Bafin-Zahlen prognostizieren Renditeabsturz für Lebensversicherte
12.10.17 12:00 Uhr
Finanzaufsicht: Referenzzins von 2,54 auf 2,21 Prozent gesunken / Richtwert für Überschussbeteiligung 2018 bei Lebensversicherungen
Werbung
von Martin Reim, €uro am Sonntag
München. Die Renditen für viele Lebensversicherte werden 2018 voraussichtlich weiter fallen. Das zeigt eine interne Berechnung der Finanzaufsicht Bafin zum sogenannten Referenzzins für die Zinszusatzreserve. Er ist binnen Jahresfrist von 2,54 Prozent auf 2,21 Prozent gesunken, bestätigte ein Bafin-Sprecher der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag" (Ausgabe vom 14. Oktober).
Dieser Referenzzins gibt üblicherweise die Richtung jenes Wertes vor, den die Branche im Durchschnitt ihren Neukunden fürs kommende Jahr zuweist. So erhielten neu abgeschlossene private Rentenpolicen für 2017 im Schnitt 2,61 Prozent gutgeschrieben, wie die Ratingagentur Assekurata errechnet hatte. "Für 2018 ist im Marktdurchschnitt von einem weiteren Rückgang der laufenden Verzinsung auf schätzungsweise 2,40 Prozent auszugehen", sagt Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann. Das wäre ein historisch niedriger Wert.
Die Bafin ermittelt den Referenzzins jeweils Ende September aus dem zehnjährigen Durchschnitt eines definierten Marktzinssatzes und hatte ihn 2017 noch nicht veröffentlicht. Heermann sagt: "Der Wert ist ein guter Gradmesser für die Branche, weil etwa 90 Prozent des Versichertengeldes in Anleihen stecken."
Die Versicherer legen gegen Jahresende fest, welche Verzinsung ihren Kunden für das kommende Jahr gutgeschrieben wird. Ältere Policen haben einen Garantiezins von maximal vier Prozent, der unbedingt ausgeschüttet werden muss. Unter diesen Altkontrakten leiden Neukunden. Denn um die hohen Garantiezinsen zu bedienen, müssen die Versicherer umfangreiche Rückstellungen bilden - die sogenannte Zinszusatzreserve. Je weiter der Garantiezins eines Vertrags über dem Referenzzins liegt, desto mehr müssen die Versicherer zurücklegen. Bislang waren Policen mit Garantiezinsen von 4,00 bis 2,75 Prozent betroffen.
Wie der Referenzzins von 2,21 Prozent zeigt, geht es nun auch um Verträge mit einem Garantiezins von 2,25 Prozent, wie er bei Vertragsabschlüssen zwischen Anfang 2007 und Ende 2011 gilt. "Damit ist für die Tarife mit einem Rechnungszins von 2,25 Prozent erstmals eine Zinszusatzreserve zu bilden", bestätigte der Bafin-Sprecher. Nach Schätzungen von Assekurata muss die Branche im laufenden Jahr der Zinszusatzreserve insgesamt rund 20 Milliarden Euro zuführen. 2016 waren es 13 Milliarden Euro.
Weitere News
Bildquellen: Ismagilov / Shutterstock.com, Rob Marmion / Shutterstock.com