Erste Filialbank macht ihre eigenen Geldautomaten überflüssig

Negativzinsen für Privatkunden und Gebühren fürs Geldabheben - die Volksbanken und Sparkassen geraten immer weiter in die Kritik. Doch nun macht eine Bank ihre eigenen Geldautomaten scheinbar nutzlos.
Für Schlagzeilen sorgte im März diesen Jahres das Vorhaben mehrerer Sparkassen in Deutschland, ihre Kunden nun auch fürs Geldabheben an den eigenen Automaten zur Kasse zu bitten. Nach dem Umwälzen der Negativzinsen auf Privatkunden schien das der nächste große Schock für Deutschlands Sparer zu sein. Doch nun will die Sparda-Bank eine Lösung für die Abhebe-Gebühren liefern.
Geldabheben an der Supermarktkasse
In zahlreichen Supermärkten Deutschlands können Kunden bereits Bargeld abheben. Gibt man für seinen Einkauf eine bestimmte Mindestsumme aus - meist 20 Euro - und bezahlt mit EC-Karte, kann man neben den benötigten Lebensmitteln an der Kasse direkt noch Bargeld mitnehmen. Bereits seit 2003 bieten unter anderem die Rewe-Märkte den sogenannten "Cash Back"-Service an. Auch bei Netto, Penny, Edeka und Aldi Süd können sich Kunden nach dem Einkauf gleich noch mit Barem versorgen. Bis zu 200 Euro können die Supermarktkunden so von ihrem Girokonto abheben.
Ob auch der Einzelhandel von diesem Service profitiert, ist umstritten. Ulrich Binnebößel, Zahlungsexperte des Handelsverbands Deutschland, sagte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen", es sei für die Supermärkte im Vergleich zum sachgerechten Abtransport der überzähligen Geldscheine nicht günstiger sondern sogar teurer, wenn ein Kunde beispielsweise für 50 Euro einkaufe und im Anschluss 100 Euro abhebe. Die Supermärkte würden sich durch dieses Angebot lediglich den Kundeninteressen anpassen.
Noch sei die Annahme des Services bei den Kunden laut dem Handelsverband Deutschland ohnehin noch sehr begrenzt. Ob sich dies mit den Gebühren fürs Geldabheben am Geldautomaten deutlich ändern wird, bleibt abzuwarten. Doch nun nutzt die Sparda-Bank die Kooperationen mit den Supermärkten, um ihren Kunden das Geldabheben noch mehr zu erleichtern und den Geldautomaten inklusive Girokarte schlichtweg nutzlos zu machen.
Geld gegen Barcode auf dem Handy
Seit Kurzem können nun Kunden der Sparda-Banken Nürnberg und Augsburg Bargeld an Supermarktkassen abheben - und das ganz ohne Gebühr und Girokarte - beziehungsweise ohne Geld in dem betreffenden Supermarkt ausgeben zu müssen. Nötig ist dafür nur ein Barcode, der auf das Smartphone geliefert und an der Kasse eingescannt wird. Möglich ist das dank einer Kooperation mit dem Finanztechnologieanbieter Bezahlen.de. Seit 2015 existiert dieser Service bereits für Kunden der Smartphonebank N26. Auch die Deutsche Kreditbank (DKB) kooperiert seit dem vergangenen Jahr mit dem Fintech-Unternehmen.
Der Unterschied zu den Sparda-Banken: Weder die DKB noch N26 besitzen ein eigenes Filialnetz mit eigenen Geldautomaten. Die Sparda-Banken Nürnberg und Augsburg jedoch sehr wohl - dennoch machen sie es ihren Kunden nun möglich, fast überall ohne Zusatzkosten bis zu 300 Euro täglich abzuheben. Ganz ohne Geldautomat und Bankkarte. Noch dazu ist auch das Einzahlen von Geld via Supermarktkasse für die Kunden der betreffenden Sparda-Banken möglich. Der Mindestbetrag für eine Einzahlung über die Supermarktkasse beträgt 50 Euro, der Höchstbetrag 999,99 Euro. Im Gegensatz zur Auszahlung müssen Kunden hier eine kleine Gebühr in Höhe von 1,5 Prozent des Betrages entrichten.
"Für Bankkunden ist die kostenlose Bargeldversorgung heutzutage ein elementares Thema", so der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Nürnberg Stefan Schindler gegenüber dem "Handelsblatt". Ob diese Fintech-Kooperation nun durch die Abhebegebühr der Sparkassen und Co. inspiriert war, bleibt offen. Man freue sich, den Sparda-Bank-Mitgliedern eine "einfache und flexible Lösung in ihrem direkten Umfeld bieten zu können", so Schindler weiter.
Wie funktioniert das Geldabheben übers Smartphone?
Etwas komplizierter als das Geldabheben gegen einen gewissen Einkaufswert ist die kostenlose Variante mit dem Handy dennoch. So müssen sich Kunden zunächst in eine Banking-App einloggen und dort den gewünschten Vorgang und die Höhe des zu transferierenden Betrages eingeben. Nach Bestätigung der Eingaben durch eine TAN, wird ein Barcode generiert. Dieser wird an der betreffenden Supermarktkasse eingescannt - das Geld vom Kassierer im Anschluss ausbezahlt. Da die Mitglieder die Transaktion über die Sparda-Bank selbst in Auftrag geben, sei für sie das Abheben via Barcode auf dem Handy "absolut datensicher", betont Seifert. Auch wenn die Transaktion über die Supermarktkasse abgewickelt wird, über die sonst Lebensmittel und andere Waren rollen.
Ob weitere Banken vielleicht sogar bald gezwungen sind, diesem Modell zu folgen oder ob sie weiter auf ihre Linie setzen, wird die Zukunft zeigen.
Redaktion finanzen.net
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