Santander übernimmt gescheiterte Banco Popular Espanol für einen Euro
Auf Intervention der europäischen Bankenabwicklungsbehörde SRM übernimmt die Großbank Santander die Banco Popular Espanol zum symbolischen Preis von einem Euro.
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Den Stein dafür ins Rollen brachte die Europäische Zentralbank, indem sie die von hohen Kreditausfällen belastete Krisenbank für gescheitert erklärte. Es war das erste Mal, dass die Notenbank als Bankenaufsicht einen solchen Schritt unternahm.
Santander will im Sommer mit Hilfe einer Kapitalerhöhung 7 Milliarden Euro einsammeln, um die Bilanz der sechstgrößten Bank Spaniens zu bereinigen. Während die großen Banken Spaniens nach der Immobilienkrise inzwischen wieder auf einem soliden Fundament stehen, war Banco Popular Espanol mit rund 4 Millionen Kunden und 37 Milliarden Euro an Hypothekenausfällen und anderen notleidenden Vermögenswerten zuletzt eine Schwachstelle im Bankensystem des Landes.
Am Finanzmarkt hatte sich deshalb zuletzt massiv die Sorge breit gemacht, die Bank werde nicht in der Lage sein, ihre Probleme zu lösen und neues Kapital oder einen Käufer zu finden. Das zeigte sich deutlich im Aktienkurs, der allein in der vergangenen Woche um mehr als 50 Prozent eingebrochen war.
Die EZB erklärte, die Liquiditätslage des Instituts habe sich in den vergangenen Tagen so stark verschlechtert, dass abzusehen gewesen sei, dass sie ihre Schulden und andere Verbindlichkeiten nicht werde begleichen können. Deshalb stelle sie fest, dass "Banco Popular gemäß Artikel 18 (1) der Abwicklungsrichtlinie gescheitert ist oder scheitern dürfte".
Nach einem nächtlichen Auktionsverfahren übertrug die Bankenabwicklungsbehörde SRM daraufhin alle Aktien und Kapitalinstrumente der Banco Popular auf Santander. Banco Popular kann damit ihr Geschäft ohne Unterbrechung fortsetzen. Die Europäische Kommission erklärte in einer eigenen Stellungnahme, im Zuge der Rettungsaktion flössen keine Steuergelder.
Der europäische Bankenriese Santander rückt mit der Übernahme auch auf dem heimischen Markt an die Spitze vor: Mit zusammen 17 Millionen Kunden liege sie sowohl nach Einlagen als auch nach Krediten auf Platz eins, heißt es in einer Pressemitteilung.
Banco Popular ist besonders stark im Kreditgeschäft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen in Spanien. An diesem Geschäft hatten verschiedenen Banken Interesse gezeigt, weil ihr angestammtes Hypothekengeschäft auch Jahre nach der Immobilienkrise nicht gut läuft. Überdies übernimmt Santander auch die portugiesischen Aktivitäten der Krisenbank.
Santander erwartet aus der Übernahme jährliche Einsparungen von 500 Millionen Euro bis zum Jahr 2020. Dann sei eine Eigenkapitalrendite von 13 bis 14 Prozent zu erwarten. Bereits 2019 werde die übernommene Bank positiv zum Ergebnis beitragen.
Für die Kreditrisiken von Banco Popular stellt Santander zusätzliche 7,9 Milliarden Euro an Vorsorge bereit. Die Risikoabdeckung für Immobilienkredite und andere notleidende Kredite steige damit auf 69 Prozent. Mit bisher 45 Prozent Risikoabdeckung stand Banco Popular bisher am schwächsten unter den großen spanischen Kreditinstituten dar. Mit der geplanten Kapitalerhöhung sorgt Santander dafür, dass die Übernahme für sie Kernkapital-neutral ausfällt.
Binnen drei Jahren will Santander das Volumen der notleidenden Assets bei ihrer neuen Bankentochter so herunterfahren, dass es als "unwesentlich" bezeichnet werden kann.
Die europäischen Kreditmärkte reagierten gelassen auf die Rettungsaktion. Risikoprämien auf Bankanleihen entwickelten sich tendenziell sogar rückläufig, ein Zeichen dafür, dass der Problemfall Banco Popular als singulär gesehen wird. Etwas unter Druck standen die Contingent Convertible Bonds (Coco-Bonds) von Santander. Unicredit-Analyst Michael Teig sprach mit Blick auf den wachsenden Marktanteil der Bank aber von einer mittelfristigen Kaufgelegenheit.
FRANKFURT/MADRID (Dow Jones)
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