Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Die Stärke des Euro wird immer mehr zum Problem

06.10.09 08:33 Uhr

Die Stärke des Euro wird immer mehr zum Problem | finanzen.net

Seit Anfang März stieg der Wechselkurs des Euros zum US-Dollar um mehr als 15 Prozent.

Und anscheinend befürchtet der Vorsitzende der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, einen weiteren Ausverkauf des Dollars. Darauf lassen zumindest seine jüngsten Äußerungen schließen: Seiner Ansicht nach sollte China eine Aufwertung seiner Währung gegenüber dem US-Dollar ermöglichen, damit der Euro nicht die gesamte Last der Dollarschwäche schultern muss. Kein Wunder: Die USA drucken wie verrückt Geld und das muss sich irgendwie in einer Abwertung widerspiegeln.

Verbale Interventionen ohne Wirkung

Sollte sich der EZB-Chef in der Pressekonferenz nach der Notenbanksitzung am Donnerstag besorgt über die Aufwertung des Euros gegenüber dem Dollar äußern, dann könnte dies kurzfristig zu Kursbewegungen am Devisenmarkt, nämlich einem Rückgang von EUR/USD führen. Doch mittelfristig werden solche Statements keine Auswirkungen haben, denn die EZB wird dem keine Interventionen am Devisenmarkt folgen lassen. Und das die Chinesen jetzt plötzlich eine Aufwertung des Yuan ermöglichen, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Eher werden die Chinesen selbst fleißig weiter Geld drucken, um auf diese Weise den Aufwertungsdruck von ihrer Währung zu nehmen, denn China leidet immer noch unter einer Exportschwäche. Eine Aufwertung des Yuan wäre unter diesen Umständen Gift, denn das würde vor allem den Konkurrenten in den asiatischen Nachbarländern in die Hände spielen. Fazit: EUR/USD dürfte mittelfristig weiter steigen.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.