Euro am Sonntag-Interview

Mietwagen-Mogul Sixt: Eine typische Neiddebatte

08.04.13 03:00 Uhr

Der Autovermieter Erich Sixt über hohe Managergehälter in Deutschland, die Aufholjagd ­gegen Europcar und die Unterbewertung der eigenen Aktien um über 30 Prozent.

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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag

Derzeit ergeht es Erich Sixt wie einst Angela Merkel in der wohl berühmtesten Sixt-Werbekampagne: Ihm bläst vor allem im europäischen Kerngeschäft der Wind kräftig ins Gesicht. Die Aktie des Autovermieters kam zuletzt etwas unter die Räder. Obwohl der Gesamtmarkt anzog, liegt das Sixt-Papier seit Jahresbeginn im Minus. Trotzdem will der streitbare Unternehmer mit Sitz in Pullach bei München den europäischen Platzhirsch Europcar überholen und gleichzeitig den großen US-Markt ­erschließen. Zukäufe schließt er im Interview mit €uro am Sonntag ebenso wenig aus wie ein weiteres Aktienrückkaufprogramm noch in diesem Jahr.

€uro am Sonntag: Hohe Boni und Gehälter werden öffentlich kritisiert. Sie haben gesagt, die schwierigste Entscheidung sei für Sie jedes Jahr, wenn Sie als Hauptaktionär und Vorstandschef mit sich selbst ausmachen müssen, was der Vorstand verdienen soll und was die Aktionäre bekommen. Ist das wirklich ein großer Stress, sein eigenes Gehalt zu bestimmen?
Erich Sixt:
Ja, das ist tatsächlich eine der wenigen Stresssituationen, die ich im Jahresverlauf habe.

Zur Höhe sagen Sie nichts, aber welche Maßstäbe legen Sie an?
Es sollte auf jeden Fall eine sehr ­erfolgs- und ertragsorientierte Vergütung sein. Auf der anderen Seite sollte der Vorstand als Unternehmer für schlechte Ergebnisse und Misserfolge büßen. Vom Gerede über die Begrenzung von Managergehältern halte ich nichts. Bei Fußballspielergehältern beschwert sich auch niemand, und Vorstände tragen eine weit höhere Verantwortung.

Die Regierung will die Entscheidung über Managergehälter vom Aufsichtsrat in die Hauptversammlung verlegen. Lässt sich das angestrebte Ziel damit erreichen?
Was soll da anderes rauskommen? Die Hauptversammlung wählt ja den Aufsichtsrat, der bisher schon die Vergütung bestimmt. Es ist eine ­populistische Geisterdiskussion, eine typische Neiddebatte, außerdem volkswirtschaftlich irrelevant bei der geringen Zahl an Managern, die zweistellige Millionenbeträge verdienen.

Zum 100-jährigen Firmenjubiläum gab es für die Aktionäre eine ­kräftige Dividendenerhöhung. Der Sixt-Aktienkurs hat jedoch zuletzt an Schwung verloren. Müssen Sie insgesamt nicht mehr auf den Kapitalmarkt zugehen?
Unsere Aufgabe als Vorstand ist es, Gewinne zu generieren, die Kurse macht der Markt. Aggressives Ak­tienmarketing halte ich grundsätzlich für falsch. Wir haben aber 2012 unsere Kommunikation mit dem Kapitalmarkt deutlich intensiviert.

Offenbar nicht intensiv genug —oder sind Sie mit der Kursentwicklung zufrieden?
Möglicherweise werden wir an der Börse wegen der schlechten operativen Performance unserer europäischen Wettbewerber in Sippenhaft genommen. Unsere Aktie ist unterbewertet, weil unsere Marktkapitalisierung mit rund 730 Millionen Euro nur knapp über dem Buchwert des Eigenkapitals liegt, das Ende 2012 mehr als 630 Millionen Euro ausmachte. Wendet man übliche ­Bewertungskriterien an, so müsste bei einem Jahresertrag von 119 Mil­lionen Euro der faire Wert des Un­ternehmens bei deutlich über einer Milliarde Euro liegen.

Sind weitere Aktienrückkauf­programme geplant?
Wir haben in den vergangenen ­Jahren zwei Rückkaufprogramme durchgeführt. Derzeit ist keines geplant, für das Gesamtjahr will ich es aber nicht ausschließen.

Die Euroschuldenkrise machte Sixt bereits 2012 zu schaffen, der Vorsteuergewinn ging um 15 Prozent zurück. Sehen Sie 2013 Anzeichen einer Besserung?
Zunächst einmal: Sixt hat 2012 mit einem Vorsteuergewinn von 119 Millionen Euro eines der höchsten Ergebnisse in 100 Jahren Firmengeschichte erzielt. Wir müssen für 2013 mit weiteren Auswirkungen der Euroschuldenkrise auf unser Geschäft rechnen und sehen in Deutschland einen Rückgang im Geschäftsreiseverkehr, vor allem an den Flughäfen. Im Ausland ist der Rückgang noch stärker, auch wenn wir insgesamt außerhalb Deutschlands weiterwachsen werden. Wir erwarten 2013 einen weiteren leichten Ergebnisrückgang im Konzern.

