Ferratum: Anbieter für mobile Mikrokredite begibt 8%-Anleihe

Finanzen.net: Bei Mikrokrediten denkt man zunächst an Entwicklungsländer und arme Menschen, denen normale Banken keine Kredite gewähren. Da muss man bei Ihrer Gesellschaft wohl umdenken. Bitte stellen Sie ihr europäisches Mikrokredit-Geschäftsmodell kurz vor?
Jorma Jokela: Ferratum wurde im Jahr 2005 in Finnland gegründet und war damit der erste Anbieter für mobile Mikrokredite in Europa. Unseren Kunden bieten wir Kredite in Höhe von 50 bis 2.000 Euro mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 30 Tagen an. Über digitale Medien wie Internet und Handy können Interessenten überall und zu jeder Zeit diese Mikrokredite beantragen. Das besondere dabei ist, dass unseren Kunden nach einem softwarebasierten Prüfungsverfahren in vielen Ländern bereits innerhalb weniger Minuten den gewünschten Betrag auf ein bestehendes Bankkonto überwiesen wird. Mit diesem Geschäftsmodell sind wir mittlerweile in 18 internationalen Märkten operativ vertreten.

Welche Vorteile haben Ihre Kunden gegenüber der ganz normalen Inanspruchnahme eines Dispo-Kredits bei der eigenen Hausbank – sind Ihre Zinssätze etwa günstiger?
Zunächst kann man sagen, dass es den Dispokredit, wie man ihn in Deutschland kennt, in vielen Ländern gar nicht gibt. Unseren Kunden ist meist der Wunsch nach einer einfachen, schnellen, unbürokratischen und anonymer Aufnahme kurzfristiger Überbrückungskredite gemeinsam. Diese Dienstleistung können daher auch Kunden in Anspruch nehmen, deren Hausbank ihnen, aus welchen Gründen auch immer, keinen Dispo-Kredit gewährt. Damit sprechen wir ein bislang wenig erschlossenes Kundensegment an, das für unsere Dienstleistung bereit ist, den geforderten und transparenten Preis zu zahlen. Denn wir nennen unseren Kunden bereits bei der Angabe des gewünschten Kreditvolumens und –zeitraums die Gebühren für die Bereitstellung des Geldes, die am Ende der Laufzeit fällig wird. Die Gebühren sind abhängig vom Kreditvolumen und der Laufzeit. Dabei sind wir zwar teurer als andere Finanzdienstleistungen, bieten aber auch ein einzigartiges Angebot.

Herkömmliche Banken bemühen sich kaum um Kleinkunden und verweisen dabei gerne auf die hohen Verwaltungskosten. Wie haben sich Ihre Umsätze – und vor allem die Ergebnisse – in den vergangenen Jahren entwickelt?
Ferratum ist seit der Gründung im Jahr 2005 profitabel und stetig gewachsen. Im Geschäftsjahr 2012 erzielte Ferratum einen Umsatz von etwa 47 Millionen Euro bei einer EBT-Marge von 11% im Vergleich zu 33,7 Millionen Euro im Jahr 2011. Das Nettoergebnis konnte Ferratum von 1,4 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2011 auf etwa 3,9 Mio. Euro im Jahr 2012 mehr als verdoppeln.

Wie schützt sich Ferratum Capital Germany vor Zahlungsausfällen und in welcher Größenordnung bewegen sich diese derzeit?
Bevor wir möglichen Kunden einen Mikrokredit gewähren, prüfen wir deren Kreditwürdigkeit sehr sorgfältig. Hierzu setzen wir ein softwarebasiertes Scoring-Verfahren ein. Dieses liefert uns relevante Informationen beispielsweise, ob sich die Kunden korrekt ausgewiesen haben. Historische Daten aus unserer Erfahrung in 18 unterschiedlichen Märkten kombiniert mit ständig neuen Informationen zum Markt und den Kunden machen diese Prüfung möglich. Wir haben quasi eine lernende, sich ständig weiterentwickelnde Software. Über unsere breite geografische Diversifizierung als auch die Streuung unseres Kreditvolumens auf einen breiten Kundenstamm und das softwarebasiertes Prüfungsverfahren gelingt es uns, das Ausfallrisiko zu begrenzen.

Mit welchen Konditionen ist Ihre geplante Unternehmensanleihe, die für den Handel im Entry Standard für Anleihen der Frankfurter Wertpapierbörse vorgesehen ist, ausgestattet? Unsere Anleihe wird 8,00% p.a. verzinst und hat einer Laufzeit von fünf Jahren. Der Angebotszeitraum beginnt am 4. Oktober 2013 und endet voraussichtlich am 17. Oktober 2013. Bei einer Stückelung von 1.000 Euro beabsichtigen wir ein Emissionsvolumen von bis zu 25 Millionen Euro zu platzieren. Die Anleiheemission wurde von der Creditreform Rating AG mit Investment Grade BBB- bewertet. Voraussichtlich am 21. Oktober 2013 wird die Anleihe erstmals in den Handel des Marktsegments Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse einbezogen.
Für die Anleiheemission haben wir neben Convenants wie Negativverpflichtung, Cross Default und der Change of Control-Klausel zudem diverse Kündigungsrechte der Anleihegläubiger in den Anleihebedingungen festgelegt.

Wofür soll das frische Kapital konkret verwendet werden?
Wir prüfen stetig neue Märkte, um Ferratum international noch breiter aufzustellen. Die Mittel aus der Anleihe planen wir daher effizient für das weitere Unternehmenswachstum einzusetzen. Nachdem uns im Jahr 2012 eine Banklizenz erteilt wurde und die Ferratum Bank Ltd, eine Tochtergesellschaft der Ferratum Group, als Kreditinstitut von der Malta Financial Services Authority im September 2012 zugelassen wurde, wird nun auch der Markteintritt in Ländern wie Deutschland möglich.

Als Anbieter von Mikrokrediten hängt ihr geschäftlicher Erfolg in hohem Maße von der Zahlungsmoral und der Bonität Ihrer Kunden ab. Die potenziellen Käufer Ihrer Unternehmensanleihe dürften sich aber auch für die Bonität von Ferratum Capital Germany interessieren. Wie sieht diese konkret aus?
Die Ferratum Capital Germany GmbH wurde im August 2013 als 100%ige Tochter der finnischen JT Family Holding Oy notariell gegründet. Die Emittentin dient als reines Finanzierungsvehikel, wie dies bei international operierenden Konzernen üblich ist. Auf die Bonität der Emittentin kommt es im Zusammenhang mit den jetzt emittierten Schuldverschreibungen nicht unmittelbar an, da erstens die Emissionserlöse im Wege eines konzerninternen Darlehens an die Muttergesellschaft weitergegeben werden und es daher auf die Fähigkeit der Muttergesellschaft ankommt, ihre Verbindlichkeiten aus dem Darlehen zu bedienen und zweitens hat die JT Familiy Holding Oy die unbedingte und unwiderrufliche Garantie für die Zahlung aller unter der Anleihe zahlbaren Beträge übernommen, so dass im Fall der Zahlungsunfähigkeit der Emittentin die Garantin einspringt.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Jokela.