Neue Ära: Kapitalismus in den (armen) Emerging Markets beliebter wie im (reichen) Westen!
In der Vergangenheit führten Wirtschafts- und Finanzkrisen in den Schwellenländern noch regelmäßig ...
... zu durch Ausschreitungen begleiteten Regimewechsel. So sind die mexikanische Zapatista-Revolte und die Tequila-Krise genauso untrennbar verbunden wie der Sturz der Suharto-Diktatur in Indonesien mit der Asienkrise.
Nicht zu vergessen sind auch die politischen Folgen der Argentinienkrise: Als Ende 2001 starke Unruhen und Plünderungen das Land überzogen wurde das Präsidentenamt ein regelrechter Schleudersitz. Vom 20. Dezember 2001 bis zum 2. Januar 2002 hatte das Land in nur 13 Tagen fünf verschiedene Präsidenten!
Unglaubliche politische Ruhe in 2009
Umso erstaunlicher ist die politische Ruhe nach der Finanzkrise von 2008/09. Bisher hat die Krise in den Emerging Markets nur in dem Ministaat Lettland zu einem Regierungssturz geführt. Stattdessen wurden Anfang 2009 mitten in der Krise in zwei der größten Emerging Markets (Indien und Indonesien) marktfreundliche Reform-Regierungen mit überwältigender Mehrheit bestätigt.
Der Grund für die Stabilität: In den meisten Schwellenländern erlebte die Bevölkerung schon schwerere Wirtschaftskrisen und der Auslöser der Krise wurde dieses Mal nicht bei den eigenen Politikern gesucht. Eine Reise nach Indien im November 2008 bestätigte mir auf dem Höhepunkt der Krise, dass die Bevölkerung durchaus erkannte, dass der Ursprung der Krise in den Industriestaaten liegt.
Zustimmung für die Marktwirtschaft wächst
Die freie Marktwirtschaft verlor während der Finanzkrise in den Schwellenländern übrigens nicht einmal Anhänger. Im Gegenteil: Während in den Industrieländern die Kapitalismuskritik und die Protektionismus-Forderungen immer lauter werden, sprechen sich heute in den Schwellenländern laut einer Studie des Pew Global Institutes größere Teile der Bevölkerung für eine „freie Marktwirtschaft“ aus wie vor der Krise.
Mittlerweile findet der Kapitalismus in den Emerging Markets sogar mehr Anhänger wie im Westen: Nicht in den reichen Industrieländern, sondern in den wesentlich ärmeren Emerging Markets, antworteten heute mehr Menschen auf die Frage ob es Ihnen in „freien Märkten bessere gehe“ mit „Ja“!
Mein Fazit: Dank der erstaunlichen poltischen Stabilität der Emerging Markets im Anblick der schwersten Weltwirtschaftskrise seit den 1930er Jahren und dank der schnellen Rückkehr zu hohem Wachstum werden die Emerging Markets wohl auch in 2010 eines der beliebtesten Ziele von Anlagegeldern sein.
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.