Cancom: Grüne Computertechnologie

von Jens Castner, Euro am Sonntag

Nach der Aufnahme in unser defensives Musterdepot gab es für den Kurs von Cancom kein Halten mehr. Zumindest bis zum Donnerstag, als die Märkte erneut einen gewaltigen Dämpfer erhielten. Jeder Rückschlag bei Cancom stellt jedoch eine Kaufgelegenheit dar – zumindest, wenn man jenen Börsianern Glauben schenkt, nach deren Ansicht die Prognosen viel zu konservativ sind.

Eigentlich beginnen die Speku­lationen schon bei den vorläufigen Zahlen für 2009. Hier meldete die Nummer 3 der deutschen Systemhäuser (hinter Computacenter und Bechtle) einen Gewinn je Aktie von 46 Cent. Einige Branchenkenner erwarten jedoch einen Schnaps mehr. Vorstandschef Klaus Weinmann erklärte auf Nachfrage unserer Redaktion, dass dies eine Frage sei, über die sich die Wirtschaftsprüfer Gedanken machen müssten. Je nach Lesart könnten ein oder zwei Cent mehr herausgekommen sein, doch das bleibe abzuwarten. Die 46 Cent seien nach heutigem Kenntnisstand eine realistische Größenordnung.

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Für 2010 sieht Weinmanns Planung einen Anstieg des Gewinns auf 50 Cent je Anteilsschein vor, ein Jahr später sollen 60 Cent erreicht werden. Hier räumte der Unternehmenslenker ein, dass durchaus etwas Spielraum nach oben bestehen würde, falls einige zugekaufte Unternehmen schneller in die Gewinnzone geführt werden könnten als erwartet. Doch auch das sei Zukunftsmusik, falsche Hoffnungen wolle er auf keinen Fall schüren.

Doch selbst wenn es in den nächsten beiden Jahren nur zu den offiziell kommunizierten Gewinnanstiegen kommt, sollte die Aktie Potenzial haben, zumindest die Sechs-Euro-Marke zu erklimmen. Ein 2011er-KGV von zehn ist für einen reinrassigen Wachstumswert auf keinen Fall zu teuer, zumal auch die Aussichten für die fernere Zukunft nicht die schlechtesten sind.

Frühzeitig hat Weinmann auf den neuen Megatrend Green IT gesetzt, der dieses Jahrzehnt beherrschen dürfte. Strom sparen, um CO2-Emissionen zu vermeiden, und überflüssige Fahrten vermeiden, um Sprit zu sparen, lautet das Gebot der Stunde. Durch Fernadministration und Mietmodelle für Hardware wie PCs, Drucker und Kopierer nimmt Cancom in der Branche eine Vorreiterrolle ein. Da die Geräte heute online melden, wenn der Toner auszugehen droht, können die Fahrtrouten des Wartungspersonals intelligent und umweltschonend geplant werden. Für Cancom hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass weniger Technikerstunden notwendig sind, um Verbrauchsmaterialien zu liefern und defekte Geräte zu reparieren.

Und durch den höheren Dienstleistungsanteil verringert sich die Abhängigkeit vom margenschwachen Großhandelsgeschäft von Jahr zu Jahr. Bei den Kunden scheint das Konzept anzukommen. Der Auftrag für die Wartung der Drucker des Frankfurter Flughafens beispielsweise wurde von Fujitsu erst kürzlich verlängert.

Auf Wachstumskurs
Ohne Zukäufe wäre der Umsatz 2009 um fünf Prozent geschrumpft, 2010 will Cancom wieder aus eigener Kraft wachsen.