Banken: Erst Gebühren, dann Strafzinsen
Immer mehr Institute zahlen Sparern keine Zinsen mehr. Im Gegenteil, sie verlangen sie. Und heben die Gebühren an.
von Floriana Hoffmann, Markus Hinterberger, Euro am Sonntag
Nun plant die erste große Regionalbank, Strafzinsen zu erheben. Kunden der Hamburger Volksbank, die mehr als eine halbe Million Euro auf dem Tagesgeld- oder Girokonto haben, sollen 0,2 Prozent Zinsen zahlen. Die Bank will Betroffene zunächst in persönlichen Gesprächen informieren.
Noch sind die meisten Bankkunden hierzulande von Strafzinsen verschont. Wenn Banken sie verlangen, sind meist Vermögende oder Firmen betroffen.
Seit September erhebt die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee Negativzinsen auf Sichteinlagen über 100 000 Euro. Im Oktober zog die Volksbank Stendal nach. Kunden der V-Bank müssen für Beträge von mehr als 500.000 Euro Negativzinsen zahlen. Schon seit Ende des Jahres 2015 verlangt die Deutsche Skatbank aus dem thüringischen Altenburg auf Einlagen jenseits der halben Million Euro Zinsen von 0,25 Prozent. "Negativzinsen auf breiter Front wird es nicht geben, weil der Wettbewerb um Privatkunden zu groß ist", bemüht sich ein Sprecher des Raiffeisenverbands BVR zu beschwichtigen.
Durch die niedrigen Zinsen steigt der Druck auf Geldhäuser, neue Ertragsquellen zu erschließen. "Wir erwarten, dass sie an der Gebührenschraube drehen, nicht am Strafzins", heißt es bei Investors Marketing, einem Beratungsunternehmen, das sich auf Regionalbanken konzentriert. Die Gebühren für Kontoführung, Kreditkarten und Überweisungen steigen bereits bei vielen Häusern. Bankkunden stellen sich hingegen auf Strafzinsen ein: Laut einer Emnid-Umfrage fürchten 40 Prozent der Sparer, künftig Zinsen auf Einlagen zahlen zu müssen.
Die Volks- und Raiffeisenbank Niederschlesien mit Sitz in Görlitz verlangt seit November von Privatkunden auf dem Tagesgeldkonto vom ersten Euro an eine gestaffelte Gebühr. Je nach Anlagebetrag wirkt die Gebühr wie ein Negativzins von bis zu sechs Prozent.
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