Welche Schwächen die passiven ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds haben

Die ETF’s erfreuen sich großer Beliebtheit und werden immer wieder als die bessere Geldanlage prominent präsentiert. Aber sind ETFs wirklich so gut, wie die allgemeine Marktmeinung das gerne widerspiegelt, fragt Marc Gabriel, CIIA®, CESGA® und Kundendirektor, Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve. Wir haben einige Schwachpunkte gefunden, die die Anleger oftmals außer Acht lassen.
1. Hohe "Klumpenrisiken" bei einem Großteil der ETFs
Schaut man sich die Gewichtung der ETFs an, so fällt insbesondere bei passiven ETFs auf, dass die Gewichtung der einzelnen Aktien extrem groß ist. Dies liegt u.a. daran, dass die ETFs Anpassungen nicht direkt vornehmen. Investiert man beispielsweise in einen MSCI World ETF, erhält man selten einen, der alle rund 1600 Werte des Index tatsächlich hat. Mit Blick auf den US-Dollaranteil im MSCI World, der rund 68 Prozent ausmacht hat man im laufenden Jahr eine schwächere Rendite, da die US-Währung gegenüber dem Euro deutlich verloren hat.
Beim Xtrackers MSCI World Information Technology ist man beispielsweise aktuell in Summe mit 52,9 Prozent in die folgenden drei Techwerte investiert: NVIDIA, Microsoft und Apple. Die Top 10-Werte umfassen sogar 68,08 Prozent des gesamten Anlagevolumens. Diversifizierung wie bei einem Fonds, der maximal zehn Prozent in einem Titel eines Emittenten investieren darf, ist das nicht.
2. Geringe qualitative Selektion der Werte
Wie welche Titel ihren Weg in einem ETF finden, ist bei einigen Angeboten oftmals unglaubwürdig. So ist uns zum Beispiel bei den Dividenden-ETFs aufgefallen, dass viele der ETFs rein nach der Dividendenhöhe gewichten, ohne dabei die qualitativen Aspekte zu berücksichtigen. Eine Dividendenrendite allein kann trügerisch sein. Nicht jede hohe Dividendenrendite ist ein Schnäppchen - häufig ist sie sogar ein Warnsignal. So zum Beispiel bei einem stark gefallenen Aktienkurs oder bei einem geringen Cash-Flow, der zu einer Substanzausschüttung führt. Sinkende Gewinne und steigende Schulden bei hoher Dividendenzahlung passen ebenfalls nicht ins Bild.
3. Fokus liegt sehr oft auf vergangenheitsbezogene Daten und es finden nur geringe Anpassungen an die fundamentalen oder makroökonomischen Veränderungen statt
Die vorgenannten Beispiele zeigen unseres Erachtens auch, dass der Fokus bei der stichtagsbezogenen und passiven Zusammensetzung des Exchange-Traded-Fonds auf der Basis historischer Daten vorgenommen wird. Nur ist die Vergangenheit selten ein Garant für die zukünftige Entwicklung der Unternehmensgewinne. Eine fortlaufende Anpassung an die sicher verändernden fundamentalen und/oder makroökonomischen Gegebenheiten findet nicht oder nur sehr stichtagsbezogen statt.
4. Kostenvorteil ETFs
Niedrige Verwaltungsgebühren werden oft als Vorteil für die ETFs gehalten, aber wie das alte deutsche Sprichwort schon sagt: "Wer billig kauft, kauft zweimal!". Denn der niedrige Preis ist wesentlich dadurch begründet, weil es kein "aktives" Management gibt. Der Manager bemüht sich, besser als der jeweilige Marktindex abzuschneiden und dieses aktive Management ist eine Leistung, die der Anleger bezahlen müssen. Die regulatorischen Vorschriften sind bei den ETFs oftmals nicht so umfangreich sind, wie sie es für die Fondsmanager sind (Beispiel maximale Investmentgrenzen bei Fonds "5-10-40-Regel". Sie besagt, dass ein Fonds maximal zehn Prozent seines Vermögens in Wertpapiere eines einzelnen Emittenten investieren darf. Zusätzlich dürfen alle Positionen, die jeweils mehr als fünf Prozent des Fondsvermögens ausmachen, in der Summe nicht mehr als 40 Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Anleger sollten daher immer einen Vergleich dieser Punkte berücksichtigen bevor sie "blind" investieren.
von Marc Gabriel, CIIA®, CESGA® und Kundendirektor, Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/
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