Online-Anlageportale: Wie können wir behilflich sein?
Es wirkt verlockend einfach: Ein paar Fragen beantworten, und schon steht das Investment-Konzept. Was Robo-Advisor wirklich können - und was nicht.
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von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag
Wir werden auch in Zukunft Bankdienstleistungen nutzen, aber Banker brauchen wir dazu keine mehr." Ein kerniger Satz, den Michael Puhle, Vorstand des Softwarehauses Infincon, beim Münchner "Private Banking Kongress" vor über 200 Bankern in die Runde warf. Puhles Zuhörer blieben stumm - keine Empörung, sondern betretene Blicke. "Die Branche weiß, dass sich da etwas tut", sagt Puhle und verweist auf die zahlreichen neuen Unternehmen, die mit technischen Lösungen Bankgeschäfte viel einfacher und direkter machen.
Großbanken haben ganze Abteilungen abgestellt, neue Wege zu finden. Sie wollen nicht von Neulingen überholt werden und müssen Kosten sparen. Das hat schon einmal funktioniert: Mitte der 90er-Jahre starteten die ersten Onlinebroker. Sie versetzten Anleger in die Lage, Orders nicht mehr in der Filiale beim Berater zu platzieren, sondern sekundenschnell über das Internet. Das kostete nur einen Bruchteil dessen, was in der Filiale verlangt wurde. Nun sollen Computer auch Berater ersetzen. "Es wird sicher noch eine Weile dauern, aber Studien gehen davon aus, dass der Marktanteil sogenannter Robo-Advisors stetig wachsen wird", sagt Puhle.
Das Internet und ETFs machen es möglich. Letztere bilden stur einen Index nach und sind günstiger als ein von Menschen verwalteter Fonds. Mittels Testfragen wird online zunächst das Anlegerprofil der Kunden ermittelt. Anschließend werden entsprechend dem Kundenprofil ETFs und bisweilen auch aktiv verwaltete Fonds zu Portfolios zusammengestellt.
In den vergangenen Jahren haben sich diverse Anlageportale etabliert. Einige, wie Vaamo, sind Neugründungen, andere Tochterunternehmen von Banken wie etwa Quirion, das zur Quirin Bank gehört, oder der Anlageassistent der Comdirect.
Um herauszufinden, welches Portal das beste Angebot, die niedrigsten Kosten, die umfangreichsten Informationen sowie den besten Service bietet, hat €uro am Sonntag gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) die Portale verglichen. Dabei wurden zwei Gruppen gebildet. Die erste ist die der Anlageberater, bei welchen der Nutzer mithilfe von Testfragen seine Risikobereitschaft ermitteln muss. Die zweite Gruppe besteht aus Anbietern, bei denen die Nutzer bereits vorher wissen sollten, welches Risiko sie beim Geldanlegen verkraften.
Im Test wurden drei Kategorien gebildet. Mit 50 Prozent der erreichbaren Punkte stellte die Leistung die wichtigste Kategorie dar. Hier wurde bewertet, wie umfangreich die Kundensituation bei den Anlageplanern berücksichtigt wird sowie zu welchen Konditionen Portfolios angeboten werden. Ob sich die Angebote eignen, um Vermögen aufzubauen oder zu verwalten, wurde nicht getestet.
In der zweiten Kategorie wurde das Informations- und Beratungsangebot geprüft: Welche Informationen, etwa zu den empfohlenen Portfolios, stellen die Anbieter zur Verfügung? Einige RoboAdvisors offerieren zusätzlich Webinare und Seminare. In dieser Kategorie waren 30 Prozent der Punkte zu holen.
Die übrigen 20 Prozent der Punkte wurden beim Service vergeben. Hier floss ein, wie gut die Portale über ihre Angebote via Telefon und E-Mail informieren und wie sie auf Kundenanfragen reagieren. Diese Kategorie wurde für beide Typen von Anlageportalen gemeinsam erhoben.
