Fondsmanager Schleuniger: „Enorme Chancen in Afrika“
Ägyptens Börsen sind geschlossen. Doch mittelfristig ist von dem Land wieder einiges zu erwarten, meint Afrika-Experte Jens Schleuniger.
von Jörg Billina, €uro am Sonntag
Vor den Aufständen in Nordafrika galt Ägypten als einer der aussichtsreichsten Märkte des Kontinents. Doch im Zuge der Demonstrationen brachen die Kurse ein, der Börsenhandel wurde eingestellt. In diese unruhige Zeit hinein bringt die Altira Group mit dem VCH Africa einen neuen Fonds für den schwarzen Kontinent auf den Markt (ISIN: LU 056 344 519 5). €uro am Sonntag sprach mit Manager Jens Schleuniger über die Zukunft Ägyptens und die Chancen für ausländische Investoren.
€uro am Sonntag: Herr Schleuniger, rechnen Sie vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen mit hohen Mittelzuflüssen in Ihren neuen Fonds?
Jens Schleuniger: Wer sich in Schwellenländern engagiert, weiß, dass es Risiken gibt. Die sind in Afrika nicht höher als in Asien oder Lateinamerika. Den Gefahren stehen aber auch enorme Chancen gegenüber. Speziell der Schwarze Kontinent verfügt über große Mengen an Rohstoffen, und auch die Binnennachfrage zieht an. Gleichzeitig werden Staatsbetriebe via Börse privatisiert, es gibt Übernahmen. Viele Staaten sind zudem im Vergleich zur Vergangenheit politisch deutlich stabiler. Ich denke, dass der Fonds bei Anlegern auf Interesse stoßen wird, zumal Afrika sich noch an einem sehr frühen Zeitpunkt seiner wirtschaftlichen Entwicklung befindet.
Die Börsen in Kairo und Alexandria sind derzeit geschlossen. Rechnen Sie mit einer Erholung, wenn die Märkte voraussichtlich in der kommenden Woche wieder öffnen werden?
Es wird wohl nicht steil nach oben gehen. Eher dürften die Kurse einige Zeit noch sehr stark schwanken. Es gibt zu viele Unsicherheitsfaktoren. Ich glaube jedoch, dass die Nachfolger Mubaraks einen investorenfreundlichen Kurs einschlagen werden. Ansonsten können auch sie der Jugend keine Perspektiven bieten. Insofern weisen die Börsen Ägyptens derzeit ein interessantes Einstiegsniveau auf.
Die Massenproteste in Ägypten und in anderen arabischen Ländern wurden nicht zuletzt durch die hohen Weizenpreise ausgelöst. Ist eine ähnliche Entwicklung in schwarzafrikanischen Staaten denkbar?
Ausschließen kann man das nicht. Doch wir gehen mittelfristig von einer Entspannung beim Weizenpreis aus.
Sie investieren unter anderem in Nigeria. Dort finden im April Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Rechnen Sie mit einem friedlichen Verlauf?
Schleuniger: Ich denke schon. Präsident Goodluck Jonathan hat gute Chancen, im Amt bestätigt zu werden. Die Aktienkurse dürften profitieren, wenn Wahlfälschungen und Ausschreitungen weitgehend unterbleiben.
Welche afrikanischen Länder könnten neben Nigeria für Anleger künftig interessant werden?
Neben Ruanda dürften in den nächsten Jahren auch Länder wie Ghana, Angola, Uganda, Sambia und vielleicht auch Simbabwe attraktive Börsenplätze werden.