Stiftung Warentest: Kleine Banken greifen bei Dispozinsen tief in den Geldbeutel
Das eigene Konto zu überziehen, kann teuer werden, denn viele Banken geben Zinsvorteile nach wie vor nicht an ihre Kunden weiter.
Angesichts der derzeitigen Niedrigzinsphase können sich Kreditinstitute so günstig Geld leihen wie nie. Dennoch bitten sie ihre Kunden bei den Dispozinsen weiterhin kräftig zur Kasse: "Finanztest" hat die Konditionen von 1.377 Geldhäusern verglichen und kam zu dem Ergebnis, dass der Dispozins mit 9,78 Prozent im Schnitt gerade mal 0,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau liegt.
Kleine Banken oft teuer
Teuer sind insbesondere kleine Filialbanken: An der Spitze steht dabei die Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost, die 13,75 Prozent für eine Kontoüberziehung fordert. Auch bei 27 weiteren untersuchten Geldinstituten liegt der Zinssatz für einen Dispositionskredit über 12 Prozent.
Günstiger sind vor allem Direktbanken. Die Deutsche Skatbank etwa berechnet im Girokonto Flat sogar gar keine Zinsen für eine Kontoüberziehung. Dass Banken, die ihren Kunden ein Filialnetz bieten, damit nicht mithalten können, ist verständlich. Akzeptabel ist nach Ansicht der Zeitschrift der Stiftung Warentest jedoch nur ein Zinssatz bis 8 Prozent.
Vielfältige Tricks der Banken
Laut "Finanztest" gibt es auch Filialbanken mit günstigen Kreditzinsen. Allerdings ist hier auch Vorsicht geboten, denn die Geldhäuser zeigen sich sehr kreativ, um trotzdem bei ihren Kunden zuzugreifen. Zum einen gibt es die niedrigen Zinsen oftmals nur in Verbindung mit teuren Kontenmodellen, so dass der Kunde aufgrund der höheren Gebühren letzten Endes sogar mehr als für ein Standardkonto zahlt, zum anderen wird bei der Zinsanpassung getrickst.
Seit Juni 2010 muss für Verbraucher ersichtlich sein, wie sich ihr Dispozins ermittelt. Seither geben Banken in einer Zinsanpassungsklausel bekannt, an welchen Referenzwert sie den Dispozins koppeln - häufig wird dabei der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Drei-Monats-Euribor verwendet.
Eben bei dieser Zinsanpassung fallen einige Banken negativ auf: Beispielsweise behandeln einige Institute einen negativen Referenzzins wie null, d.h. sie senkten den Dispozins nicht weiter, wenn der Referenzzins ins Minus fiel. Die Kunden profitierten somit nicht davon.
Ein Geldhaus änderte sogar einfach seine Zinsanpassungsklausel. Der Dispozins belief sich demnach auf zehn Prozent plus 3-Monats-Euribor, statt acht Prozent plus 3-Monats-Euribor im vorangegangenen Jahr. Das bedeutet somit für die Kunden eine Erhöhung um zwei Prozentpunkte.
Schließlich gibt es noch die Banken, welche die Höhe ihres Dispozinses nur verklausuliert und nicht nachvollziehbar darstellen. Oder sie koppeln die Zinsanpassung an die Bonität der Kunden.
Transparenz verbessert
Trotz aller Kritik konnte "Finanztest" eine klare Verbesserung bei der Transparenz feststellen. So veröffentlichen inzwischen mit Ausnahme von nur fünf Banken alle Institute ihren Dispozins im Internet. Zwar ist das schon seit März 2016 Pflicht für alle Banken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, jedoch hatten sich viele von ihnen bei der Umsetzung Zeit gelassen.
Redaktion finanzen.net
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