Der Leistungscheck
Geht es nach der Leistung, die Nutzer von einem Robo-Advisor erwarten können, liegt bei den Anbietern mit vorangestelltem Risikocheck Easyfolio vorn. Aber das Feld liegt dicht beieinander: Nicht einmal zehn Punkte weniger bekam Vaamo und landete trotzdem auf dem letzten Platz in der wichtigsten Kategorie.Am deutlichsten unterscheiden sich die Anbieter in der Zahl der Portfolios, die anschließend an die Ermittlung des Risikoprofils angeboten werden. Bei Easyfolio und Vaamo sind es drei Portfolios, bei Visualvest 17. Bei Scalable Capital werden die Portfolios individuell zusammengestellt, es kann theoretisch Tausende Kombinationen geben.
Auch beim Startkapital, das Neukunden mitbringen müssen, schwanken die Mindestbeträge für Fonds bei Einmalanlagen zwischen zehn Euro (Vaamo) und 10.000 Euro (Quirion, Scalable Capital) und bei einer monatlichen Sparrate zwischen zehn Euro (Easyfolio, Vaamo) und 100 Euro (Quirion, Sutor Anlage-Lotse). Mindestanlagezeiträume gibt es bei keinem Anbieter. Kündigen kann man jederzeit und kostenlos.
Um ein Gefühl für die Kosten zu bekommen, wurden drei Szenarien angenommen. Im ersten sollten 10.000 Euro für zehn Jahre angelegt werden, im zweiten 100.000 Euro ebenfalls für zehn Jahre, im dritten Fall sollten fünf Jahre lang monatlich 100 Euro angespart werden.
Alle Anbieter erheben eine Servicepauschale. Sämtliche Transaktionen, Strategiewechsel, Kosten von Umschichtungen oder Depotgebühren sind in ihr enthalten. Ausnahmen sind Easyfolio und Ginmon. Bei Easyfolio kostet ein Depot zwölf Euro im Jahr, ein reines Sparplandepot 24 Euro. Da der Kunde hier die Wahl zwischen mehreren Partnerbanken hat, kann er auch eine Bank wählen, bei der ihm keine zusätzlichen Kosten entstehen. Ginmon erhebt eine Erfolgsbeteiligung in Höhe von zehn Prozent des Gewinns des Kunden. Anbieter, die Provisionen kassieren (Quirion, Visualvest), erstatten diese an ihre Kunden zurück.
Im ersten Szenario schwanken die Kosten der Anbieter im ersten Jahr zwischen 39 Euro bei Ginmon und 99 Euro bei Vaamo. Visualvest erhebt monatlich fünf Euro, also 60 Euro jährlich. Im zweiten Szenario ist Ginmon mit 390 Euro ebenfalls der günstigste Anbieter. Scalable Capital ist mit 750 Euro Gebühr am teuersten. Im dritten Fall werden bei Quirion jährlich 0,48 Prozent des angelegten Kapitals fällig, bei Scalable Capital 0,75 Prozent zuzüglich der 75 Euro Verwaltungsgebühr für die Mindestanlage von 10.000 Euro. Was im Vergleich zu den Gebühren mancher Filialbank noch immer günstig ist. In der Gesamtschau schneiden Quirion, Easyfolio und Scalable Capital am besten ab. "Sie überzeugen nicht nur beim Infoangebot für Kunden, was bei einer neuartigen Form der Anlage sehr wichtig ist, sondern auch beim Service", so DKI-Chef Jörn Hüsgen.
Bei den Anbietern, deren Nutzer bereits wissen sollten, welches Risiko sie zu tragen bereit sind, konnte sich in Sachen Leistung Fintego absetzen. Fintego geht mit über zehn Fragen zu den Anlagewünschen recht tief, die beiden Wettbewerber begnügen sich mit weniger Informationen seitens des Kunden. Darüber hinaus ist Fintego unterm Strich der günstigste der drei Anbieter.
Auch hier wurden die Gebühren für die drei Testfälle erhoben. Fintego verlangt im ersten Szenario 0,75 Prozent der investierten Summe, also 75 Euro, Whitebox verlangt 0,95 Prozent, sprich 95 Euro. Allerdings werden hier 5.000 Euro die ersten sechs Monate gratis verwaltet, sodass unterm Strich 71,25 Euro stehen. Bei 100.000 Euro Anlagesumme sinkt die Gebühr beim günstigsten Anbieter, Fintego, auf 0,45 Prozent des Anlagebetrags. Der Anlageassistent der Comdirect ist bei den ersten beiden Szenarien günstiger (4,90 Euro pro Wertpapier plus 0,25 Prozent der Anlagesumme), aber auch nur, wenn nicht umgeschichtet wird. Das kostet extra.
