CFD-Broker: Ein Herz für Zocker
Broker, die sich auf Handel mit Differenzkontrakten spezialisiert haben, verzeichnen regen Zulauf. €uro am Sonntag nahm die florierende CFD-Zunft unter die Lupe. Die besten Anbieter.
von Stephan Bauer, €uro am Sonntag
Glücksgefühl und Euphorie, Enttäuschung und Panik – wer schon einmal mit Contracts for Difference, kurz CFDs (zu deutsch Differenzkontrakte), gehandelt hat, kann von einem Wechselbad der Gefühle berichten. Freunde des gehobenen Risikos, also Daytrader und andere harte Zocker, kommen hier voll auf ihre Kosten. Schließlich bieten CFDs enorme Gewinnchancen und die dauernde Gefahr heftigster Verluste.
Der CFD-Handel hat sich in Deutschland ebenso rasch entwickelt, wie es gut getimte Positionen auf einem CFD-Konto tun. Ende vergangenen Jahres existierten nach Zahlen des deutschen CFD-Verbands rund 53.000 Konten, ein Fünftel mehr als im Jahr zuvor. Die kleine, aber stetig wachsende Gemeinde nervenstarker Trader, oft Anleger, die bereits Erfahrung im Daytrading gesammelt haben, bewegt dabei immense Summen. Vergangenes Jahr lag das Handelsvolumen bei fast 500 Milliarden Euro, schätzt der Verband.
Dieses gigantische Volumen entspringt freilich der Konstruktionsweise dieser Finanzderivate: Anleger können mit geringen Summen über große Hebel sehr viel Geld bewegen. Bei der Wahl des eingesetzten Hebels (siehe Glossar) sind Kunden mehr oder weniger frei. Anleger, die beispielsweise einen Kontrakt auf eine Aktie kaufen und 1.000 Euro einsetzen, bewegen bei einem Hebel von 100 bereits eine sechsstellige Summe.
Die Wirkungsweise ist leicht erklärt: Mit jedem Cent, den der Basiswert eines CFDs steigt oder fällt, steigt oder fällt auch der Wert des Kontrakts um einen Cent. Die Hebelwirkung entsteht dadurch, dass ein CFD-Trader nur einen Bruchteil des Preises des jeweiligen Basiswerts einsetzen muss. Im Extremfall müssen Anleger Geld sogar nachschießen. Das ist der Fall, wenn das eingesetzte Kapital aufgebraucht ist – was mitunter in Minuten geschieht. Der Reiz des Handels liegt in den üppigen Gewinnchancen.
Wenig verwunderlich also, dass der Markt in recht kurzer Zeit eine Vielzahl von teils hoch spezialisierten Anbietern hervorgebracht hat.
Zu den Pionieren der Branche zählen beispielweise die britischen Anbieter CMC Markets, IG Markets oder Marketindex, eine Tochter der Royal Bank of Scotland – der CFD-Handel entwickelte sich nämlich ursprünglich außerhalb Deutschlands. Inzwischen sind jedoch auch einige einheimische Spezialisten sowie hiesige Finanzinstitute in den Wettbewerb eingetreten – zum Beispiel die Sparkassen-Tochter S Broker oder der Internetanbieter Flatex.
Das lebhafte Wachstum in diesem innovativen Segment war für uns Anlass, die wichtigsten Anbieter einem gründlichen Test zu unterziehen, der in dieser Form in Deutschland einzigartig ist. Gemeinsam mit der Düsseldorfer Agentur Vierpartner nahmen wir 21 Anbieter unter die Lupe.
Der Gesamteindruck: Die teils noch jungen Finanzdienstleister geben insgesamt ein positives Bild ab. „Die Ergebnisse waren insgesamt ordentlich. Es gab keine wirklichen Ausreißer nach unten. Selbst Anbieter, die im Ranking weit hinten landeten, bieten immer noch einen Service, der in Ordnung geht“, fasst Jörn Hüsgen, Testleiter bei der Agentur Vierpartner, zusammen. Wichtig: Die Testergebnisse beziehen sich nur auf die CFD-Angebote der Anbieter. Andere Dienstleistungen wurden nicht erfasst. Im Mittelpunkt der Analyse stand die Servicequalität, die mit 40 Prozent am stärksten gewichtete Kategorie. Die Qualität der Website hatte ebenfalls hohe Priorität und ging mit 30 Prozent Gewicht in den Wettbewerb.
