Nach dem Skandal: Ist der Dieselmotor am Ende?
Der Abgasskandal von Volkswagen und anderen Herstellern mit teuren Strafzahlungen, dazu Klagen von Umweltverbänden ließen den Selbstzünder-Absatz einbrechen. Warum die Technologie dennoch weiter gebraucht wird.
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von Edward Kevis, Gastautor von Euro am Sonntag
Es ist schwer zu glauben, dass Zigaretten früher als gesund beworben wurden. Könnten künftige Generationen gleichermaßen ungläubig darüber staunen, dass Volkswagen auch einst seine Dieselfahrzeuge als umweltfreundlich beworben hat? Die "Clean Diesel"-Marketingkampagnen haben zumindest dazu beigetragen, zwischen 2008 und 2015 eine halbe Million Dieselfahrzeuge in den USA zu verkaufen.
Aber auch die Politik ermutigte Autofahrer, aus Umweltgründen zum Diesel zu wechseln. Die Verringerung der CO2-Emissionen von Autos war einer der praktischsten Wege, um die Ziele des Kyoto-Protokolls von 1997 zu erreichen. Doch während Japan und USA Hybrid- und Elektroautos entwickelten, förderte die EU eine Umstellung auf Diesel. Während der Anteil der Dieselverkäufe in Europa seit dem Höchststand von 56,1 Prozent im Jahr 2015 leicht gesunken ist, stellt er nach wie vor über 50 Prozent des gesamten Neuwagenverkaufs.
Der VW-Emissionsskandal markierte einen Wendepunkt. Der deutsche Automobilriese hat im September 2015 zugegeben, in 475.000 US-Dieselfahrzeugen eine geheime Software installiert zu haben, die Abgaskontrollen manipulierte. VW steht nun vor einer Strafe von 24 Milliarden US-Dollar, während der dortige Verkauf von Dieselfahrzeugen zusammengebrochen ist. Auch in Europa sind die Umsätze gesunken, nachdem bekannt wurde, dass auch andere Autohersteller betrogen haben.
Für weniger Kohlendioxid
braucht es den Diesel noch
Doch es ist nicht nur der Dieselskandal, der den Umsatz beeinträchtigt. Ein "perfekter Sturm" hat die Dieseltechnik verschlungen, die mittlerweile als umweltschädlich und gesundheitsgefährdend angesehen wird, während gleichzeitig Elektrofahrzeuge praktischer geworden sind.
Zudem werden die Diskussionen über Dieselverbote in deutschen Großstädten immer heftiger. Stuttgart debattiert aktuell über ein Verbot für alte Fahrzeuge schon ab 2018. Verschiedene andere europäische Metropolen wie Paris, Madrid und Athen planen entsprechende Verordnungen ab 2025.
Es ist viel zu früh, um einen Abgesang auf den Dieselmotor anzustimmen. Der Übergang zu alternativen Techniken wird stufenweise erfolgen. Dieselmotoren sind in Europa nach wie vor gut etabliert und haben beim Kraftstoffverbrauch deutliche Vorteile gegenüber Benzinern. Zudem haben Autohersteller massiv in diesen Sektor investiert und werden daher auch weiterhin diese Technik bewerben, während sie sich gleichzeitig um einen langsamen und kontrollierten Rückzug aus diesem Sektor bemühen werden.
Auf der politischen Ebene gibt es immer einen Kompromiss zwischen dem Wunsch der Regierungen, den Umweltschutz voranzutreiben und gleichzeitig Arbeitsplätze zu schützen. Der Aufstieg der Elektrofahrzeuge deutet darauf hin, dass das Beschäftigungsniveau in der Automobilindustrie trotz des Dieselrückzugs beibehalten werden kann. Trotzdem ist es nicht im Interesse von Regierungen, dass ganze Produktionslinien abgeschaltet werden.
