Ex-Bundesbanker Weber: EZB muss endlich Normalisierung einleiten

07.09.17 10:19 Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber hält eine Normalisierung der Geldpolitik im Euroraum für überfällig. "Ich bin überzeugt, dass die EZB jetzt den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik sehr geordnet planen müsste", sagte der heutige Präsident des Verwaltungsrates der Schweizer Großbank UBS am Donnerstag bei einer Bankentagung in Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei "eher hinter der Kurve als vor der Kurve". Weber betonte: "Die EZB muss sich aus dem Kauf von Anleihen zurückziehen. Punkt." Die Märkte bräuchten endlich Klarheit über das weitere Vorgehen. Er erwarte aber am Donnerstag keine großen Ankündigungen der Notenbank.

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) tagte zeitgleich in Frankfurt. EZB-Präsident Mario Draghi hatte angekündigt, das oberste Entscheidungsgremium der Notenbank wolle von Herbst an über mögliche Änderungen des Anti-Krisen-Kurses diskutieren - auf Grundlage der neuesten Prognosen zur Entwicklung von Konjunktur und Inflation im Euroraum. Die EZB strebt mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an.

Weber sagte, er halte die "Feinjustierung von Inflationsraten" für falsch und nicht mehr zeitgemäß. "Die Notenbankmodelle sind in den letzten 30 Jahren nicht angepasst worden an eine globale neue Realität", betonte der Volkswirt. So werde etwa die Immobilienpreisentwicklung über Mieten abgedeckt, die sich aber nur zeitverzögert änderten. "Ich halte es für etwas absurd, dass die Notenbanken feinjustiert darauf schauen, ob die Inflation 2,0 Prozent oder 1,85 Prozent ist. Diese Art von Statistikgläubigkeit der Notenbanken halte ich für falsch."/ben/das/DP/stk