Anlagetipps von Marc Faber

Dr. Doom fordert Ben Bernankes Rücktritt

23.10.09 13:40 Uhr

Die Diagnosen, die Dr. Doom alias Marc Faber für den US-Dollar stellt, sind seit Jahren negativ. Jetzt habe das Krankheitsbild eine neue Wendung genommen, erklärte der Börsenguru heute in Frankfurt.

Inzwischen verhalte sich die US-Währung exakt entgegengesetzt zu allen anderen Anlageformen. Aktien und Rohstoffe seien deshalb die geeignete Medizin für Investoren.

von Jens Castner, €uro am Sonntag

Der Dollar fällt und fällt – und das wird sich nach Worten von Börsenguru Marc Faber noch vier bis sieben Jahre lang fortsetzen. Wie der 63-Jährige Schweizer Ökonom, bekannt als „Dr. Doom“, heute bei einer Investmentkonferenz der Analystenvereinigung CFA Society in Frankfurt betonte, seien zwar immer wieder kurzfristige Erholungsrallyes von bis zu 20 Prozent zu erwarten, doch insgesamt werde sich der Abwärtstrend der US-Währung auf lange Sicht fortsetzen – und letztlich in die Katastrophe führen.

Verantwortlich für den rasanten Verfall des Dollar sei die Politik des billigen Geldes von US-Notenbankchef Ben Bernanke und dessen Vorgänger Alan Greenspan. Sie hätten dafür gesorgt, dass sich in allen Anlageklassen – von Aktien über Immobilien bis hin zu Rohstoffen – Blasen gebildet hätten. Nachdem sie geplatzt seien, würden sie nun erneut mit Luft gefüllt. Selbst in der Phase zwischen den beiden Börsencrashs von 2001/02 und 2008, als die Zinsen in den USA in der Spitze ein Niveau von mehr als fünf Prozent erreichten, habe das Kreditvolumen kontinuierlich zugenommen. In der Folge sei eine Verschuldungsblase entstanden, durch die alle bisherigen Korrelationsmodelle hinfällig geworden seien. „Heute heißt es nur noch: Der Dollar gegen alle anderen“, so Faber.

Faber begründet seine Theorie mit der Tatsache, dass nach der Insolvenz von Lehman Brothers alle Anlageklassen – Aktien, Gold, Öl, Immobilien und Unternehmensanleihen – gleichzeitig in den Keller rauschten. In dieser Phase stiegen der Dollar und US-Staatsanleihen. Seit dem Tiefpunkt der Finanzmarktkrise Ende Februar/Anfang März 2009 habe exakt der gegenteilige Effekt eingesetzt. Während sich alle anderen Anlageformen gut erholt zeigten, sei der Dollar in einen neuerlichen Abwärtstrend übergegangen. Faber leitet daraus ab, dass „der Dollar und US-Staatsanleihen mittlerweile mit allen anderen Anlageformen negativ korreliert sind“.

Mit jeder zwischenzeitlichen Erholung des Dollar werde es immer wieder zu scharfen Korrekturen an den Aktien- und Rohstoffmärkten kommen, sagt Faber. Diese würden jedoch nicht allzu lange dauern, da die US-Notenbank auf jeden Einbruch am Aktienmarkt mit einer neuerlichen Liquiditätsschwemme reagieren werde. „Bernanke bekämpft Feuer mit Feuer“, unterstrich Faber und forderte dessen Rücktritt. Die Folge der Politik des billigen Geldes werde eine Hyperinflation sein. Schon in wenigen Jahren würden die USA mehr als 40 Prozent ihrer Steuereinnahmen allein für Zinszahlungen aufwenden müssen. Um überhaupt handlungsfähig zu bleiben, werde die Notenbank dann erneut die Druckerpresse anwerfen müssen. „Durch Gelddrucken ist aber noch niemand reich geworden, sonst müsste Simbabwe der wohlhabendste Staat der Erde sein “, sagte Faber in Anspielung auf die dortige Hyperinflation. Seine Vermutung sei, „dass Simbabwes Präsident Robert Mugabe der heimliche Mentor Bernankes ist“.

Wegen der Inflationsgefahren rät Faber Investoren zu Sachwerten: „Aktien und Rohstoffe sind derzeit nicht riskanter als Cash – eher weniger“, so der Börsenguru, der den Japan-Crash von 1990, die Asienkrise von 1997 und das Platzen der Technologieblase um die Jahrtausendwende korrekt vorausgesagt hatte, was ihm den Beinamen „Dr. Doom“ einbrachte. Die Zukunft sieht er vor allem in Asien, wo die Verschuldung gering ist und das Ungleichgewicht, das durch die US-Notenbankpolitik entstehe, aufgefangen werde. Allerdings geht er nicht davon aus, dass die USA den Asiaten das Feld kampflos überlassen werden. „Ich sage nicht, dass es Krieg gibt, aber es wird zu erheblichen geopolitischen Spannungen kommen, insbesondere zwischen den USA und China.“ Ein gewisser Gold- und Platinvorrat als Krisenwährung könne deshalb nicht schaden.

Allerdings sollten die Edelmetalle physisch gekauft und in sicheren Ländern aufbewahrt werden, zu denen er die Schweiz nicht mehr zählt. „Die Eidgenossen haben kein Rückgrat. Wenn die US-Regierung anfängt, den Goldbesitz ihrer Bürger zu beschlagnahmen und von das auch von den Schweizern verlangt, werden sie es tun“, warnt er. Bereits nach der großen Depression, die dem Börsencrash von 1929 folgte, hatte die US-Regierung privaten Goldbesitz zu Anlagezwecken verboten und den Bürgern ihre Münzen zum Zwangsumtauschkurs von fünf Dollar je Unze abgenommen.

Eine Wiederholung sieht er wahrscheinlich an, wenn der Staatsbankrott der USA in vier bis sieben Jahren nicht mehr zu leugnen sei. Daher rät Faber Investoren, ihren Goldbesitz in neuen sicheren Häfen wie Hongkong oder Singapur verwahren zu lassen: „Wenn die Amerikaner dort ankommen und die Herausgabe des Goldes fordern, werden sie sofort wieder heimgeschickt“.