Emerging-Markets-Trader Gerhard Heinrich

Chinas Solarbranche: 1185% Wachstum bis 2011?

06.10.09 08:31 Uhr

Chinas Solarbranche: 1185% Wachstum bis 2011? | finanzen.net

Sie haben es sicher schon gehört: China plant in den kommenden Jahren durch ein massives Subventionsprogramm zu einem der größten Märkte für Solarenergie aufzusteigen.

Unter anderem sollen Großanlagen (ab 50 KW) für die Herstellung von Solarstrom mit bis zu 20 Yuan (2,93 USD) je Watt Leistung subventioniert werden.

Da dieser Wert über den durchschnittlichen Produktionskosten chinesischer Solarunternehmen liegt hofft die Branche auf einen sprunghaften Anstieg des chinesischen Solaranlagenbaus. Bisher kann man leider nur darüber rätseln wie explosiv dieser „Sprung“ sein wird, denn ob das Regierungsziel (2 GW Leistung bis Ende 2011) erreicht wird steht in den Sternen.

Studie: Bis zu 1,66 GW neuinstallierte Leistung

Das Marktforschungsinstitut GTM Research hat nun versucht das potentielle Marktwachstum in den kommenden zwei Jahren zu ermitteln. Gelingt es der Regierung den Projektzulassungsprozess auf das Optimum zu beschleunigen, so könnte die Installierte Solarzellenleistung in China bis 2011 von aktuell 140 MW auf 1800 MW (+1185%) explodieren.

Wahrscheinlich seien aber insbesondere im ersten Jahr Verzögerungen, denn es seien viele politische Ebenen in der Projektzulassung involviert. Da der „Lernprozess“ das Wachstum zunächst beschränken werde solle man also lieber mit 1000 MW installierter Leistung in 2011 rechnen (die Hälfte des Regierungsziels). Auch dies entspricht mehr als einer Ver7fachung der installierten Leistung. In jederlei Hinsicht: Uns erwartet ein riesiger Sprung!

Kein Grund zur Euphorie!

Die Zahl klingt atemberaubend, doch wer hofft, dass Chinas Regierung die Branche damit aus der Krise führen wird, könnte enttäuscht werden. Verglichen mit den Herstellungskapazitäten sind die über 2 Jahre verteilten Neuinstallationen im Gegenwert von 860 -1660 MW Leistung nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

So hat das auf die Halbleiter- und Solarindustrie spezialisierte Marktforschungsunternehmen „The Information Network“ errechnet, dass die Solarbranche mittlerweile Fertigungskapazitäten in Höhe von 17,55 GW Zellenleistung pro Jahr aufgebaut hat und diese Kapazitäten nicht zuletzt wegen der Folgen der Finanzkrise im Jahr 2009 nur noch zu 27,9% genutzt werden.

Alleine im Jahr 2010 seien zudem zusätzliche Fertigungskapazitäten von 5,7-6,7 GW geplant – der Großteil davon in China. Behält GTM Research recht so wird China also in den kommenden 2 Jahren nicht einmal ein Zehntel der neuen Fertigungskapazitäten absorbieren!

Trotzdem: die Chancen sind enorm!

Dass es im Subventionsprogramm der chinesischen Regierung auf Sicht von zwei Jahren möglicherweise zu Verzögerungen kommen wird heißt nicht, dass die Überkapazitäten der Branche von Dauer sein werden. Auch Deutschland konnte nicht über Nacht genug Solaranlegen-Installateure ausbilden um Solaranlegen mit einer Leistung von 1,5 GW pro Jahr (Installationen letztes Jahr) aufzustellen. Nach 2011 wird sich das hohe Wachstum fortsetzen. So gilt das chinesische Regierungsziel von 10 GW installierter Leistung in 2020 durchaus als übertreffbar.

Mein Fazit: Zwar kann China mit einer so spendierfreudigen Subventionspolitik einige Unternehmen auf der Nachfrageseite vor den Folgen der globalen Wirtschaftkrise schützen, die Angebotsseite bleibt jedoch die Achillesferse der Branche. Der Preisdruck auf dem Solarzellenmarkt wird auch im Jahr 2010 andauern und wer es nicht in wenigen Jahren schafft die Kosten auf unter 1 USD/Watt Zellenleistung zu drücken, droht Opfer eines radikalen Verdrängungswettbewerbs zu werden. Der Emerging Markets Trader hat daher in einer aktuellen Sonder-Studie die Unternehmen SunTech Power, Yingli Green Energy, LDK Solar, GCL Poly Energy, Trina Solar, Canadian Solar, China Sunergy, JA Solar, SolarFun Power, Solar Enertech China Nuvo Solar und China Solar Energy Holdings auf Herz und Nieren überprüft. Vorweg: Nur 6 der 12 Unternehmen scheinen langfristig eine Überlebenschance zu haben.

Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.