Japan wünscht sich Tesla-Einstieg bei Nissan - Nissan-Aktie hebt bereits ab
• Hochrangige Akteure drängen auf eine Tesla-Beteiligung an Nissan
• Tesla könnte Nissans US-Fabriken nutzen
• Die Nissan-Aktie steigt in Tokio um fast 10 Prozent
Erst vor wenigen Wochen ist eine geplante Mega-Fusion im japanischen Autosektor geplatzt. Seit Dezember hatten Honda Motor und Nissan Motor um einen möglichen Zusammenschluss verhandelt, legten die Pläne aber schlussendlich ad acta. Der Deal war mit Blick auf die steigende Konkurrenz aus China und den USA erwogen worden, da sowohl Nissan als auch Honda fürchteten, insbesondere im Elektroautosegment weiter den Anschluss zu verlieren.
Kommt Tesla zur Rettung?
Nun bringt eine hochrangige japanische Gruppe, darunter der ehemalige Premierminister Yoshihide Suga, ein neues Szenario ins Spiel. Nach ihrem Wunsch sollte sich der Elektroautopionier Tesla finanziell an Nissan beteiligen, wie einem Bericht der "Financial Times" zu entnehmen ist. Das Blatt beruft sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.
Gestützt werde die Initiative für einen Tesla-Einstieg von Mizuno, einem ehemaligen Vorstandsmitglied von Tesla, Suga und seinem ehemaligen Assistenten Hiroto Izumi, heißt es weiter.
Win-Win-Situation?
Die Gruppe hofft, dass Tesla unter der Leitung von Elon Musk bei Nissan als strategischer Investor tätig wird. Die US-Amerikaner könnten dann ihrerseits Nissans nicht ausgelastete US-Fabriken nutzen, um die heimische Produktion vor dem Hintergrund der US-Zolldrohungen auszuweiten. Tesla könne auf diesem Weg mit einer Beteiligung seine Produktionspräsenz in den USA stärken. Die US-Werke von Nissan in Tennessee und Mississippi haben zusammen eine Kapazität von 1 Million Fahrzeugen, produzierten aber im Jahr 2024 nur 525.000 Einheiten, so die FT weiter. Teslas Investition würde helfen, die Produktion anzukurbeln.
Nissan unter Druck
An Nissan beteiligt ist der französische Autobauer Renault. Allerdings ist die Stimmung zwischen Renault und Nissan angesichts zunehmender Rivalitäten und gegenseitiger Verdächtigungen schon länger getrübt. Renault hatte deshalb die 1999 geschmiedete Allianz teilweise aufgelöst und verkaufte zuletzt sukzessive Nissan-Anteile. Aktuell halten die Franzosen aber immer noch knapp 36 Prozent an dem japanischen Automobilhersteller.
Nissan leidet unter schwachen Umsätzen, Überkapazitäten und einer veralteten Modellpalette. Das Ausmaß der Probleme war gegen Ende letzten Jahres deutlich geworden, als Nissan für das erste Halbjahr einen Gewinneinbruch bekannt geben musste. Wie UBS-Analyst Kohei Takahashi unlängst nach den Zahlen schrieb, hatte Nissan nach dem Rückzug von den Honda-Gesprächen bereits signalisiert, einen neuen Partner zu suchen. "Die Aussicht auf eine Allianz und Veränderungen in der Kapitalstruktur des Unternehmens bleiben wichtige Einflussfaktoren auf den Aktienkurs", schrieb der Experte vor gut einer Woche.
Einen Einstieg bei Nissan könnte Tesla gemessen an der Marktkapitalisierung wohl locker stemmen: Während Nissan auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet knapp 11 Milliarden Euro kommt, ist Tesla an der New Yorker Börse umgerechnet fast 1,1 Billionen Euro wert.
Anleger feiern den Deal bereits
Die Nissan-Aktie legte an der Börse in Tokio am Freitag 9,47 Prozent auf 459 JPY zu und markierte damit das höchste Niveau seit sechs Wochen.
Für die Tesla-Aktie geht es im Handel an der NASDAQ hingegen zeitweise um 1,93 Prozent runter auf 347,57 US-Dollar.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX
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