CFD-Chaos: Die große Geldvernichtung

Der Absturz des Euro gegenüber dem Schweizer Franken treibt nicht nur Anleger, sondern auch Broker in die Insolvenz.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Die Börse ist keine Einbahnstraße. Dies bekamen spekulative Anleger vor wenigen Tagen schmerzhaft zu spüren, die auf einen gegen den Schweizer Franken steigenden Euro gewettet hatten. Als die Schweizer Notenbank (SNB) den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro am Vormittag des 15. Januar völlig unerwartet aufgab, brachen alle Dämme. Wie Blei zog es den Euro innerhalb von Sekunden in die Tiefe. Die europäische Gemeinschaftswährung fiel in der Spitze um 30 Prozent auf ein Rekordtief von weniger als 0,86 Franken.
Das Devisendrama nahm seinen Lauf, insbesondere bei CFDs. Nicht nur für die Trader, auch für die Broker. Hunderte Millionen Euro lösten sich innerhalb von Minuten in Luft auf. Der britische Broker Alpari, der auch am deutschen Markt tätig ist, hat nach dem Crash Insolvenz beantragt. Er verkündete auf seiner Website, dass der Entschluss der SNB zu extremen Schwankungen und dem Austrocknen jeglicher Liquidität geführt habe. "Das hatte zur Folge, dass die Mehrheit der Kunden Verluste erlitten hat, die ihr Einlagenkapital überstieg. Wo der Kunde diesen Verlust nicht abdecken kann, wird er an uns weitergereicht", so Alpari.
Dem Vernehmen nach ist es bei dem Broker dadurch zu einem geschätzten Verlust von 45 Millionen Dollar gekommen. Hintergrund: Mit Differenzkontrakten, die im Englischen Contracts for Difference (CFDs) heißen, gehen Anleger riskante Trades ein. Hebel von 100 und mehr sind dabei keine Seltenheit.
Bei einem Hebel von 100 hinterlegen Investoren ein Prozent ihrer Position als Sicherheitsleistung (Margin). Die restlichen 99 Prozent legt der CFD-Broker aus und gewährt dem Anleger damit quasi einen Kredit. Bei einem Geldeinsatz von 100 Euro können somit 10 000 Euro bewegt werden. Steigt der favorisierte Basiswert um ein Prozent, gewinnt der Anleger 100 Prozent seines Kapitaleinsatzes.
Gefährliche Hebelwetten
Sinkt jedoch der Basiswert in dem Beispiel um ein Prozent, ist die Margin komplett aufgebraucht. Geht es weiterhin in die "falsche" Richtung, können Anleger aufgrund der Nachschusspflicht weit mehr als nur die Einlage verlieren. Ist das Anlegerkonto nicht gedeckt, um den Differenzbetrag zu begleichen, kommt es zum Margin Call, mit dem der Broker eine Einzahlung von seinem Kunden fordert.
Die heftigen Kurseinbrüche stürzten den CFD-Markt ins Chaos. Wegen der fehlenden Liquidität an den Märkten konnten viele Stoppkurse nicht mehr ausgelöst werden. Folge: Die Broker waren nicht mehr in der Lage, die Positionen ihrer Kunden abzusichern. Beim CFD-Währungshandel gibt es teilweise Marginanforderungen von nur 0,25 Prozent, was einen Hebel von 400 bedeutet. Ein Trader berichtet auf dem Finanzportal wallstreet-online.de, dass er mit einem CFD auf einen anziehenden Euro spekuliert und einen Stopp bei 1,1998 Franken gesetzt habe. Nach der Frankenfreigabe wurde aus seiner 3.000-Euro-Anlage ein sechsstelliger Schuldenberg. Laut seinem Broker IG sei es nicht möglich gewesen, den Verkauf am Markt zu platzieren. Erst nach einer Dreiviertelstunde sei seine Position zu 0,92 Franken verkauft worden. Der Trader sieht nur noch die Möglichkeit der Privatinsolvenz.
Ähnlich dürfte es auch anderen CFD-Tradern ergangen sein, die bei einem Broker ein Konto mit Nachschusspflicht hatten. Bei einigen Anbietern existiert dagegen keine Nachschusspflicht, was Anleger vor Schlimmerem bewahrt hat. Aber unabhängig davon: Kundenverluste, die sich nach dem Crash auftürmten, mussten die Broker zunächst selbst zahlen. Zugleich brodelt die Gerüchteküche. So ist in Foren zu lesen, dass Broker womöglich Ausführungskurse nachträglich geändert hätten.
Einer der weltweit größten Anbieter, FXCM, verbuchte einen Verlust von 225 Millionen Dollar und schlitterte knapp an der Pleite vorbei - nur ein Notkredit über 300 Millionen Dollar rettete ihn. IG teilte mit, man erwarte aus dem plötzlichen Frankenanstieg Verluste von maximal 30 Millionen Pfund, da einige Hundert Kunden betroffen seien. CFD-Experte Stefan Riße vom Vermögensverwalter HPM kritisiert, dass viele Anleger blind darauf vertraut hätten, dass die SNB den Euro-Mindestkurs verteidigen werde. Weiterhin hätten die Devisenbroker es Kunden erlaubt, Euro-Long-Positionen mit gigantischen Hebeln von bis zu 400 einzugehen.
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21.06.2012 | FXC a overweight | Barclays Capital |
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