Banken in Großbritannien müssen Brexit-Pläne vorlegen
Gut ein Jahr nach dem Brexit-Votum müssen die Banken am wichtigen Finanzstandort London auf das Abstimmungsergebnis reagieren.
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Mehrere Großbanken haben bereits angekündigt, Mitarbeiter wegen des geplanten EU-Austritts Großbritanniens in ein anderes Mitgliedsland umzuziehen. Denn in London angesiedelte Banken benötigen für Dienstleistungen wie Einlagen- und Kreditgeschäfte in der Europäischen Union rechtlich selbstständige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Staat. Bis zu diesem Freitag (14. Juli) müssen die Geldinstitute in Großbritannien der Bank of England ihre Brexit-Pläne offenbaren - die Notenbank will die Ergebnisse aber erst am 3. August veröffentlichen.
Die britische Großbank HSBC hat bereits angekündigt, etwa 1000 Jobs nach Paris zu verlegen. "Es gibt rund 1000 Mitarbeiter von insgesamt 43 000 in Großbritannien, die im Falle eines harten Brexits unsere Geschäfte nicht mehr legal aus Großbritannien machen könnten", sagte HSBC-Chef Stuart Gulliver einem Bericht der "Financial Times" zufolge. Barclays-Chef Jes Staley spielt die Brexit-Auswirkungen für seine Bank herunter. Der geplante EU-Austritt sei eine "vollkommen machbare Herausforderung", sagte Staley dem "Guardian" zufolge.
Erwartet wird, dass die Bank ihren Standort in der irischen Hauptstadt Dublin ausbaut. Das bedeute aber nicht, dass in London Arbeitsplätze wegfielen, betonte Staley. "Ich glaube, wir werden einige neue Jobs an Standorten in der EU schaffen, aber es wäre ein Fehler zu glauben, dass dafür jemand entlassen werden muss", sagte er bereits Ende April der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.
Noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat die führende US-Investmentbank Goldman Sachs. "Wir sind seit dem Brexit-Referendum im aktiven Dialog mit den Regulierungsbehörden", heißt es dort. Allerdings hatte Europa-Chef Richard Gnodde dem US-Sender CNBC bereits im März gesagt, dass man mit dem Abzug Hunderter Jobs aus London beginnen werde. Insgesamt beschäftigt Goldman Sachs etwa 6000 Mitarbeiter in der britischen Hauptstadt. Sprecher der großen US-Banken JPMorgan und Bank of America wollten sich zu Brexit-Plänen nicht äußern. Morgan Stanley und Citigroup ließen Anfragen unbeantwortet.
Indes laufen auch bei deutschen Banken die Vorbereitungen für den Brexit. Die Deutsche Bank etwa, die in London rund 9000 Mitarbeiter beschäftigt, erwägt eine Verlagerung ihres Geschäfts mit europäischen Firmenkunden von London nach Frankfurt. Zeitrahmen: 18 Monate.
Regulierungsvorstand Sylvie Matherat hatte bereits im April gesagt, Deutschlands größtes Geldhaus müsse sich wegen des Brexits mit dem Umzug von Geschäften mit EU-Kunden beschäftigen. 2000 Mitarbeiter könnten betroffen sein, hieß es. Auch sei unklar, ob die Bank künftig Millionen von Transaktionen mit kontinentaleuropäischen Kunden in der EU verbuchen müsse. Dann müssten auch Risikomanager umziehen, was weitere 2000 Mitarbeiter betreffen würde. Konkret äußern zum Stand ihrer Brexit-Planungen wollte sich die Deutsche Bank nicht.
Für die Commerzbank bietet London ebenfalls einen wichtigen Zugang zum internationalen Kapitalmarkt. Allerdings hat das teilverstaatlichte Institut in den vergangenen Jahren etliche Mitarbeiter von dort in die Zentrale nach Frankfurt geholt. Momentan sind noch etwa 1000 Commerzbanker in London. Wie genau diese sich auf den Brexit vorbereiten, verrät die Commerzbank auch auf Anfrage nicht. Ein kompletter Rückzug aus der britischen Hauptstadt kommt für das Institut nicht infrage - zu wichtig ist das Finanzzentrum London mit seinen Zehntausenden gut ausgebildeten und vernetzten Bankern.
Mehrere Auslandsbanken haben sich inzwischen wegen des britischen EU-Austritts für Frankfurt als Standort entschieden, etwa die drei japanischen Häuser Daiwa Securities, Nomura und Sumitomo Mitsui. Die britische Großbank Standard Chartered stellte ebenfalls die Weichen zur Stärkung ihres Frankfurter Standorts. Der Verband der Auslandsbanken in Deutschland geht davon aus, dass wegen des Brexits in den nächsten zwei Jahren 3000 bis 5000 neue Arbeitsplätze in Frankfurt entstehen werden.
Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zufolge haben von den 222 größten Finanzunternehmen, die bedeutsame Geschäftsaktivitäten in Großbritannien unterhalten, bis Ende Juni 59 - also 27 Prozent - angekündigt, Personal und Geschäftsbereiche aus Großbritannien ins Ausland zu verlagern. Am stärksten profitieren Dublin (19 Unternehmen), Frankfurt (18) und Luxemburg (11). Die Auflistung erfasst Vermögensverwalter, Banken, Finanzinvestoren, Versicherer und Fintechs.
LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX)
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