Fonds-Experte Rehmann: "Lieber T-Shirt als Anzug"

von Andreas Höß, Euro am Sonntag

€uro am Sonntag: Herr Rehmann, Ihr Fonds setzt auf Unternehmen, die bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 35 erfolgreich sind. Gehören Sie selbst zu dieser Altersgruppe?
Moritz Rehmann: Seit drei Jahren nicht mehr, aber ich bin noch recht nah dran. Außerdem habe ich zwei kleine Kinder. Die werden mich wohl oder übel langfristig über die Konsumvorlieben junger Menschen auf dem Laufenden halten.

Was macht junge Konsumenten denn so interessant für Sie?
Junge Erwachsene geben gern Geld aus - allerdings für andere Dinge als ihre Eltern. Sie kaufen seltener neue Autos, sondern leihen welche, sie tragen kaum Anzüge, sondern eher Turnschuhe und T-Shirt, und sie schauen statt klassischem Fernsehen lieber Filme oder Serien über Streaming-Dienste oder spielen Computerspiele. Sie zahlen übrigens auch selten bar, sondern online über Bezahldienste wie Paypal. Trotzdem haben sie Statussymbole, Hobbys und Lieblingsmarken - nur eben andere.

Welche denn zum Beispiel?
Oft sind das Marken oder Dinge, die sie schon in ihrer Jugend gut fanden. Die heute 30-Jährigen sind zum Beispiel mit dem Game Boy von Nintendo und mit Spielekonsolen aufgewachsen. Auch heute spielen sie noch Computerspiele, und diese Branche ist mit ihnen groß geworden. Nintendo baut nicht mehr nur Konsolen, sondern setzt mit Spielen wie "Pokemon Go" oder "Super Mario", das Mitte Dezember für das Smartphone auf den Markt kommt, nun auf Mobile Gaming.

Die Hobbys von jungen Erwachsenen beschränken sich also auf Zocken und Serien-Streamen?
Natürlich nicht nur, es gibt auch gegenläufige Trends. Junge Erwachsene spielen Computerspiele, deshalb haben wir Aktien wie Nintendo, Ubisoft oder Activision Blizzard" target="_blank">Activision Blizzard im Fonds. Sie bleiben ein Leben lang Marken wie Pepsi treu - weshalb Übergewicht in dieser Generation ein großes Thema ist. Auf der anderen Seite geben junge Erwachsene aber auch mal mehr Geld für gesunde Ernährung aus. Viele von ihnen sind auch sehr sportlich und körperbewusst.

Haben Sie auch Titel aus der Sportbranche in Ihrem Fonds?
Zum Beispiel die Aktie von Shimano, die Radkomponenten herstellen. Mit Fahrrädern fährt man nicht mehr nur von A nach B, sie sind für viele Sportgerät oder sogar Statussymbol. Aber auch klassische Sportartikelhersteller wie Nike oder Einzelhandelsketten mit Sportmode wie Foot Locker finden wir spannend. Das liegt nicht nur daran, dass sich junge Leute sportlicher kleiden. Immer mehr Menschen wohnen in Städten und arbeiten in Büros. Das macht Sport als Ausgleich wichtiger - auch in den Schwellenländern.

Zu den größten Positionen gehören auch Alphabet und Apple.
Ja, vor allem Alphabet versucht über seine Videoplattformen, Business Services, Cloud-Angebote sowie seinen App-Store und seine Suchmaschine stetige Einnahmen zu generieren. Auch Apple ist mittlerweile viel mehr als nur ein Hersteller von Smartphones und MacBooks.

Technologieaktien sind in den vergangenen Jahren aber schon sehr stark gestiegen. Sind sie nicht langsam zu teuer?
Generell kann man bei Wachstumswerten nicht mehr von einer Unterbewertung sprechen. Wir haben deshalb ihre Gewichtung leicht abgebaut und etwas Richtung US-Einzelhandel umgeschichtet. Denn bringt Donald Trump als US-Präsident wirklich mehr Schwung in die heimische Wirtschaft, profitieren davon auch die US-Konsumenten und geben mehr Geld in den Läden aus.

zur Person:

Moritz Rehmann ist Jahrgang 1978, er arbeitet seit 2005 bei DJE Kapital und ist seit 2007 als externer Manager für den Gamax Funds Junior (siehe Fonds im Fokus unten) verantwortlich. Privat schaut der Wirtschaftswissenschaftler gerne "Breaking Bad" und hört Bands wie Led Zeppelin.

Investor-Info

Fonds im Fokus
Gamax Funds Junior

Der Fonds wird seit einigen Jahren von Moritz Rehmann und Co-Manager Jan Ehrhardt geleitet, die bei DJE Kapital arbeiten. Die externen Manager setzen auf Aktien von Konzernen, die bei jungen Konsumenten erfolgreich sind. Das sind etwa die Technologiewerte Apple, Activision Blizzard, Alphabet, Paypal, Ebay und China Mobile, die Versicherung Aia Group, der Lebensmittelkonzern Pepsico, die Einzelhandelskette Inditex (Zara) oder die Nordea Bank. Um Währungsschwankungen auszugleichen oder Kurseinbrüche abzufedern, kann der Fonds Derivate einsetzen. Das passiert in Absprache mit DJE-Urgestein Jens Ehrhardt. In den vergangenen fünf Jahren machte der Fonds 70 Prozent Plus, seit Auflage 1997 sind es 160 Prozent.
Fazit: Erprobter und spannender Themenfonds mit guter Wertentwicklung.