Da wird es für Ihre mittelfristige Prognose bis zum Jahr 2016 aber eng, oder nicht?
Da mache ich mir keine Sorgen. Über die Jahre hatten wir bis zu zweistellige Wachstumsraten, sodass wir bis 2016 auf einen operativen Konzernumsatz von 1,9 bis zwei (2012: 1,4) Milliarden Euro kommen können. Unsere Zielumsatzrendite liegt bei zehn Prozent, sodass ein Vorsteuerergebnis von 170 bis 200 Millionen Euro in drei Jahren realistisch ist. Vergangenes Jahr lag die Rendite bei 8,3 Prozent, nach 10,1 Prozent im Jahr zuvor.

Der Abstand zum europäischen Marktführer Europcar ist nach wie vor groß. Wollen Sie ihm wirklich noch die Marktführerschaft streitig machen?
An diesem Ziel halten wir fest. Die ­europäische Marktführerschaft bei Mietwagen kann man aber nur mit Zukäufen erreichen. Wir sind in Deutschland klarer Marktführer mit einem Anteil von 32 Prozent. In Europa sind es rund 13 Prozent, Europcar kommt auf über 20 Prozent. Dazwischen sind noch Hertz und Avis, zu denen wir den Abstand schon deutlich verkürzt haben. Für unsere Aktionäre ist aber wichtiger, dass wir beim Gewinn bereits Markt­führer in Europa sind. Wir sind ­momentan der wohl profitabelste Autovermieter der Welt, während Europcar 2012 ­einen Verlust vor Steuern von 89 Millionen Euro hingelegt hat.

Haben Sie konkret Zukäufe im Auge?
Wir suchen permanent Möglichkeiten, sind dabei aber sehr vorsichtig. Ich schließe Akquisitionen nicht aus, konkret liegt uns derzeit aber nichts vor.

Sie wollen den US-Vermietmarkt erschließen, der allerdings sehr wettbewerbsintensiv ist. Warum wollen Sie trotzdem diese Risiken eingehen?
Die USA sind der weltweit größte Vermietmarkt mit 22 Milliarden Dollar Umsatzvolumen. Allein am Flughafen Miami werden rund 40.000 Autos vermietet, mehr als in ganz Österreich. Wir haben derzeit zwölf eigene Stationen in den USA und haben jetzt auch mit dem Aufbau eines Franchise-Netzes begonnen.

Ein rotes Tuch ist für Sie die Neu­regelung der Rundfunkgebühren für die öffentlich-rechtlicher ­Sender. Warum klagen Sie nicht, wie es die Drogeriekette Rossmann beim ­bayerischen Verwal­tungs­gericht bereits getan hat?
Die Wirtschaft ist endlich aufgewacht, nachdem Sixt lange Zeit bei diesem Thema Rufer in der Wüste war. Wir haben bereits vor zwei ­Jahren beim Verfassungsrechtler Christoph Degenhart ein Gutachten in Auftrag gegeben, und er hat die Verfassungswidrigkeit der Reform bescheinigt. Wenn wir den ersten Gebührenbescheid haben, werden wir Einspruch einlegen. Wir sind bereit, bis vor das Bundesverfassungsgericht zu gehen.

Hat diese Neuregelung denn ­wirklich so gravierende Folgen für Ihr Geschäft?
Wir mussten schon bisher für jedes in die Flotte eingesteuerte Fahrzeug GEZ-Gebühren bezahlen, was Sixt mehrere Millionen Euro im Jahr ­kostet. Jetzt wurde der Betrag pro Fahrzeug noch erhöht, und neu hinzugekommen sind Gebühren für Betriebsstätten, also zum Beispiel für unsere Vermietstationen. Wir rechnen mit einer Mehrbelastung im klar sechsstelligen Bereich. Ursprünglich hatte die Politik übrigens eine Entlastung versprochen.

Der Hedgefondsmanager Florian Homm hatte es vor Jahren auch mal auf Sixt abgesehen und Ihnen sehr zugesetzt. Vor ein paar Wochen wurde er in Italien verhaftet. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?
Homm ist Geschichte, passé. Mich interessiert nur die Zukunft. 

zur Person:

Provokation
als Prinzip

So richtig bekannt sind Erich Sixt und sein Unternehmen seit den 80er-Jahren durch schrille Werbung, die mit teilweise ­provozierenden Motiven Aufmerksamkeit erregen wollte. Die Strategie hatte er zusammen mit dem Werber Jean-Remy von Matt entwickelt.
Geboren wurde Erich Sixt 1944 in Mistelbach/Österreich, er ist Vorstandschef sowie Mehrheitsaktionär des Autovermieters Sixt AG. 1969 übernahm er den elterlichen Autovermietbetrieb in München, machte daraus den größten Autovermieter Deutschlands und brachte das Unternehmen 1986 an die Börse. Er ist mit Regine Sixt verheiratet und hat zwei Söhne. Beide sind im Management des Unternehmens beschäftigt. Wer als Konzernchef die Nachfolge übernimmt, ist noch offen.

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