Verbraucherzentralen für 'Denkpause' beim Tierwohl-Label
BERLIN (dpa-AFX) - Die Verbraucherzentralen warnen angesichts vieler ungeklärter Fragen vor übereilten Schritten zu einem staatlichen Tierwohl-Label für Fleisch im Supermarkt. "Das Thema ist viel zu wichtig, es unter reinen Wahlkampfaspekten oder gar unsachlich voranzutreiben", sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. "Was wir jetzt brauchen, ist deshalb eine Denkpause und ein Neustart nach der Bundestagswahl."
Ein staatliches Label bleibe richtig, um mehr Tierschutz, verlässliche Informationen für Verbraucher und eine bessere Honorierung für Landwirte zu erreichen, sagte Müller. Es müsse daher Teil eines Koalitionsvertrags nach der Bundestagswahl werden. Die Verbraucherzentralen würden sich dann "gerne wieder engagieren".
Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) hatte mit konkretisierten Plänen für das Siegel harsche Kritik von Tierschützern geerntet. Der Tierschutzbund kündigte seine Unterstützung auf, nachdem der Minister die Anforderungen für interessierte Landwirte vorgestellt hatte. Unter anderem soll das Platzangebot für Schweine in der Eingangsstufe des Labels um bis zu 33 Prozent größer sein als vorgeschrieben. Einen Gesetzentwurf will Schmidt bis zur Bundestagswahl noch vorstellen. Erste Betriebe könnten dann wohl 2018 zertifiziert werden.
Bei der Vorstellung des Labels im Januar auf der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin hatten die Verbraucherzentralen wie etwa auch der Bauernverband das Konzept grundsätzlich unterstützt./sam/DP/tos