IWF zurückhaltend bei neuen Griechenland-Zahlen
Der IWF-Europachef Poul Thomsen hat zurückhaltend auf den aus Athen gemeldeten hohen Primärüberschuss im griechischen Haushalt reagiert. Die Zahlen seien nicht auf der gleichen Berechnungsbasis zustande gekommen, wie sie der Internationale Währungsfonds anwendet. Dennoch sei der geschätzte Primärüberschuss von 3,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sehr viel höher als noch vor wenigen Monaten für möglich gehalten. "Er liegt deutlich über dem, was alle vorhergesagt haben", sagte Thomsen. Der sogenannte Primärüberschuss blendet den - im Falle Athens immensen - Schuldendienst aus, um Fortschritte bei den laufenden Ausgaben und Einnahmen besser erkennen zu können.
Die Frage sei nun, wie lange der Wert auf diesem hohen Niveau bleiben solle. "Wir glauben, es sollte eine relativ kurze Zeit sein", sagte Thomsen. "Es ist wichtig, dass Griechenland nicht über lange Zeit Haushaltsüberschüsse erwirtschaftet, sondern stattdessen seine Wirtschaft restrukturiert", sagte Thomsen. Ziel müsse es sein, wieder gesundes Wachstum zu erzielen.
Thomsen machte erneut die Position des IWF klar, dass der Fonds keine Zahlungen im Rahmen eines neuen Hilfsprogrammes leisten werde, bevor es Einigkeit zu fiskalpolitischen Reformen auf der einen und zu Schuldenerleichterungen auf der anderen Seite geben werde. Bei den Reformen habe es Fortschritte gegeben. In der nächsten Woche werde ein IWF-Team zu weiteren Gesprächen nach Griechenland reisen.
Bei den Schulden müsse Klarheit darüber geschaffen werden, wie lange ein hoher Primärüberschuss nötig sein wird. Außerdem müsse ein klarer Weg aufgezeigt werden, wie die Nachhaltigkeit der griechischen Schulden erreicht werden soll. Thomsen räumte aber ein, dass der IWF mit seinen Prognosen zuletzt falsch lag. Fünf Jahre lang sei die Situation in Griechenland zu positiv gesehen worden, seit zwei Jahren sie dies umgekehrt.
dpa-AFX