Hat Putin einen Grexit verhindert?
23.07.15 15:51 Uhr

Pressespekulationen zufolge soll ausgerechnet Kreml-Chef Wladimir Putin den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras dazu getrieben haben, den harten Bedingungen des dritten Hilfspakets zuzustimmen.
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Wie die griechische Zeitung "To Vima" berichtet, habe der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras in den Monaten vor der Einigung mit den Geldgebern verstärkt auf Hilfe aus Russland gehofft. Diese habe ihm Putin allerdings im letzten Moment verweigert.
Tsipras mit geheimen "Drachme"-Plänen?
Angaben des Blattes zufolge hatte Alexis Tsipras vor, in Griechenland erneut die Drachme einzuführen. In diese Pläne seien seit Jahresbeginn wichtige Politiker der Regierungspartei Syriza eingeweiht gewesen, darunter Panos Kammenos, Yiannis Dragasakis, Nikos Pappas und Panagiotis Lafazanis. Auch sein ehemaliger Finanzminister Yanis Varoufakis sei bei den Plänen mit im Boot gewesen, berichtet "To Vima" weiter.Das Blatt beruft sich auf Angaben des englischsprachigen Blogs "Greek Reporter". Dort hieß es, Tsipras hatte in einem Interview mit dem griechischen Fernsehsender ERT gesagt, ein Land das sein eigenes Geld drucken wolle, benötige "Reserven in einer starken Währung". Moskau habe allerdings nur vage reagiert, nämlich mit einem Hinweis auf eine Vorauszahlung über fünf Milliarden Dollar für die neue South-Stream-Pipeline, die durch Griechenland verlaufen soll.
Putin lehnte Drachmen-Einführung ab
Mit dem Referendum, bei dem Tsipras das griechische Volk über die von den Geldgebern geforderten Sparmaßnahmen abstimmen ließ, wollte der griechische Regierungschef Pressespekulationen zufolge ausloten, inwieweit das Volk seine Pläne zur Einführung der Drachme unterstütze. Kurz vor dem Referendum aber habe ihm Wladimir Putin einen Strich durch die Rechnung gemacht: Laut dem russischen Staatssender RT habe der Kreml-Chef klargemacht, dass er eine Rückkehr zur Drachme nicht unterstütze. Tsipras blieb dem Vernehmen nach daher keine andere Möglichkeit, als den Bedingungen der Gläubiger für ein drittes Kreditpaket zuzustimmen.Putins Sprecher dementiert Griechen-Bitte um Kredit
Dass Tsipras direkt bei Kreml-Chef Putin um einen Kredit in Höhe von 10 Milliarden Dollar gebeten hatte, um die Drachmen-Einführung abzusichern, wird von Seiten Russlands allerdings dementiert. Eine solche Anfrage habe es nie gegeben, so Putins Sprecher Dmitri Peskow. "To Vima" hatte zuvor über eine entsprechende Bitte von Seiten Tsipras berichtet, die direkt an den Kreml gerichtet worden sei. Zeitgleich habe der griechische Ministerpräsident ähnlich lautende Anfragen nach Dollar-Krediten an die Regierungen in Teheran und Peking abgeschickt, war mit seinem Ansinnen aber auch dort nicht erfolgreich.Werbung
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Die Tatsache, dass Tsipras kein Geld zur Absicherung der Drachme bekommen hat, hätte laut dem Bericht also dazu geführt, den Grexit zu verhindern und Griechenland in eine Einigung mit den europäischen Geldgebern getrieben.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Sasha Mordovets/Getty Images