Brexit könnte Goldpreis bis auf 1.400 Dollar treiben
Gold könnte im Falle eines Austritts von Großbritannien aus der Europäischen Union (EU) der große Gewinner sein.
Sollten die britischen Wähler bei dem Referendum für einen "Brexit" stimmen, dürfte der Preis für das Edelmetall nach Einschätzung von Analysten in einer Größenordnung von 10 Prozent nach oben gehen. Experten halten eine Marke von 1.400 US-Dollar je Unze für möglich, sollten die Brexit-Befürworter bei der Abstimmung am Donnerstag eine Mehrheit bekommen.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Für leicht erreichbar hält Simona Gambarini, Edelmetallexpertin bei Capital Economics, einen Goldpreis von 1.400 Dollar im Falle eines EU-Austritts Großbritanniens. Die Analysten der Societe Generale hatten kürzlich die Erwartung geäußert, dass in diesem Fall die Nachfrage nach Gold nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern auch im übrigen Europa anziehen dürfte.
Der Goldpreis hat unterdessen in den vergangenen Tagen verloren, nachdem die Umfragen zum Ausgang des Referendums uneinheitlich ausfielen. Am Mittwochnachmittag hatte der Londoner Spotpreis für das Edelmetall um 0,1 Prozent auf 1.266,40 Dollar nachgegeben, nachdem er zwichenzeitlich bei 1.261,41 Dollar auf einem Neun-Tages-Tief notiert hatte.
Eigentlich ist Gold aber als sicherer Hafen gesucht. Es steht für einen stabilen Wert in Zeiten weitgehender sozialer und wirtschaftlicher Unsicherheit. Daher fragen Anleger es vermehrt nach in Phasen globaler Instabilität. Marktteilnehmer häuften es schon seit Januar an, als die Sorgen um einen Brexit aufkamen. Sollte sich die Waagschale zugunsten eines EU-Austritts neigen, dürfte sich der Ansturm auf Gold noch verstärken.
Die Zahl der TD-Direct-Investing-Kunden, die Fonds mit Investments in Gold halten, sei seit Jahresbeginn um 28 Prozent gestiegen, sagt Chief Investment Officer Michelle McGrade von TD Direct Investing. Allein im vergangenen Monat sei es hier um weitere 4 Prozent nach oben gegangen.
Weltweit waren Aktien im Juni auf dem Rückzug. Zugleich sind die Renditen von Staatspapieren auf historische Tiefststände abgerutscht. Auch der Rohstoffmarkt hat sich jüngst in Bärenverfassung gezeigt. Gold gehört hingegen zu den wenigen Anlagen, die im Falle eines Brexit zu den Gewinnern gehören dürften.
Die Brexit-Befürworter sehen sich allerdings ständig mit dem Vorwurf konfrontiert, keinen wirtschaftspolitischen Plan für die britische Wirtschaft im Fall ihres Erfolgs zu haben. Die Unsicherheit, die dann unausweichlich wäre, dürfte nach herrschender Auffassung zu einer gesteigerten Volatilität der Märkte führen, während sichere Anlageformen wie Gold profitierten. Außerdem könnten die Schockwellen nach einem Brexit sogar die US-Zinspolitik erfassen. Federal-Reserve-Chefin Janet Yellen hat bereits unterstrichen, dass ein Ausscheiden von Großbritannien aus der EU ein Hindernis auf dem Weg zu höheren US-Zinssätzen wäre.
Niedrigere Zinsen hingegen verbessern normalerweise die Konkurrenzfähigkeit von Gold gegenüber zinsgebundenen Anlageformen wie Staatsanleihen. Bernard Dahdah, Edelmetall-Analyst bei Natixis, skizziert, wie die Fed-Zinspolitik Gold stützen könnte: "Die ökonomische Unsicherheit in Europa nach einem Brexit und die Schwankung der Märkte in diesem Falle könnte für die Fed Anlass sein, ihre Zinserhöhung aufzuschieben."
Umgekehrt wären die Risiken für Anleger überschaubar, sollten die Briten für einen Verbleib in der EU stimmen. Da die Marktteilnehmer ein Nein zum Brexit für wahrscheinlich halten, dürfte der Goldpreis kaum abstürzen. David Govett, Chefhändler für Edelmetalle bei Marex Spectron, rechnet allenfalls mit einem Rückgang um 20 bis 25 Dollar je Unze.
Gleichwohl lehrt die Erfahrung, dass nicht alles für Gold spricht. Einem Bericht von GFMS Research zufolge könnte der Goldpreis seine Gewinne vor dem Jahresende einbüßen. Denkbar ist demnach sogar ein Verkaufstrend, wie er dem "schwarzen Mittwoch" im Jahr 1992 folgte, als Großbritannien den Wechselkursmechanismus verließ. Nach Jahren mit unterschiedlicher Steuerpolitik seitdem sei die grundlegende Ausgangssituation zwar verschieden. Doch einem Ja zur EU in diesem Jahr könnte ein weiterer Aufschwung folgen, der aber in eine Flautephase oder sogar einen Verkaufstrend münden könnte, wenn die Marktturbulenzen abflauten, so GFMS.
LONDON (Dow Jones)
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