Euro am Sonntag

Ungarn-Zertifikate: Angst vor Orbán verfliegt

27.10.15 09:30 Uhr

Ungarn-Zertifikate: Angst vor Orbán verfliegt | finanzen.net

Mit unorthodoxen und umstrittenen Maßnahmen hat die ­Regierung die Wirtschaft fit gemacht. Anleger belohnen das.

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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Die Bilder des Stacheldrahtzauns, mit dem Flüchtlingen der Eintritt nach Ungarn verwehrt wurde, gingen um die Welt. Es war nicht das erste Mal, dass Ungarns Regierungschef Viktor Orbán zu unkonventionellen Maßnahmen griff.



Auch seine Wirtschaftspolitik fällt dadurch auf. Mit diversen Sondersteuern verprellte er Investoren. Leidtragende waren vor allem ausländische Firmen. Politisch zeichnet sich Orbán durch Einschränkung der Pressefreiheit, Eingriffe in die Justiz und autoritäres Gehabe aus. Lange mieden Investoren daher den Staat wegen politischer und rechtlicher Risiken. Ungarn durchlief eine lange Rezession.

Allerdings hat die unorthodoxe Wirtschaftspolitik durchaus Erfolge gebracht. Die über­mäßige private und öffentliche Fremdverschuldung hat sich deutlich verringert. Im nächsten Jahr wird Ungarn wohl bei allen drei wichtigen Rating­agenturen wieder den Investment-Gade-Status erhalten, was Kredite verbilligt.


Im Vorjahr hatte das BIP um 3,6 Prozent zugelegt, einer der höchsten Werte in der EU. 2015 wird mit einem Zuwachs von 2,8 und 2016 mit plus 2,5 Prozent ­gerechnet. Die Arbeitslosigkeit sank von 10,2 Prozent 2013 auf 7,1 Prozent derzeit. Das kurbelt den Konsum an. Auch der lange darniederliegende Immobilienmarkt zeigt inzwischen wieder Anzeichen der Erholung.

Hausse in Budapest

Der Aktienmarkt honorierte das mit Freudensprüngen. Mit plus 32 Prozent in Euro seit Januar ist der Leitindex BUX Europas zweitbeste Börse nach Lettland. "Nach der langen wirtschaftlichen Durststrecke bis 2013 und den anschließenden politischen Unsicherheiten war der Markt günstig bewertet und hatte Nachholpotenzial gegenüber vergleichbaren Börsen wie Polen und Tschechien", erklärt Andreas Schiller, Analyst für Osteuropa-Aktien bei Raiffeisenbank International.

Das aber hat sich nun geändert. Das 2016er-KGV von 10,7 beim BUX liegt nur noch leicht unter dem der Prager (11,5) und der Warschauer Börse (12,2). Dennoch dürfte sich der Aufschwung in gemäßigterer Form fortsetzen. Orbán will die Steuern auf ­Banken ab 2016 schrittweise senken. Das dürfte dem Indexschwergewicht OTP Bank mit 33 Prozent Anteil zugute kommen. Die Aussichten für ­Firmengewinne sind positiv. Sie sollen 2016 um 19 Prozent zulegen. Zudem wächst Ungarn solide und robust. "Wegen der gesunkenen Risikowahrnehmung der Anleger rechne ich mit der Fortsetzung des Aufwärtstrends", sagt Schiller.


Mit dem Endlos-Indexzertifikat (ISIN: DE 000 SG0 6BX 1) der Société Générale setzen Anleger auf den BUX, der 14 Titel enthält. Der Spread beträgt 0,6 Prozent, eine Währungssicherung fehlt. Wer den Forint zum Euro fixieren will, dem offeriert die Commerzbank das Open-end-Quanto-BUX-Papier (Spread 1,0 Prozent, DE 000 CB6 EBV 7). Die Devisenabsicherung kostet aktuell nichts, was sich aber je nach Marktlage ändern kann. Die Dividenden werden bei beiden ­Papieren reinvestiert. Neben geringer Liquidität ist für Anleger die Unberechenbarkeit von Orbáns Politik das Hauptrisiko.

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