Im Öl-Dilemma

Wie lange kann Saudi-Arabien den Ölpreis niedrig halten?

20.05.16 17:08 Uhr

Wie lange kann Saudi-Arabien den Ölpreis niedrig halten? | finanzen.net
Riad

Saudi-Arabien will am billigen Öl festhalten - das beweist nicht zuletzt die Ablösung des diplomatischen Öl-Ministers Al-Naimi. Doch die niedrigen Notierungen machen dem Land bereits zu schaffen.

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Ali Al-Naimi, der nun ehemalige Öl-Minister Saudi-Arabiens, hat sich in vielen Jahren einen Ruf in der Öl-Branche erworben, der seinesgleichen suchte. Bei den Treffen der Öl-Staaten hingen alle Beteiligten förmlich an seinen Lippen - ein Wort aus dem Mund Al-Naimis konnte über Anstieg und Fall des Ölpreises bestimmen. Die Akteure der Öl-Branche konnten sich darauf verlassen, dass Al-Naimi tat, was er sagte, und stets zu seinem Wort stand. Zumindest war dies bis zum April 2016 der Fall, als sich die Abgesandten der wichtigsten Öl-Staaten in Doha trafen, um über ein Einfrieren der Quoten zu verhandeln.

OPEC-Einigung in letzter Sekunde verhindert

Der Öl-Förderwahn sollte ein Ende nehmen, der Ölpreis endlich wieder steigen und eine Einigung, die Ali Al-Naimi mit ausgehandelt hatte, stand fast unmittelbar bevor. Doch in letzter Sekunde scheiterte das Vorhaben, als Kronprinz Mohammed bin Salman auf den Plan trat und verlangte, dass auch der Iran mit von der Partie sein müsse - eine Forderung, die mehr als unrealistisch war und schließlich zum Scheitern der Verhandlungen führte. Dieses Veto des Kronprinzen war gleichzeitig eine Machtdemonstration - nur wenige Tage später gab Saudi-Arabien die Ernennung eines neuen Öl-Ministers bekannt. Der alteingesessene Öl-Minister Al-Naimi wurde abgelöst durch Khalid Al-Falih - ein Vertrauter von Mohammed Bin Salman, der aktuell als "kommender Mann" in Saudi-Arabien gehandelt wird, und aktueller Chef des Öl-Riesen Aramco. Mit diesem Schachzug stellt der Kronprinz sicher, dass seine Interessen in der Öl-Branche genauestens vertreten werden.

Was bedeutet Al-Falihs Ernennung für den Ölpreis?

Als enger Vertrauter des Kronprinzen, ist es zu erwarten, dass der neue Öl-Minister Al-Falih den gleichen Kurs einschlägt, den auch Bin Salman verfolgt: Einen unnachgiebigen. Mohammed Bin Salman ist hauptverantwortlich für die massive Ölförderung und gebraucht die Öl-Flut als multifunktionale Waffe zur Verteidigung des Saudi-Arabischen Marktanteils in der Öl-Branche und zur Schwächung des "Erzfeindes" Iran. Zudem möchte der Kronzprinz um jeden Preis verhindern, dass Saudi-Arabien Marktanteile verliert. Was der Fall sein könnte, wenn Saudi-Arabien zuerst die Öl-Förderung drosselt. Daher liegt nahe, dass der Ölpreis auch unter Al-Falih niedrig bleiben dürfte, denn Saudi-Arabien hat in Sachen Öl einen langen Atem. "Uns sind die Ölpreise egal. 30 Dollar oder 70 Dollar, uns ist das gleich", zitierte etwa die "WELT" den Prinzen Bin Salman.

Erste Saudi-Arabien-Anleihe kommt

Doch auch Saudi-Arabien wird den niedrigen Notierungen nicht ewig standhalten können. Bereits jetzt hat der niedrige Ölpreis ein beträchtliches Loch im Staatshaushalt hinterlassen - ein Loch, das das Land nun mit internationalen Anleihen stopfen möchte. Bislang konnte Saudi-Arabien sein Haushaltsdefizit über die Ausgabe lokaler Anleihen finanzieren, auch Devisenreserven wurden bei Bedarf angezapft. Doch dies scheint nun nicht länger ausreichend zu sein - im Jahr 2016 soll das Loch im Staatshaushalt bereits satte hundert Milliarden Dollar betragen. Nun will sich das Land auch auf dem internationalen Parkett umsehen und treibt die Ausgabe seiner ersten internationalen Staatsanleihe weiter voran. Nach Bloomberg-Informationen hat Saudi-Arabien bereits Einladungen an mehrere Geldhäuser verschickt, um den Anleihen-Verkauf zu organisieren. Binnen einer Woche erwartet das Königreich Antwort von den Banken. Die Transaktion solle nach dem Ramadan, der am 5. Juli endet, abgewickelt werden und eine "signifikante Menge" an Einnahmen einbringen.

Zwischen Öl-Abhängigkeit und Preiskampf

Zudem ist auch ein Börsengang des Öl-Multis Aramco geplant, der für das Jahr 2017 oder 2018 anberaumt ist. Auch dies kein Zufall. "Binnen 20 Jahren werden wir eine Volkswirtschaft oder ein Staat sein, der nicht mehr hauptsächlich vom Öl abhängt", kündigte Mohammed bin Salman in einem Interview zum angestrebten IPO an. Ein Öffnen der Wirtschaft scheint also auch aus Saudi-Arabischer Sicht langfristig unumgänglich. Das Land will nun auch für ausländische Geldgeber attraktiv werden und letztendlich die Öl-Abhängigkeit verringern. "Saudi Vision 30" heißt das Projekt, im Zuge dessen Saudi-Arabien die Öl-Abhängigkeit hinter sich lassen möchte. Dies bis zum Jahr 2030 zu erreichen und gleichzeitig die Öl-Preise bis zu diesem Zeitpunkt niedrig zu halten, dürfte jedoch ein schwieriger Balanceakt werden.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: sacura / Shutterstock.com, iStockphoto

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