US-Zinsschritt ohne Einfluss auf europäische Spar- und Anleiheerträge
Ende vergangenen Jahres hat die amerikanische Notenbank erstmals seit neun Jahren ihre Leitzinsen angehoben. Europäische Sparer und Anleihekäufer haben davon allerdings nichts.
Von Ottmar Wolf, Vorstand der Wallrich Asset Management AG
Um angemessene Renditen zu erzielen, müssen sie sich weiterhin nach Ersatzlösungen für "sichere Anlagen" umsehen.
In der Pressekonferenz nach der Zinsanhebung um einen Viertelprozentpunkt auf 0,25 bis 0,5 Prozent kündigte Fed-Präsidentin Janet Yellen für 2016 weitere Zinserhöhungen an, allerdings voraussichtlich nur "graduell". Das Tempo hängt von den Konjunktur- und Inflationsdaten ab. Die Mitglieder der Notenbank rechnen im Durchschnitt mit einem Leitzins von 1,4 Prozent per Ende 2016 und 2,6 Prozent per Ende 2017. Kommen die Zinsanhebungen schneller oder stärker als gedacht, dürfte dies für weitere Unsicherheit und damit Volatilität an den Börsen sorgen.
Auf die Verzinsung von Sparguthaben und Festgelder in Deutschland bzw. Europa haben die amerikanischen Notenbankentscheidungen dagegen keinen Einfluss. Diesbezüglich sind praktisch ausschließlich die Sätze der Europäischen Zentralbank maßgeblich. Der Leitzins befindet sich auf einem Rekordtief von 0,05 Prozent Anfang Dezember hat die EZB zudem den sogenannten "Strafzins" für Bankeinlagen (Einlagensatz) nochmals um 0,1 Prozent erhöht. Damit müssen Geschäftsbanken nunmehr eine Gebühr in Höhe von 0,3 Prozent auf ihre Guthaben bei der EZB bezahlen.
Aus diesem Grund werden Fest- und Spargeldzinsen in Europa weiter unter Druck bleiben. Selbst "Guthabengebühren" oder "Wertaufbewahrungsgebühren" der Banken für Girokonten sind inzwischen vorstellbar. Diese Einschätzung spiegelt sich in gewisser Weise auch in der Rendite von Bundesanleihen wider. Um nominale Negativrenditen zu vermeiden, muss aktuell auf Papiere mit Restlaufzeiten von wenigsten sieben Jahren zurückgegriffen werden. Der Portfoliobaustein "sichere Anleihen", der in früheren Jahren für Stabilität sowie regelmäßige Zinserträge gesorgt hat, steht Anleger damit nicht mehr zur Verfügung. Die gesamte Asset-Management-Branche ist deshalb auf Suche nach Ersatzlösungen. Zu diesen zählen aus unserer Sicht beispielsweise "Offene Immobilienfonds in Abwicklung" (OIFs). Dabei handelt es sich um Immobiliensondervermögen, die im Rahmen der Finanzkrise mangels hinreichender Liquidität die Rücknahme von Fondsanteilen aussetzen mussten, und deren Immobilien sukzessive verkauft werden.
Freiwerdende Mittel werden in regelmäßigen Abständen an die Fondsanteilsbesitzer ausgeschüttet. Der Reiz besteht nun darin, dass OIFs in Abwicklung an der Börse mit einem deutlichen Abschlag auf ihren tatsächlichen Wert (Net Asset Value) gehandelt werden. Schon 2015 haben sich die Produkte recht positiv entwickelt, sie weisen aber nach wie vor ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis auf. Zudem ist dieser Bereich mit anderen Segmenten des Kapitalmarktes nur gering korreliert, was zu einer Risikoreduzierung des Gesamtportfolios führt.
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