Sieg für die Pressefreiheit

Hallesche: Versicherer verzichtet auf Klage gegen Film

22.06.15 11:30 Uhr

Hallesche: Versicherer verzichtet auf Klage gegen Film | finanzen.net

Assekuranz zeigt sich unbeeindruckt von "Versicherungsvertreter 2" - trotz einiger pikanter Szenen.

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Der private Krankenversicherer Hallesche verzichtet da­rauf, gegen den Film "Versicherungsvertreter 2" juristisch vorzugehen. Das erklärte ein Firmen­sprecher auf Anfrage. Beim Vorgängerstreifen "Versicherungsvertreter - Die erstaunliche Karriere des Mehmet Göker" hatte das Un­ternehmen erfolglos versucht, via Landgericht Köln eine Sequenz entfernen zu lassen. Die Szene zeigt, wie der damalige und auch heute noch amtierende Vertriebsvorstand Frank Kettnaker bei einer Feier von Gökers Firma MEG auftritt.

Wer­bung

Die MEG, die Krankenpolicen unter anderem für die Hallesche vermittelt hatte, war 2009 in Insolvenz gegangen. Göker wird per internationalem Haftbefehl gesucht. Kettnaker, der auch im Vorstand der Hallesche-Muttergesellschaft Alte Leipziger sitzt, hatte damals vor Gericht argumentiert, er habe zum Zeitpunkt seines Auftritts nichts von den Machenschaften gewusst. Zudem habe man die Zusammenarbeit mit der MEG schon vor der Insolvenz beendet. Nun sagte der Sprecher, das Verfahren habe gezeigt, dass "die Pressefreiheit gegenüber der Schutzbedürftigkeit des Einzelnen als höherwertiges Gut bewertet" werde.

Der Verzicht auf eine erneute Klage ist insofern bemerkenswert, als in "Versicherungsvertreter 2" einige Szenen mit Kettnaker von besagter Feier zu sehen sind, die im ersten Film nicht enthalten waren. Sie wurden Regisseur Klaus Stern nach eigenen Angaben vor Kurzem zugespielt. Der Manager brüstet sich hier, die Hallesche habe die MEG seit deren "Geburtsstunde" begleitet, und verspricht Treue "für die nächsten 25 Jahre".

Wer­bung

"Versicherungsvertreter 2" zeigt, wie Göker von der Türkei aus weiterhin Geschäfte betreibt. Der Streifen lief vor Kurzem in einigen Kinos. "Versicherungsvertreter" war mehrfach im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen und erhielt den renommierten Helmut-Schmidt-Journalistenpreis.

Bildquellen: ER.09 / Shutterstock.com