Rede in Bochum

Weidmann: Geldpolitik bei nachhaltig höherem Preisdruck normalisieren

23.05.17 07:44 Uhr

Weidmann: Geldpolitik bei nachhaltig höherem Preisdruck normalisieren | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte ihre Geldpolitik nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann normalisieren, wenn der binnenwirtschaftliche Preisdruck dauerhaft zunimmt.

Bei einer Rede in Bochum sagte Weidmann laut vorab verbreitetem Redetext: "Mit dem anhaltenden Wirtschaftsaufschwung und dem allmählichen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Euroraum dürften auch die Löhne und damit der binnenwirtschaftliche Preisdruck zunehmen. Sollte sich diese Entwicklung nachhaltig fortsetzen, rückt auch die geldpolitische Normalisierung näher."

   Der Inflationsanstieg der vergangenen Monate sollte nach Aussage des Bundesbank-Präsidenten nicht zu boch angeschlagen werden, da er vor allem auf der Entwicklung der Energiepreise beruht habe.

   Weidmann warnte aber auch davor, die Geldpolitische Normalisierung auf die lange Bank zu schieben, sollte der mit Blick auf die Inflationsperspektiven richtige Monent gekommen sein. "Wir dürfen nicht aus Rücksicht auf die Staatsfinanzen oder wegen etwaiger Verluste einzelner Finanzmarktteilnehmer die geldpolitische Normalisierung auf die lange Bank schieben", sagte er. Man müsse angesichts der starken Entlastung der Staaten von Zinslasten kein "notorischer Schwarzseher" sein, um zu befürchten, dass politischer Druck auf die EZB ausgeübt werden könnte, eine geldpolitische Normalisierung mit Rücksicht auf die Staatsfinanzen hinauszuzögern.

   Der Bundesbank-Präsident bekräftigte seine generell kritische Haltung gegenüber Staatsanleihekäufen. Die Bundesregierung will Weidmann deutschen Presseberichten zufolge als Nachfolger des 2019 aus dem Amt scheidenden Italieners Mario Draghi vorschlagen.

 

Von Hans Bentzien

FRANKFURT/BOCHUM (Dow Jones)

Bildquellen: Bundesbank, Adam Berry/Getty Images