Keine Zukäufe

Warum Apple 256,8 Milliarden Dollar überhaupt nichts nützen

04.05.17 22:29 Uhr

Warum Apple 256,8 Milliarden Dollar überhaupt nichts nützen | finanzen.net

Apple hockt auf einem riesigen Geldberg: Auf 256,8 Milliarden Dollar sind die Cashreserven des iPhone-Herstellers inzwischen angeschwollen. Warum das ein Problem für den Techriesen ist.

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Es ist wie so oft, wenn Apple seine Bücher öffnet und die Bilanz präsentiert: Umsatz und Ergebnis sind gestiegen, aber eben nicht ganz so stark, wie die Märkte im Vorfeld erwartet hatten. Der Konzern aus Cupertino, der noch vor wenigen Jahren in schöner Regelmäßigkeit alle Markterwartungen pulverisiert und sowohl Erlöse als auch Gewinn in schwindelerregende Höhe getrieben hat, sorgt inzwischen für Stirnrunzeln an den Parketts.

Kein iPhone-Nachfolger in Sicht

Hauptgrund für die Sorgenfalten von Anlegern und Experten ist die weiterhin starke Abhängigkeit des Techriesen von seinem Erfolgsprodukt iPhone. Es gibt kein wichtigeres Produkt aus dem Hause Apple, mit dem Smartphone steht und fällt der Erfolg des Unternehmens. Immerhin werden 63 Prozent des Gesamtkonzernumsatzes nur mit dem Erfolgsgerät generiert. Kein Wunder, dass Anleger nervös werden, wenn der iPhone-Absatz Schwächetendenzen zeigt. Tatsächlich sind im vergangenen Jahr 50,8 Millionen iPhones über den Ladentisch gegangen. Das waren rund 1,2 Millionen Geräte weniger, als erhofft. Und dieser Trend dürfte sich fortsetzen, denn inzwischen hat in der relevanten Zielgruppe eine Marktsättigung eingesetzt. Zudem schläft auch die Konkurrenz nicht: Längst haben andere Hersteller bei Features und Innovation häufig die Nase vorn.

Apple ist nun am Zug: Das Jubiläums-iPhone, das zum 10. Geburtstag des Erfolgsgerätes auf den Markt kommen soll, muss überzeugen. Und: Apple braucht dringend einen Plan B, denn sich vom Erfolg eines einzigen Gerätes abhängig zu machen, ist eine gefährliche Strategie. Doch ein ähnlich erfolgversprechendes Produkt wie das iPhone hat der Techriese nicht in der Pipeline. Zwar verkaufen sich auch der Tabletcomputer iPad und die Mac-Computer am Markt recht gut, doch eine echte Konkurrenz zum iPhone stellen nach Verkaufs- und Umsatzzahlen beide nicht dar.

Warum Geld allein das Problem nicht löst

Apple hat also ein Problem - und zwar eins, das der Konzern trotz hochbezahlter Kreativköpfe in den vergangenen Jahren nicht alleine lösen konnte. Und doch liegt die Lösung eigentlich recht nahe: Denn Apple hat Geld. Viel Geld. 256,8 Milliarden Dollar, um genau zu sein. Wer nicht selbst innovativ ist, der kauft sich eben Innovation. Warum also tätigt Apple mit dem riesigen Geldberg nicht einfach eine Investition und kauft sich das dringend benötigte Know-How durch eine große Übernahme? Immerhin gibt es kaum ein Unternehmen weltweit, dessen Cash-Reserven so hoch sind und das einen milliardenschweren Zukauf quasi aus der Portokasse bezahlen könnte.

Was so einfach klingt, ist tatsächlich deutlich komplizierter als angenommen. Denn der Geldberg von Apple ist zwar inzwischen auf knapp 257 Milliarden Dollar angewachsen, für den Konzern ist aber nur ein Bruchteil davon verfügbar. Denn 90 Prozent der Reserven lagert Apple außerhalb der USA. Will der Konzern das Geld zurück ins Land holen, hält der amerikanische Fiskus die Hand auf - es werden Steuern zwischen 35 und 40 Prozent fällig. Damit würde der Geldberg schon mal massiv schrumpfen. Dazu kommt: Apple hat im Heimatland Schulden aufgenommen, um Aktienrückkäufe und Dividenden zu finanzieren. Eine kuriose Situation: Ein Unternehmen mit Milliardenreserven nimmt Kredite auf, weil dies günstiger ist. Kommen die Apple-Milliarden zurück ins Land, würden nicht nur Steuerzahlungen fällig - den geschrumpften Vermögen stünden dann auch Schulden in Höhe von 88 Milliarden Dollar gegenüber. Der Geldberg von Apple ist also nur theoretisch so hoch. Wenn der Konzern das Geld tatsächlich nutzen will, verkleinert er sich schlagartig.

Löst Donald Trump das Dilemma?

Hilfe könnte ausgerechnet von US-Präsident Donald Trump zu erwarten sein. Dem Republikaner, der mit seinem Slogan "Make America Great Again" schon im Wahlkampf deutlich gemacht hat, wo seine Prioritäten liegen, liegt viel daran, die Apple-Milliarden wieder im eigenen Land verfügbar zu machen. Möglich wäre ein so genannter "tax holiday" - eine zeitlich begrenzte Steuerreduktion oder sogar eine Steueraussetzung, um Konzerne dazu zu bewegen, ihre Reserven ohne große Verluste wieder in die USA zu transferieren. Von einer solchen fiskalischen Ausnahmesituation würde nicht nur Apple profitieren - auch Unternehmen wie Amazon oder Alphabet wären Nutznießer des "tax holiday".

Daneben spielt Donald Trump auch noch andere Optionen durch: Nach fast 100 Tagen im Amt hat der US-Präsident kürzlich seine lang erwarteten Steuerpläne vorgestellt. Demnach sollen die Unternehmenssteuern massiv gesenkt werden, von 35 auf 15 Prozent. Zudem soll es einen Kurswechsel bei der Besteuerung von Einnahmen, die US-Unternehmen im Ausland erzielen, geben. Künftig sollten bereits im Ausland entrichtete Steuern gegen die - dann niedrigere - US-Steuerpflicht aufgerechnet werden können.

Zukäufe immer noch möglich

Kann Donald Trump die Vorschläge tatsächlich umsetzen, befände sich Apple in einer deutlich komfortableren Position. Zwar würde auch in diesem Fall der Geldberg auf deutlich weniger als 257 Milliarden Dollar schrumpfen, doch die Kasse des iPhone-Riesen dürfte weiterhin prall gefüllt sein. Gut genug, um die Milliarden dann sinnvoll in die Geschäftsentwicklung zu investieren. Übernahmekandidaten gäbe es am Markt genug. Neben dem Elektroautobauer Tesla wird seit geraumer Zeit auch immer wieder der Entertainmentriese Walt Disney als potenzieller Übernahmekandidat gehandelt. Beide würden Geschäftsbereiche des Techriesen sinnvoll ergänzen. Zudem könnte das eingekaufte Know-How Apple auch in Sachen Innovation wieder nach oben katapultieren.

Dann könnte der Konzern Anleger in naher Zukunft wieder mit Quartalszahlen erfreuen, die die die hohen Markterwartungen noch übertreffen.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Andrew Burton/For The Washington Post via Getty, Justin Sullivan/Getty Images

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