Der Grund für die starke Gewichtung von Kundenservice und Website liegt in der Brisanz der Materie: CFD-Trading ist hochriskant, hierauf sollten Broker klar hinweisen. Im CFD-Handel ist unseres Erachtens deshalb eine umfassende Beratung der Kunden notwendig, sei es per Telefon oder auf der Homepage im Internet. Schließlich müssen Anleger die Funktionsweise der CFDs gründlich kennen, um die Risiken realistisch einschätzen zu können.
Bei der Beurteilung des Serviceniveaus floss neben der Qualität und Schnelligkeit der Hotline auch mit ein, ob die Mindesteinlage des Traders durch einen Einlagenfonds gesichert ist – und in welcher Höhe. Wichtig waren uns überdies deutliche Hinweise auf mögliche Nachschüsse, falls bei schlecht laufenden Geschäften die Einlage nicht ausreichen sollte. Die Ergebnisse des Tests fielen in diesem Bereich insgesamt positiv aus. Nur wenige Anbieter verpassten hier die volle Punktzahl, darunter die Häuser Brokerjet und Hanseatic Brokerhouse.
Wert legten wir auch auf realistische Test-Tools, mit denen Kunden sich auf die bevorstehenden Wetten vorbereiten können. Interessierten, aber bislang noch unerfahrenen Tradern sei an dieser Stelle nachdrücklich ein eingehendes Training ans Herz gelegt, bevor sie sich aufs glatte und gelegentlich hauchdünne Eis des CFD-Handels wagen.
Eine großzügig eingeräumte Nutzungsdauer der Demokonten beziehungsweise üppig zur Verfügung gestelltes Spielgeld wurde den Brokern deshalb auch entsprechend honoriert. Die Anbieter Royal Bank of Scotland, FXPro, FXFlat und Finexo taten sich in der Kategorie besonders positiv hervor.
Die Höhe der Mindesteinlage war wichtiger Bestandteil des Testblocks Kosten. Aufgefallen ist uns die dänische Saxo Bank, die mindestens 10.000 Euro von ihren Tradern einfordert – macht null Punkte im Test. Aufgrund der speziellen Marktgegebenheiten mussten wir uns hier auf objektiv vergleichbare Kriterien beschränken.
Die Höhe der Kosten des CFD-Handels wird darüber hinaus maßgeblich durch die in den einzelnen Kontrakten anfallenden Spreads, also den Differenzen von An- und Verkaufskursen, bestimmt. Die Krux an der Sache: Die Spreads sind bei Wetten auf verschiedene Basiswerte unterschiedlich hoch und können auch im Zeitverlauf stark variieren. Ein vollständiger und objektiver Kostenvergleich war demgemäß nicht möglich.
Klarer Testsieger wurde ein Haus, das mit einer sehr guten Leistung in beinahe allen Kategorien aufwartete: der Broker FXFlat. Die Ratinger wurden zugleich noch Zweite in der Kategorie Preis-Leistungs-Verhältnis. FXFlat erreichte mit 144 von 150 Punkten beinahe die volle Punktzahl. Mit CMC Markets und IG Markets schafften auch zwei Pioniere der Branche ein „sehr gut“ in der Gesamtwertung.
Preis-Leistungs-Sieger mit Top-Gesamtnote und bestem Ergebnis im Kostenblock wurde die FXdirekt Bank. Das Haus wartet überdies mit einer Besonderheit auf: Gegen Aufpreis können Kunden ihre Orders auch über die in Kooperation mit der Bayerischen Börse geschaffene Handelsplattform Contrex laufen lassen. Die Überwachung der Handelsgeschäfte übernimmt dann die Börse.
Das ist die Ausnahme, denn in der Regel handeln CFD-Trader nicht über eine Börsenplattform – die Broker stellen die Kurse meist selbst. Das mag der Kostentransparenz gelegentlich entgegenstehen. Im Überschwang der Glücksgefühle nehmen Trader das aber durchaus in Kauf.
Glossar: Die wichtigsten CFD-Begriffe
CFD: Contract for Difference, Differenzkontrakt, Anlagegeschäft, bei dem nur die Kursdifferenz zwischen An- und Verkauf gehandelt wird. Ein Cent Kursgewinn des Basiswerts bringt einen Cent Kursgewinn des CFD. Basiswerte können Aktien, Rohstoffe oder auch Indizes sein.
Hebel: Ist in der Regel frei wählbar und ergibt sich aus der Höhe des eingesetzten Kapitals. Je niedriger der Einsatz, desto größer der Hebel.
