Interview Exklusiv

Daniel Bahr: "Habe auch eine Pflege-Bahr abgeschlossen"

03.08.13 08:00 Uhr

Der Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr über mangelnde Leistungen und mögliche Verbreitung der staatlich geförderten Pflegevorsorge.

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Daniel Bahr ist erst 36 Jahre alt. Doch schon jetzt hat der Bundesgesundheitsminister seinen Namen verewigt. Unter der Ägide des FDP-Politikers startete Anfang des Jahres die geförderte Pflegezusatzversicherung, die angesichts ihres komplizierten Titels die inoffizielle Bezeichnung "Pflege-Bahr" erhielt. Der Clou: Für jeden Vertrag gibt es einen staatlichen Zuschuss von fünf Euro pro Monat, wenn die Prämie mindestens zehn Euro beträgt. Hauptkritik: Die Zahlungen im Pflegefall reichen oft nicht für die tatsächlichen Kosten, selbst wenn man die Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung einberechnet.

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Euro am Sonntag: Herr Bahr, haben Sie schon einen Pflege-Bahr abgeschlossen?
Daniel Bahr: Ja, im vergangenen Monat. Ich habe das mit weiteren Leistungen verbunden.

Sie haben also aufgestockt. Weil die Leistungen nicht reichen, geht es vielen anderen Bürgern wie Ihnen. Warum wurde der Pflege-Bahr nicht gleich so konzipiert, dass er die tatsächliche Pflegelücke abdeckt?

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr
Die Leistung aus der geförderten Pflege-Police darf nicht höher sein als die der Pflegeversicherung. Die Idee ist, die Kosten im Pflegefall abzufedern. In der Regel hat man ja noch ein Renteneinkommen und vielleicht gespartes Geld. Ich will im Pflegefall einen möglichst großen Gestaltungsspielraum. Deshalb habe ich für mich selbst zusätzlich für mehr Leistungen entschieden. In jungen Jahren sind die Beiträge ja gering.
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Im aktuellen Bundeshaushalt sind Zuschüsse für 1,7 Millionen Policen vorgesehen. Bislang sind erst 150 000 zusammengekommen. Ist das Jahresziel noch zu schaffen?
Der Betrag im Bundeshaushalt hat mit einem Jahresziel nichts zu tun. Wenn wir Ende 2014 ein Million geförderte Policen hätten, wäre das ein Riesenerfolg. Und wenn es mehr werden, wird auch mehr Geld bereitgestellt.

Eine Million Verträge binnen zwei Jahren klingt nicht sehr ambitioniert. Immerhin sind alle Bundesbürger ab 18 Jahren potenzielle Kunden.
Das Thema Pflegevorsorge muss erst ins allgemeine Bewusstsein vordringen. Beim Thema Riester-Rente hat es ja auch einige Jahre gedauert. Außerdem sollte sich jeder gut beraten lassen, wie man am besten vorsorgt.

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Wem raten Sie ab, einen Pflege-Bahr abzuschließen?
Wer schon in den Siebzigern oder Achtzigern ist, wird wohl nur noch einen extrem teuren Vertrag bekommen. Und wer schon viel Geld für die Altersvorsorge zurückgelegt hat, muss nicht unbedingt noch etwas zusätzlich tun.

Gibt es weitere Ausnahmen?
Ich will als Minister nicht zu weit in die Finanzberatung einsteigen. Dafür gibt es Mitarbeiter bei Banken, Sparkassen und Versicherungen.

Da spricht offensichtlich der gelernte Bankkaufmann Bahr. Um den Pflege-Bahr zu pushen, könnte man den Zuschuss von derzeit 60 Euro im Jahr erhöhen. Wollen Sie dafür kämpfen?
In der Tat. Nach einem Wahlsieg werde ich mich bei den Koalitionsverhandlungen dafür einsetzen, die private Pflegevorsorge noch attraktiver zu machen.

Bildquellen: Michael Dedeke