ifo-Chef Sinn: Griechen sollten Euro als Parallelwährung behalten
Griechenland würde nach Aussage von ifo-Präsident Hans-Werner Sinn von einem Euro-Austritt profitieren, sollte den Euro aber für eine Übergangszeit als Parallelwährung behalten dürfen.
In einer Sonderausgabe des ifo-Schnelldienstes mit dem Titel "Die griechische Tragödie" plädiert Sinn für die Schaffung einer "neuen nationalen Währung", was über die bloße Ausgabe von Schuldscheinen hinaus ginge.
Handeln Sie Währungspaare wie EUR/USD mit Hebel bei Plus500 und partizipieren Sie an steigenden wie fallenden Notierungen.
Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Gegenwärtig verhandelt Griechenland mit seinen Kreditgebern über die Auszahlung weiterer Milliarden an prinzipiell bereits zugesagten Hilfsgeldern. Internationaler Währungsfonds (IWF), EU-Kommission und Europäische Zentralbank (EZB) bestehen allerdings darauf, dass die Griechen schon zugesagte Reformen umsetzen und neue in Angriff nehmen. Dagegen sträubt sich die Regierung von Alexis Tsipras jedoch.
Ohne neue Zahlungen kann Griechenland jedoch seine alten Verbindlichkeiten nicht begleichen, die in den nächsten Wochen fällig werden: Gut 1,5 Milliarden vom IWF und knapp 3,5 Milliarden von der EZB. Zahlt Griechenland nicht, ist es offiziell zahlungsunfähig, sein Verbleib im Euro wäre dann ohnehin akut gefährdet.
Griechenland würde laut Sinn von einem Austritt aus dem Euro profitieren, denn so würde eine Abwertung möglich, die die griechischen Konsumenten wieder dazu brächte, einheimische anstelle importierter Produkte zu kaufen. Für eine Übergangsperiode, zumindest solange, bis neue Banknoten gedruckt sind, braucht Griechenland nach Ansicht Sinns aber zwei Währungen: Eine neue nationale als gesetzliches Zahlungsmittel und den Euro als Parallelwährung.
Eine bloße Ausgabe von staatlichen Schuldscheinen, die nicht als gesetzliches Zahlungsmittel fungieren, wäre kein Beitrag zur Lösung des griechischen Wettbewerbsproblems, meint der ifo-Chef. Zwar könnte eine Zweitwährung auf der Basis staatlicher Schuldscheine das Liquiditätsproblem des griechischen Staates beheben, aber sie würde weder die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft wiederherstellen noch die Gefahr einer neuen Konkurswelle abwenden.
Dies gelinge nur, wenn Griechenland eine neue nationale Währung einführe, diese abwerte und damit den Euroraum verlasse. Die neue Währung muss laut Sinn gesetzliches Zahlungsmittel sein, so dass alle Lohn-, Miet- und Kreditkontrakte abgewertet werden können. Nur so könne die griechische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig werden.
Sinn beziffert die Höhe der öffentlichen Kredite, die Griechenland bis Ende März 2015 von den anderen Staaten und Institutionen erhalten hat, auf insgesamt 325 Milliarden Euro. Ein Drittel dieses Geldes habe der Finanzierung des griechischen Leistungsbilanzdefizits gedient, ein Drittel der Schuldentilgung, und ein Drittel wurde für eine Kapitalflucht griechischer Bürger und Institutionen ins Ausland genutzt.
DJG/hab/smh Dow Jones Newswires Von Hans Bentzien MÜNCHEN
Weitere News
Bildquellen: ifo