Zalando-Aktie startet bei 24,10 Euro - Next Stop SDAX?

Die Zalando-Aktie startet an der Frankfurter Börse gegen 09:22 Uhr mit einem deutlichen Kursaufschlag im Vergleich zum Emissionspreis in ihren ersten Handelstag. Der erste Kurs der Aktie liegt bei 24,10 Euro und damit klar über dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Das Börsendebüt fällt damit für den Online-Modehändler bislang äußerst erfolgreich aus. Die zweistelligen Zeichnungsgewinne kann die Aktie aber nicht lange halten. In den ersten Handelsstunden fällt das Papier unter Erstkursniveau, bleibt aber über dem Ausgabepreis.

Mit einem Emissionspreis von 21,50 Euro pro Aktie nahm Zalando insgesamt 605 Millionen Euro beim Börsengang ein. Hochgerechnet auf das gesamte Unternehmen - es wurde ja nur ein Anteil von 11,3 Prozent an die Börse gebracht - bedeutet dies, dass der Online Händler rund 5,35 Milliarden Euro wert ist. Das macht auch die Großaktionäre reich. Die Beteiligung des schwedischen Investors Kinnevik an Zalando sinkt nach dem Börsengang zwar von rund 36 Prozent auf nur noch rund 32 Prozent, ist dafür jetzt aber gut 1,7 Milliarden Euro wert. Die Samwer-Brüder halten nach dem IPO noch einen Anteil von knapp 15 Prozent. Dieser ist nach dem Börsengang rund 0,8 Milliarden Euro wert. Und der Wert der Unternehmensbeteiligung steigt weiter mit dem Aktienkurs der Zalando-Aktie.

Die Zalando-Aktie als SDAX-Kandidat?

Da die Papiere von Zalando im "Prime Standard" notiert sind, sind sie auch ein Kandidat für die Aufnahme in einen Auswahlindex der Frankfurter Börse. So könnte die Aktie möglicherweise in den TecDAX oder den SDAX aufsteigen, je nachdem, ob der Online-Händler von der Deutschen Börse als Technologieunternehmen eingestuft wird oder nicht. Prognosen hierfür sind zur jetzigen Zeit schwer, da es an vergleichbaren deutschen Unternehmen mangelt. Eine Aufnahme von Zalando in den SDAX scheint jedoch etwas wahrscheinlicher, angesichts der Tatsache, dass auch der Online-Reifenhändler Delticom im SDAX notiert ist.

Eine Aufnahme in einen der Auswahlindizes der Deutschen Börse könnte der Zalando-Aktie jedoch auf jeden Fall einen weiteren deutlichen Schub nach oben bescheren und auch das Interesse an dem Papier hoch halten: Denn viele Fondsmanager oder ETFs decken sich für ihre Depots mit Aktien aus den Auswahlindizes ein.

Die nächste Überprüfung der Indexzusammensetzung für den SDAX findet im März 2015 statt. Ein mögliches Hindernis könnte für Zalando allerdings seine Marktkapitalisierung werden. Denn diese ist ein wichtiges Kriterium für die Aufnahme in einen Auswahlindex und errechnet sich auf Basis des Freefloats. Dieser liegt bei den Zalando-Aktien bei gerade einmal 11,3 Prozent, solange sich die Altaktionäre nicht von ihren Anteilen trennen.

Aufgrund des geringen Freefloats griff bei Zalando bereits für den Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse eine Ausnahmeregelung. Denn die Aufnahmekriterien für den Prime Standard sehen eigentlich vor, dass sich mindestens 25 Prozent der Unternehmensaktien im Streubesitz befinden müssen. Zalando kommt mit 11,3 Prozent nicht einmal auf die Hälfte des geforderten Streubesitzes. Die Börse Frankfurt gewährte aber bereits in der Vergangenheit einigen Unternehmen ein Listing im Prime Standard, die nicht über den erforderlichen Streubesitz, dafür jedoch über eine hohe Aktienanzahl verfügten. So auch bei Zalando. Da das Unternehmen rund 28 Millionen Aktien an die Börse bringt, diese an genug Investoren verteilt, so dass ein ordnungsgemäßer Börsenhandel gewährt ist, und man sich an der Deutschen Börse einen so großen Börsengang offenbar nicht entgehen lassen wollte, wurde von der 25-Prozent-Vorgabe abgewichen.