In der Gesamtwertung schob sich dennoch der Anlageassistent der Comdirect an Fintego vorbei. Der Robo-Advisor der Commerzbank-Tochter punktete vor allem durch sein sehr gutes Informationsangebot.
Nicht blind vertrauen
Unterm Strich zeigt sich, dass die Online-Anlageportale, zumindest was die Kosten angeht, dem Berater in der Filiale überlegen sind. Die Frage, ob es die Maschinen schaffen, die Wünsche und vor allem die Risikobereitschaft der Anleger herauszufinden und die passende Anlage zu empfehlen, bleibt offen. "Wer Geld anlegen will, sollte sich Robo-Advisors zumindest anschauen", sagt Monika Müller. Die Psychologin hat sich auf Finanzentscheidungen spezialisiert und berät Banken, Vermögensverwalter und Privatkunden. Aus ihrer Sicht haben Anlageportale einen enormen Vorteil: "Der Kunde kann sich in aller Ruhe und ohne Druck durch einen Berater die Fragen stellen: "Was will ich? Welche Verluste kann ich aushalten?"Gleichzeitig warnt sie davor, einem Robo-Advisor blind zu vertrauen. Man sollte vergleichen und die Fragen mehrmals beantworten und dabei von seinen Verhaltensmustern abweichen. So kann man sehen, ob der Robo-Advice ernst gemeint ist oder nur eine Verkaufsplattform."
Dass Bankberater durch Robo-Advisors bald überflüssig werden, glauben weder Müller noch Michael Puhle. "Wo Empathie gefragt ist, wird man immer Menschen brauchen", so Puhle.
Gut zu wissen
Wer darf was?
Robo-Advisors, die von Banken betrieben werden, dürfen über Anlageprodukte beraten, sie vermitteln und Depots führen. Sie dürften sogar Einlagen von Kunden annehmen. Das steht bislang zwar nicht zur Debatte, künftig könnten Robos aber auch Tagesgeld oder Festgelder anbieten. Im Test haben der Sutor Anlage-Lotse, Quirion, der Anlageassistent der Comdirect sowie Fintego, der zur Fondsplattform Ebase gehört, eine Banklizenz. Ist der Robo-Advisor, wie im Fall von Scalable Capital und Whitebox, als Vermögensverwalter nach Paragraf 32 des Kreditwesengesetzes lizenziert, darf er zu Wertpapieren und Fonds beraten und diese vermitteln, aber kein Depot führen. Easyfolio, Ginmon, Vaamo und Visualvest sind Finanzvermittler nach Paragraf 34 f der Gewerbeordnung. Sie dürfen zu Fonds und Indexfonds (ETFs) beraten und diese vermitteln.Gibt es ein Beratungsprotokoll?
Wer in Sachen Geldanlage berät, muss ein Protokoll führen und dies vor dem Kauf der Wertpapiere aushändigen. Robo-Advisor führen kein Protokoll und befinden sich somit nach Ansicht von Daniel Berger, Partner bei der Berliner Kanzlei Wirth Rechtsanwälte, in einer Grauzone. "Entscheidend ist, ob man die Dienstleistung des Robos schon als Anlageberatung oder als bloße Anlagevermittlung ansieht. Je mehr die Empfehlung die persönlichen Umstände des Anlegers berücksichtigt und als für ihn individuell geeignet dargestellt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass es sich um eine Anlageberatung handelt und der Anleger ein Protokoll bekommen muss." Da es bislang noch keine Klagen wegen Falschberatung gegen Robos gab, ist die Frage noch nicht gerichtlich geklärt.Wie sicher ist mein Geld?
Bei Fonds, ganz gleich ob diese aktiv verwaltet werden oder ETFs sind, gilt das investierte Kundengeld als Sondervermögen und gehört im Falle einer Insolvenz des Anlageportals oder der Bank, die das Depot verwaltet, nicht zur Insolvenzmasse. Es ist daher vollständig geschützt.Online-Anlageportale 2016: Hier geht es zu den ausführlichen Testergebnissen von Euro am Sonntag (PDF)
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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