DAK-Gesundheitschef: "Sicher gibt es noch Reserven"
Claus Moldenhauer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit über die Pläne der Bundesregierung, die Krankenkassen-Zusatzbeiträge zu verdoppeln.
von Frank B. Werner, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Jüngst erschreckte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die Versicherten mit der Prognose, die Zusatzbeiträge könnten sich bis 2019 verdoppeln. Muss das sein?
Claus Moldenhauer: Schauen Sie sich an, welche Gesetze die Bundesregierung plant und was uns Kassen das kostet. Da kommen erhebliche Mehrausgaben auf
die Kassen zu. Derzeit beträgt der Zusatzbeitrag bei den meisten - wie auch bei
der DAK - 0,9 Prozent. Die Pläne der Bundesregierung lassen sich damit nicht finanzieren.
Aber es gibt doch sicher noch Effizienzreserven im deutschen Gesundheitswesen?
Aber sicher. Vergleichen Sie einmal Nordrhein-Westfalen und die Niederlande. Die haben ungefähr die gleiche Bevölkerungszahl, aber in Nordrhein-Westfalen gibt es fast doppelt so viele Krankenhäuser. Strukturpolitik auf Kosten der Krankenkassen verteuert unser System unnötig.
Und bei den Krankenkassen selbst?
Da gibt es auch noch eine Menge zu tun. Aber schon jetzt hat uns die IT-Prozessorientierung geholfen, erhebliche Verwaltungskosten einzusparen. Gleichzeitig können wir dem Kunden mehr Kontaktpunkte bieten. Neben der klassischen Geschäftsstelle gibt es heute eben auch die Online-Geschäftsstelle, die per E-Mail oder per Chat erreicht werden kann. Die Servicequalität steigt also bei effizienteren Prozessen.
Und Big Data bringt uns dann gläserne Kunden und individualisierte Tarife ...
Nein, da ist der Sozialdatenschutz vor. Wir können Daten auswerten, aber keine darauf beruhenden Tarife schaffen. Das Beitragssystem der GKV ist am Einkommen orientiert, nicht am Gesundheitszustand. Wir sind eine große Solidargemeinschaft, und das muss auch so bleiben.
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Bildquellen: Manfred Wigger/DAK-Gesundheit