Günstiges Börsenumfeld

Das Datum für seinen Börsengang hat Zalando gut gewählt: Die Aktie kann aktuell auch vom günstigen Börsenumfeld profitieren. Erst am 19. September war der Online-Riese Alibaba in New York an die Börse gegangen und hatte dort einen fulminanten Handelsstart hingelegt.

Der Börsengang von Zalando ist auch das erste deutsche IPO der vergangenen Monate, das das Interesse von Privatanlegern wecken konnte. Da Zinsen auf klassische Sparprodukte in den vergangenen Wochen auf ein rekordtiefes Niveau fielen, wenden sich viele Anleger offenbar wieder der Aktie als lukrativerem Investment zu. Durch seinen großen Bekanntheitsgrad unter den Privatanlegern - wer kennt nicht mindestens einen Zalando-Werbespot - kann Zalando bei seinem Börsengang offenbar von dieser Tatsache profitieren: Im Vorfeld des Börsengangs war immer wieder berichtet worden das vor allem das Interesse der Privatanleger an der Zalando-Aktie hoch war, auch wenn viele Analysten sich skeptisch zeigten.

So schlagen sich Konkurrenten an der Börse

Ob sich die Zalando-Aktie aber am Markt wirklich behaupten und die Anleger zu Freudenschreien bewegen kann, werden erst die nächsten Handelswochen zeigen. Die Konkurrenz ist jedenfalls hart. In seinem Geschäftsfeld muss sich Zalando mit Branchengrößen wie Amazon und eBay messen, die nun auch an der Börse eine Vorreiterrolle für Zalando spielen könnten. Vor allem Amazon hat dabei gezeigt, wie man Anleger trotz niedriger Gewinne oder gar einem Verlust bei der Stange hält: Seit dem Börsengang Mitte der 90er hat die Amazon-Aktie trotz einiger Rückschläge ihren Wert vervielfacht. Dies dürfte sicher auch das Ziel von Zalando sein, das sich in Europa als ernsthafter Konkurrent zu Amazon versteht.

Blickt man auf andere börsennotierte Unternehmen, die den Konkurrenzkampf mit Platzhirsch Amazon gesucht haben, findet man jedoch schnell auch weniger erfolgreiche Geschichten. Der britische Online-Modehändler Asos, der mit einem ähnlichen Sortiment wie Zalando aufwartet, musste beispielsweise seit Jahresbeginn kräftige Verluste bei seinem Aktienkurs hinnehmen, die Rekordhochs der Aktie sind längst Geschichte. Dabei ist Asos in seinem Geschäftsfeld erfolgreicher als Zalando und kann zumindest Gewinne verbuchen. Bereits vier Jahre nach der Gründung schrieb Asos schwarze Zahlen. Zalando hat die Gewinnzone dagegen noch nicht erreicht.

Zuletzt musste Asos seine Gewinnprognosen jedoch immer weiter senken. Allein drei Gewinnwarnungen gab der britische Online-Modehändler in diesem Jahr heraus - die Asos-Aktie brach daraufhin gewaltig ein. Dies könnte auch ein böses Omen für die Zalando-Aktie sein, denn die Geschäftsfelder der beiden Unternehmen sind nahezu identisch. Und auch die Strategie, die die beiden Unternehmen verfolgen, dürfte nicht gerade unähnlich sein. Denn Anders Holch Povelsen, der mit einem Anteil von rund 9 Prozent der drittgrößte Eigentümer von Zalando ist und damit eine gewichtige Stimme im Unternehmen hat, ist auch Großaktionär bei Asos. Seine Bestseller-Gruppe hält über das Investment-Vehikel Aktieselskabet AF 5/5/2010 rund 28 Prozent an Asos.

Das Beispiel Asos zeigt jedoch vor allem, dass an der Börse nicht nur der erste Hype zählt, sondern die Aktionäre von "ihrem" Unternehmen längerfristig auch solide Zahlen erwarten. Dass Zalando diese auch liefern kann, muss der Börsenneuling erst noch beweisen. Sonst heißt es möglicherweise bald auch für die Zalando-Aktie und deren Kurs "Schrei vor Glück oder schick’s zurück!"

C. Ludwig / Redaktion finanzen.net