DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Auf Russlands Börse setzen!

05.05.10 08:32 Uhr

Auf Russlands Börse setzen! | finanzen.net

Während die Börsen hierzulande und im restlichen EU-Europa aufgrund der Griechenland-Tragödie kräftig durchgeschüttelt wurden, ...

... hat sich der Aktienmarkt in Moskau gut gehalten und seinen Aufwärtstrend bislang behauptet. Das hat mehrere Gründe, unter anderem natürlich die russischen Rohstoffe und die vergleichsweise soliden Staatsfinanzen. Nach langen Jahren mit einem Budgetüberschuss verzeichnete Russland 2009 erstmals wieder ein Budgetdefizit in Höhe von 6,1 Prozent des BIP. Zum Vergleich: Griechenlands Defizit 2009 beträgt 13,6 Prozent.

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Russland besserer Schuldner als Mittelmeerländer?

An den Märkten kann man die veränderten Koordinaten im Finanzsystem auch an den CDS-Spreads ablesen. Die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) zeigen an, welche Prämie ein Anleger zahlen muss, der sich gegen ein Ausfallrisiko eines Anleiheschuldners absichern will. Hohe CDS-Raten wie z. B. bei Griechenland signalisieren ein hohes Ausfallrisiko. Niedrige CDS-Raten zeigen dagegen an, dass am Markt nur mit einem geringen Ausfallrisiko gerechnet wird. Gemessen an den CDS-Raten werden russische Anleihen inzwischen als weniger riskant angesehen als z. B. Anleihen aus Portugal, Spanien oder Irland.

Russische Wirtschaft wächst wieder

Nach einem krisenbedingten Wachstumseinbruch 2009 hat die russische Wirtschaft wieder Fahrt aufgenommen. Aton Research prognostiziert ein BIP-Plus von 6,4 und 7,1 Prozent 2010 und 2011. Damit würde die russische Wirtschaft wieder so schnell wachsen wie vor der Krise. Neben der Öl- und Rohstoffindustrie wird auch der private Konsum ein immer bedeutenderer Faktor. Das liegt an den steigenden Löhnen. Der Durchschnittslohn 2003 lag noch bei 180 USD im Monat; bis 2011 soll er auf 1.001 USD steigen – und das bei für russische Verhältnisse vergleichsweise moderaten Preissteigerungsraten (CPI) von geschätzten 7,7 und 7,0 Prozent bis 2011. Kein Wunder also, dass sich auch der russische Aktienmarkt wieder im Aufwind befindet.

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Fazit:

Die Aktienbörse in Moskau ist mehr als einen Blick wert. Zwar gibt es auch Risiken, die nicht wegdiskutiert werden können. Zu nennen ist die hohe Korrelation mit Aktien aus anderen Emerging Markets. Sollte es zu einer Korrektur in China oder anderswo kommen, so dürfte auch die Börse Moskau betroffen sein. Auch ist aus dem Rohstoffsektor nur noch wenig Wachstum zu erwarten, da der Staat einen großen Teil abschöpft und bei so manchem Projekt am Limit gearbeitet wird. Andere Sektoren wie Versorger, Telekom, Nahrung und Pharma könnten dafür in die Bresche springen.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.