Interview

Fondsmanager Willert: "Echter Mehrwert"

22.08.15 16:00 Uhr

Fondsmanager Willert: "Echter Mehrwert" | finanzen.net

Aktiv versus passiv: Aktive Fonds haben gegenüber ETFs noch immer ihre Vorteile, wie Dachfondsmanager Leo Willert erklärt.

von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Aktiv gemanagte Fonds bekommen in der Investorengunst zunehmend Konkurrenz durch ETFs. Diese Anlagevehikel bilden passiv und kostengünstig ­Aktien- oder Anleiheindizes nach - und schneiden auf lange Sicht oft besser ab als aktiv betreute Portfolios. Für Dachfondsmanager, die das Geld ihrer Kunden in verschiedene Einzelfonds investieren, eigentlich ein guter Grund, komplett auf ETFs umzuschwenken. Doch so einfach ist die Sache nicht, sagt Leo Willert, der für den Wiener Fondsanbieter C-Quadrat erfolgreich trendfolgende Dachfonds managt (s. Investor-Info).

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€uro am Sonntag: Herr Willert, mit Ihren Dachfonds investieren Sie vorwiegend in aktive Fonds. Warum?
Leo Willert:
Weil wir bei unserem ­dynamischen Trendfolgesystem festgestellt haben, dass aktive Fonds echten Mehrwert liefern können.

Inwiefern?
Erstens stehen immer noch mehr aktive Fonds zur Auswahl als ETFs. Bei den C-Quadrat ARTS Fonds umfasst das Anlageuniversum mehr als 10.000 aktive Fonds und 800 ETFs. Gerade Nischenmärkte wie etwa ungarische oder dänische Staatsanleihen oder tschechische Unternehmensanleihen lassen sich nur durch aktive Fonds abdecken.

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Ist diese Anlagevielfalt nötig für Sie?
Ja. Wenn ich nur in ETFs investiere, würde ich mich von vornherein beschränken und Märkte oder Branchen ausschließen, die in bestimmten Marktphasen eine überdurchschnittliche Performance erwirtschaften. Oder die prinzipiell in der Lage sind, einen positiven Trend aufzubauen. Allein vor diesem Hintergrund würde eine Beschränkung auf ETFs die Wertentwicklung ­unserer Fonds schmälern.

Also liegt es vor allem am größeren Angebot aktiver Fonds, dass Sie diese einsetzen?
Nicht nur. Denn zum zweiten gibt es auch immer wieder aktive Fondsmanager, die in einer bestimmten Phase besser sind als ihr Vergleichsindex, die also - wie es in der Fachsprache heißt - Alpha ­generieren.

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Oft verlieren solche Fonds aber auch in Abschwungphasen mehr als ihr Vergleichsindex …
Das stimmt. Da unser Handelssystem aber im langfristigen Schnitt stärker an den Aufwärts- als an den Verlustphasen der jeweiligen Subfonds partizipiert, macht der Einsatz von aktiv gemanagten High-Alpha-Fonds rein mathematisch betrachtet durchaus Sinn.

Welchen Anteil an der Wertentwicklung macht das ungefähr aus?
Bei unseren dynamischen Total-­Return-Produkten kann das bis zu 20 Prozent der Performance ausmachen.

Die Transaktionskosten sind aber doch bei aktiven Fonds höher …
Nein, sie sind nicht per se höher als die für ETFs - zumindest nicht für uns als institutioneller Investor. Aktive Fonds erwerben wir zum Nettoinventarwert plus einer festen Gebühr, während wir bei ETFs wenige Basispunkte über dem Nettoinventarwert zahlen. Insgesamt liegen bei beiden Fondskategorien für uns sehr effiziente Märkte mit einem sehr starken Wettbewerb der Broker vor. Indem wir mehrere Angebote einholen, können wir günstig ein- oder verkaufen. Unser Portfolio umzuschichten ist daher sowohl bei aktiven Fonds als auch bei ETFs nicht teuer.

In welchen Fällen setzen Sie ETFs ein?
In bestimmten Marktphasen, wenn zum Beispiel US-Standardwerte sich in einem besonders ausgeprägten Aufwärtstrend befinden, entscheidet sich unser computergestütztes Trendfolgesystem verstärkt für ETFs. In unseren dynamischen Total-Return-Produkten ist der Anteil von ETFs in den vergangenen Jahren daher deutlich gewachsen und liegt inzwischen im Durchschnitt bei 20 bis 30 Prozent des Fondsvermögens.

Also keine Vorbehalte gegenüber den passiven Produkten?
Nein. Ich begrüße das zunehmende Angebot an ETFs. Denn es erweitert unser Anlageuniversum und bietet zusätzliche Möglichkeiten, Wert zu schaffen.

Der ETF-Anteil in Ihrem Portfolio könnte künftig also weiter zunehmen?
Ja. Aber solange einzelne Fondsmanager Alpha generieren und solange das Anlageuniversum von aktiven Fonds weitaus größer ist als das von ETFs, werden wir auf aktive Fonds keinesfalls verzichten. Es wäre ja unklug, wenn wir die beiden genannten Performancequellen nicht nutzen würden.

Investor-Info

Leo Willert und ARTS
Systematischer Trader

Noch bevor Leo Willert (51) als Fondsmanager arbeitete, pflegte er bereits seine Leidenschaft für Handelssysteme. Er entwickelte ein Tradingmodell, mit dem er sein eigenes Geld verwaltete. Später gründete er ARTS Asset Management und legte 2003 mit der Wiener Fondsgesellschaft C-Quadrat seine ersten trendfolgenden Dachfonds auf. Heute managt Willert in 18 Fonds rund 2,8 Milliarden Euro Vermögen. Auch für die Fondstochter der Deutschen Bank lenkt er drei Dachfonds unter dem Label DWS Concept ARTS.

C-Quadrat ARTS T. R. Balanced
Flexibler Trendfolger

Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen - nach diesem Prinzip funktioniert der C-Quadrat ARTS Total Return Balanced. Den Dachfonds managt Leo Willert mithilfe eines selbst entwickelten Trendfolgesystems. Das spürt in 56 Ländern und Regionen, 14 Branchen und 70 Sektoren Trends an den Aktienmärkten auf und generiert daraus Kauf- und Verkaufssignale. Die Aktienquote im Fonds darf bis zu 50 Prozent betragen. Willert investiert dazu in einzelne Fonds mit stabilen Trends. Seit Auflage 2003 steht nur in den Jahren 2008 und 2011 ein Minus von jeweils rund fünf Prozent, ansonsten schloss der Fonds in jedem Jahr positiv ab. Die Wertentwicklung seit Bestehen: durchschnittlich 6,4 Prozent pro Jahr.

Bildquellen: Bill Lorenz/Arts Asset Management