Margin: Eingesetztes oder hinterlegtes Kapital, dient als Sicherheit für den Broker. Wird sie aufgebraucht, kann es zum sogenannten Margin-Call kommen, der Nachschusspflicht. Die Nachschusspflicht kann jedoch auch ausgeschlossen sein.
Stop Loss: Order mit Limit, die CFD-Position wird bei Erreichen einer bestimmten Verlustmarke verkauft. Instrument, um beispielsweise einen Margin-Call zu verhindern und Verluste zu begrenzen.
Finanzierungskosten: Wird eine Long-Position über Nacht gehalten, stellen die Finanzdienstleister hierfür in der Regel Finanzierungskosten in Rechnung, die sich aus einem Geldmarktzins und einem Aufschlag zusammensetzen. Für Short-Positionen gibt es eine Gutschrift.
Strategie: CFD-Wetten können sowohl auf steigende (long) als auch auf fallende Kurse (short) eingegangen werden. Als besonders erfolgreich gelten Strategieansätze, bei denen Verlustpositionen möglichst früh aufgelöst und Gewinnpositionen möglichst lange gespielt werden.
So wurde getestet
Grundlagen
Der Test basiert auf einem wissenschaftlichen Verfahren, das an der Universität Düsseldorf entwickelt wurde. Die Untersuchung arbeitet mit Basisanforderungen, Leistungsanforderungen und Bonusanforderungen.
Basisanforderungen gelten als für den Kunden selbstverständlich. Sind sie vorhanden, sorgen sie deshalb nicht für größere Zufriedenheit. Werden die Anforderungen dagegen nicht erfüllt, gibt es Minuspunkte. So wurde im vorliegenden Test als selbstverständlich angenommen, dass ein Kunde, der handeln will, nicht durch Werbebanner gestört werden will. Gab es solche Störer trotzdem, bekam der Broker Punkte abgezogen.
Leistungsanforderungen sind die Parameter, an denen sich die Anforderungen des Kunden während der Kaufentscheidung festmachen. Ihr Fehlen führt zu Enttäuschung und/oder Unzufriedenheit. Werden die Anforderungen besser als erwartet erfüllt, schlägt sich dies in hoher Zufriedenheit nieder. Erfüllte Leistungskriterien führen zu Pluspunkten, nicht erfüllte Anforderungen bringen entsprechend keine Punkte, führen aber auch nicht zu Abzügen. Hier konnten die Broker im Wesentlichen Punkte sammeln. Ein klassisches Beispiel hierfür sind kurze Warteschleifen in der Kundenhotline oder eine breite Produktpalette.
Hinsichtlich der Bonusanforderungen hat der Kunde keine ausgeprägten Erwartungen. Daher wird er auch nicht unzufriedener, wenn diese Anforderungen nicht erfüllt sind. Sind Bonusanforderungen jedoch positiv wahrnehmbar, steigern sie die Kundenzufriedenheit überproportional. Hier können ausschließlich Pluspunkte gesammelt werden. Im vorliegenden Test gab es diese Punkte etwa, wenn bestimmte Anbieter es ihren Kunden ermöglichen, CFDs auch über ihr internetfähiges Mobiltelefon zu handeln.
Zum Testverfahren: Die Agentur Vierpartner hat im Auftrag von €uro am Sonntag den CFD-Brokern zunächst einen Fragenkatalog zugeschickt. 21 von 24 Brokern haben diesen rechtzeitig beantwortet. Die Antworten wurden anschließend durch Internetrecherche sowie anonyme Testanrufe und E-Mails überprüft. Insgesamt wurden rund 100 Einzelkriterien geprüft.
Je nach Ergebnis gab es eine unterschiedliche Anzahl an Punkten. Zur Ermittlung des Gesamtsiegers wurden die erreichten Punkte in den Teilbereichen Kundenservice, Internetauftritt, Preis-Leistungs-Verhältnis und Angebot zusammengerechnet. Da unsere Untersuchung vor allem den Service der Broker untersuchen wollte, konnten die Anbieter im Bereich Kundenservice die meisten Punkte sammeln.
Hier die Ergebnisse in tabellarischer Form:
Kundenservice und Internetauftritt (pdf)
Die besten CFD-Broker (pdf)
Preis/Leistung, Kosten, Angebot, Handel und Transparenz (pdf)
Stand: 6. Mai 2011Quelle: Vierpartner