Weidmann dringt bei EZB-Käufen offenbar auf zügigen Ausstieg
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sieht angesichts des aktuellen Inflationsausblicks keine geldpolitische Notwendigkeit für eine Verlängerung des EZB-Anleihekaufprogramms über Dezember 2017 hinaus.
Zugleich sprach er sich im Interview mit der Börsen-Zeitung aber gegen ein abruptes Ende der Wertpapierkäufe aus, um Turbulenzen an den Märkten zu vermeiden. Er plädierte allerdings zumindest für einen raschen und vorab definierten Ausstieg.
"Aus unserer Juni-Prognose lässt sich meines Erachtens derzeit kein akuter weiterer Handlungsbedarf für das nächste Jahr ableiten, insbesondere nicht, das Kaufprogramm abermals fortzuschreiben", sagte Weidmann dem Blatt. Davon zu trennen sei aber die Frage, wie ein Ausstieg gestaltet würde. Es gebe Einigkeit, dass die Käufe "nicht von heute auf morgen beendet werden". Nötig sei ein "geordneter Ausstieg". Weidmann machte klar, dass er "den Ausstieg zügig gestalten würde".
Er sei der Ansicht, dass der in der Prognose angelegte Pfad für die Inflationsentwicklung zum Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) führe. Weidmann räumte ein, dass in dieser Prognose ein gewisser geldpolitischer Stimulus unterstellt sei. Er hob aber hervor, dass die EZB-Politik auch dann noch sehr expansiv sein werde, wenn das Eurosystem keine neuen Papiere mehr kaufe.
Entscheidend sei der Bestand an Papieren in der EZB-Bilanz. Gemessen daran werde die Geldpolitik noch lange Zeit expansiv wirken. Mit Blick auf den Zeitpunkt der EZB-Entscheidung betonte Weidmann, dass sich der EZB-Rat "in jeder geldpolitischen Sitzung" frage, ob Kurs und Kommunikation korrigiert werden müssten.
Er ließ Sympathie für einen vorab definierten Exit-Plan erkennen: "Ein klarer Plan hat beim Ausstieg durchaus Vorteile in der Kommunikation mit den Märkten und der Öffentlichkeit." Entschieden sprach er sich dagegen aus, selbst gesetzte Beschränkungen des QE-Programms zu lockern. "Eine Änderung der Parameter, über die meiner Meinung nach teilweise recht leichtfertig diskutiert wird, wäre aus meiner Sicht mit erheblichen negativen Folgen verbunden", so Weidmann.
FRANKFURT (Dow Jones)
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