ImmobilienScout24: "Bei Virtual Reality Vollgas geben"
Die Digitalisierung verändert die Maklerbranche rasant. Die ImmobilienScout24-Geschäftsführer Thomas Schroeter und Michael Bütter erklären ihre Innovationsstrategie. Ab 1. November startet bereits ein neuer Online-Auftritt.
von Stefan Rullkötter, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Auf Ihrem Portal ImmobilienScout24.de bringen Sie jeden Monat 13 Millionen Nutzer und 500.000 Objekte zusammen. Warum starten Sie ab 1. November einen neuen Online-Auftritt?
Thomas Schroeter: Wir wollen unseren
Internetauftritt noch attraktiver gestalten - für Suchende und für Anbieter. Zentrale Elemente des Online-Rollouts werden das neue Erscheinungsbild und die Funktionalität des Objekt-Exposés sein, das wir nach den Wünschen unserer Kunden umbauen.
Was verbessert sich für Ihre User konkret?
Michael Bütter: Bei unseren Analysen und Feedback-Mechanismen haben wir viel darüber gelernt, was sich die Nutzer und auch die gewerblichen Anbieter wünschen. Unser neues Objekt-Exposé rückt besonders die Fotos in den Fokus. Zudem gibt es verbesserte Kontakt- und Interaktionsmöglichkeiten. Die Highlights sind großflächige Bilder von der Immobilie, 360-Grad-Rundgänge und -Videos, die direkt bei Exposéaufruf angezeigt werden. User können auch die Objektadresse - mit direkter Verlinkung auf die Karte - sehen.
Planen Sie weitere Innovationen auf Ihrem Portal?
Michael Bütter: Für die noch bessere Kommunikation zwischen Makler und Suchenden gibt es nun eine Kontaktbox zum Anbieter, die immer im sichtbaren Bereich bleibt. Klar ist aber auch, dass wir auch zukünftig kontinuierlich an Verbesserungen arbeiten werden, deshalb freuen wir uns immer über dezidiertes Feedback unserer Nutzer und Kunden.
Die Digitalisierung verändert auch den Immobilienmarkt. Welche Trends sehen Sie hier?
Thomas Schroeter: Virtual Reality (VR) ist eine spannende Technologie für die Branche, weil sie Immobilien erlebbar macht. Man kann virtuell durch Räume gehen und mit der Umgebung interagieren - etwa Möbel verstellen, die Wandfarben oder Bodenbeläge verändern. Wir sehen bei VR eine echte Massen-tauglichkeit für Konsumenten - die Immobiliensuche wird einfacher und günstiger.
Was planen Sie konkret in puncto VR?
Thomas Schroeter: Wir als ImmobilienScout24 glauben, dass VR dabei helfen kann, Anbieter und Suchende noch besser zusammenzubringen. Das virtuelle Besichtigungserlebnis spart Nutzern, Eigentümern und Maklern viel Zeit und Kosten und hilft bei der Entscheidung für oder gegen eine Immobilie. Konkret ermöglichen wir seit 2016 360-Grad-Rundgänge und Entdeckungstouren. Makler und Wohnungsbaugesellschaften nutzen diese insbesondere für hochwertige und noch nicht fertig gestellte Immobilien. Der Nutzen und die Nutzung neuer Technologien ist schon heute groß und wird ganz klar weiter steigen. Für uns ein guter Grund, hier weiter Vollgas zu geben.
Welche Strategie verfolgen Sie bei Gewerbe-Immobilien?
Thomas Schroeter: Das Segment ist für uns ein Wachstumsmarkt. Aktuell launchen wir die deutschlandweit größte Gewerbe-Immobilien-Plattform für Anbieter und Suchende.
Werden Sie damit zu einem ernsthaften Konkurrenten der etablierten Maklerkonzerne CBRE, JLL und Colliers?
Michael Bütter: Wir sind Partner der Commercial Makler und damit auch der genannten großen Player: Wir möchten die Brücke bauen zwischen Immobilien- und digitaler Welt. Mit unserer neuen Plattform bieten wir ihnen einen weiteren Vertriebs- und Vermarktungsweg an, der ihnen hilft, Anfragen zu generieren und sich als Marke in der digitalen Welt zu präsentieren.
Wird es in Zukunft überhaupt noch Makler geben? Bleibt die "menschliche" Komponente bei Immobilien-Transaktionen auch im Zeitalter der Digitalisierung bedeutsam?
Michael Bütter: Absolut, denn Immobilien sind kein virtuelles Gut, sie müssen persönlich vermarktet werden. Der Umzug in eine neue Immobilie eine große Lebensentscheidung. Der Berater und Makler des Vertrauens wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle einnehmen. Diese persönliche Beziehung können und wollen wir nicht ersetzen. Wir wollen nicht selbst Makler werden, sondern verstehen uns als Digitalisierungspartner auf Augenhöhe.
Wäre es nicht verlockend einen "Sofort kaufen"-Button für besonders begehrte Objekte auf Ihren Internet-Seiten zu platzieren?
Michael Bütter: Ein solches Kaufverhalten halte ich für eher unwahrscheinlich. Wir sprechen ja bei Immobilien von wichtigen und auch finanziell relevanten Entscheidungen. Daher hätte ich auch Bedenken, ob man mit einer solchen Kaufmöglichkeit dem Nutzer gerecht wird. Darüber hinaus ist der Kaufprozess in Deutschland ja auch komplex und beispielsweise mit einer notariellen Beurkundung verbunden. Bei anderen Käufen mag ein solcher Button durchaus funktionieren. Bei AutoScout24 beispielsweise bieten wir etwas Ähnliches an und sind mit der Entwicklung sehr zufrieden.
Kurzvita
Michael Bütter ist seit April 2017 Geschäftsführer von ImmobilienScout24, zuvor war er seit Oktober 2015 Senior Vice President und General Counsel bei der Scout24 AG .
Thomas Schroeter ist seit April 2017 Geschäftsführer von ImmobilienScout24 und verantwortet als Senior Vice President den Bereich Marketing & Product
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Bildquellen: Max Threfall