Darüber hinaus sind Dieselmotoren bis zu 30 Prozent sparsamer als Benzinmotoren und entscheidend für das Erreichen der Emissionsziele, die sich unter anderem die USA und EU selbst auferlegt haben. Die Europäische Kommission etwa hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2021 die durchschnittlichen Emissionen von Neuwagen nicht mehr als 95 Gramm CO2 pro Kilometer betragen sollten. Der Durchschnitt im Jahr 2014 betrug 123,4 Gramm CO2 pro Kilometer. Es ist aktuell unmöglich, dieses Ziel ohne den Beitrag von Dieselmotoren zu erreichen.
Die Autohersteller brauchen Zeit, um sich anzupassen. Sie arbeiten mit sehr engen Margen. Die Frage ist, ob sie ihren Free Cashflow aufrechterhalten können, da sie die Investition erhöhen müssen, um den Übergang zu neuen Technologien wie Elektrofahrzeugen und selbstfahrenden Autos voranzutreiben. Darüber hinaus konkurrieren die traditionellen Automobilhersteller gegen neue, technologieorientierte Wettbewerber mit höheren Free-Cashflow-Margen und -Ertragsmöglichkeiten. Sie können es sich leisten, massiv in neue Märkte zu investieren und neue Wachstums- und Einnahmequellen zu eröffnen. Demgegenüber versuchen die etablierten Automobilhersteller ihre eigenen Marktanteile zu schützen.
Während also der Dieselanteil zukünftig sinken wird, wird er dennoch aufgrund von Kraftstoffverbrauchsvorteilen und niedrigeren Treibhausgasemissionen gegenüber Benzin für viele Jahre weiterhin einen erheblichen Anteil der Neuwagenverkäufe in Europa stellen. Zudem kann es noch einige Jahre dauern, bis Elektrofahrzeuge die nötige öffentliche Akzeptanz erreichen.
Einige auf Diesel spezialisierte
Automobilzulieferer profitieren
Die derzeitigen EU-Emissionsvorschriften dürften daher in naher Zukunft nicht verschärft werden. Weitere Unterstützung kommt von den Regierungen in Deutschland, Italien und Frankreich, welche die Dieseltechnik aufgrund ihrer Bedeutung für ihre Automobilindustrie schützen werden. So könnten Dieselfahrzeuge sogar 2025 noch rund ein Drittel des Umsatzes ausmachen.
Autohersteller mit starken Konzernbilanzen und einem Engagement in Elektrofahrzeugen, selbstfahrenden Autos und Hybriden wie BMW, Daimler und Volkswagen sind am besten aufgestellt, um den Übergang weg vom Diesel zu bewältigen. Dasselbe gilt für Renault. Weniger optimistisch sind die Aussichten für die Groupe PSA. Die Gruppe mit den beiden Marken Peugeot und Citroën ist gefährdet, da Dieselmotoren rund 40 Prozent ihres Umsatzes ausmachen, ein höherer Anteil als bei anderen großen Herstellern.
Automobilzulieferer, die auf Nischen des europäischen Dieselsektors ausgerichtet sind, konnten bisher vom VW-Skandal sogar profitieren. Die Verkäufe von Johnson Matthey zum Beispiel, einem Lieferanten für Dieselmotor-Katalysatoren, sind im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge stark angestiegen. Aber auch Delphi, Continental und Valeo sollten gut gerüstet sein, da sie sich auch in anderen Bereichen wie Autounterhaltungssystemen engagieren. Insbesondere Delphi und Continental liefern bereits das neue 48-Volt-Bordnetz, welches die in heutigen Autos eingesetzte 12-Volt-Technologie ersetzen könnte.
Kurzvita
Edward Kevis,
Fondsmanager
European Equities bei Aviva Investors
Kevis hat einen BA (Hons) in Finance Accounting und Management von der University of Nottingham und ein Applied Diploma in Corporate Banking.
Aviva Investors ist die auf Asset-Management spezialisierte Businesseinheit von Aviva plc, der weltweit tätigen Versicherungsgruppe. Der Asset-Manager offeriert seinen Kunden weltweit Investment- Management-Lösungen, Service-Dienstleistungen und maßgeschneiderte Portfolios.
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Bildquellen: INSAGO / Shutterstock.com, Aviva Investors
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