssenkungen erklären wiederum auch die Entkoppelung der Volkswirtschaften der Emerging Markets von den Industrieländern nach der Lehman-Pleite im Herbst 2008. So hatten die Zentralbanken der Industrieländer durch ihre Niedrigzinspolitik schon vor der Finanzkrise ihr Pulver verschossen wohingegen die Zentralbanken der Schwellenländer hocheffektive Expansionspolitik betreiben konnten. Diese kam wiederum schnell in der Volkswirtschaft an, da die Bankensysteme gesund waren, was wiederum auch eine Folge der hohen Inflation in der Vergangenheit war. Bei früher noch typischen Zinsniveaus von über 20% konnte schlicht kein Subprime-Markt entstehen und wenn eine Bank in der Heimat von den Kunden über 20% Zinsen pro Jahr verlangen kann, dann wird sie sich sicherlich kein Schrottpaket mit amerikanischen Hypothekenkrediten kaufen.
Mein Fazit: Es ist keine Überraschung, dass aktuell ausgerechnet jene Volkswirtschaften boomen, die früher noch wegen ihrer hohen Inflation als besonders instabil galten. Dass die Inflation in den Industrieländern immer noch auf sich warten lässt ist daher eine gute Nachricht für Emerging Markets Anleger. Allerdings kehrt die Inflation in den Emerging Markets mittlerweile aber auch wieder zurück.
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.