US-Altlasten

Trotz Gewinnwarnung: Bilfinger-Aktie dreht nach Druck ins Plus

12.07.17 12:25 Uhr

Trotz Gewinnwarnung: Bilfinger-Aktie dreht nach Druck ins Plus | finanzen.net

Nach der Prognosesenkung haben Bilfinger-Aktien am Mittwoch nur zu Handelsbeginn unter Druck gestanden.

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Mit 33 Euro konnten sich die Bilfinger-Papiere des Industriedienstleisters knapp über dem jüngsten Tief seit November halten. Bis zum Mittag drehten sie nun auf plus 2,2 Prozent und 35,13 Euro Richtung MDAX-Spitze. Die Analysten von Kepler Cheuvreux hatten ihre Empfehlung für die Aktie trotz der Nachrichten mit "Halten" bestätigt und das Kursziel von 37 Euro bekräftigt. Die Zahlung aus Katar würde die Belastung insgesamt neutralisieren, hieß es.

Die Altlasten, die zu hohen Belastungen in den USA geführt haben, stammten noch aus Zeiten vor der Restrukturierung, sagte ein Börsianer. Das zweite Quartal lief laut Bilfinger im eigentlichen Geschäft erwartungsgemäß. Auch der Ausblick für die Konzernleistung und den Auftragseingang im Jahr 2017 wurde bestätigt.

Erst am Wochenende hatte der neue Finanzchef Klaus Patzak den Markt in einem Presseinterview auf eine Geduldsprobe vorbereitet. "Die Restrukturierung ist in einer frühen Phase", hatte er der "Börsen-Zeitung" gesagt.

Die Anleger sind Kummer gewöhnt: Die Bilfinger-Aktie läuft dem guten MDAX 2017 bislang mit leichtem Verlust hinterher. Nach einer Serie von Gewinnwarnungen gehörten sie bereits in den Vorjahren zu den schwächsten Indexwerten.

BILFINGER-CHEF SIEHT KEINE WEITEREN FÄLLE

"Wir sind sehr unzufrieden damit, wie Projekte früher angegangen worden sind", sagt Vorstandsvorsitzender Tom Blades in einer Telefonkonferenz am Mittwochmorgen. Eine neue Risikosteuerung soll problematische Projekte künftig vermeiden, sagte er. Er gehe nicht davon aus, auf weitere Problemfälle zu stoßen. Ganz ausschließen könne er dies jedoch nicht.

Die "Handvoll" Projekte, um die es geht, stammten aus den Jahren 2015 und 2016, sagte Blades, der die Führung von Bilfinger vor einem Jahr übernommen hatte. Dabei handle es sich um Montage-Geschäfte der Tochter Westcon im Süden der USA. Verzögerungen hätten zu Kostenüberschreitungen geführt. Die Streitigkeiten sollen vor einem Schiedsgericht verhandelt werden, für die Bilfinger nun Vorsorge getroffen habe.

OPERATIV ROTE ZAHLEN IM ERSTEN HALBJAHR ERWARTET

Die dafür vorgesehenen 55 Millionen werde das Ergebnis in diesem Jahr belasten. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebita), bei dem bestimmte Sondereffekte bereits herausgerechnet sind, werde im ersten Halbjahr nun deutlich negativ ausfallen, erläuterte Bilfinger. Im Gesamtjahr 2017 erwartet der Konzern nur noch ein ausgeglichenes operatives Resultat. Blades hatte zuvor für 2017 eine Verbesserung der Ebita-Marge um rund einen Prozentpunkt in Aussicht gestellt. 2016 lag die Kennzahl bei 0,4 Prozent und das operative Ergebnis bei 15 Millionen Euro.

Für das Konzernergebnis und die Liquidität sieht Bilfinger dank einer positiven Entwicklung bei einem seit Jahren schwelenden Rechtsstreit in der katarischen Hauptstadt Doha aber keine Belastungen. In Zusammengang mit diesem Alt-Projekt sei ein Betrag in Höhe von rund 60 Millionen Euro geflossen, der sich positiv auf das Ergebnis nicht fortzuführender Geschäftsbereiche auswirke.

EIGENTLICHES GESCHÄFT LÄUFT "ERWARTUNGSGEMÄSS"

Das zweite Quartal sei im eigentlichen Geschäft erwartungsgemäß verlaufen, hieß es weiter. Der Auftragseingang sei im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben und die Leistung aus eigener Kraft nur leicht gefallen.

An der Prognose für die Konzernleistung und den Auftragseingang im laufenden Jahr hielt der Vorstand nun auch fest. Die Leistung dürfte demzufolge im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich sinken und der Auftragseingang aus eigener Kraft wachsen.

Bilfinger befindet sich nach mehreren Gewinnwarnungen, Chefwechseln und damit einhergehenden Strategieschwenks in den vergangenen Jahren weiterhin im Umbruch. Blades hatte Anfang des Jahres seine neue Strategie vorgestellt, mit der er den schwächelnden Konzern wieder in die Erfolgsspur zurückführen will. Dazu gehören die Konzentration auf zwei Geschäftsbereiche, Kosteneinsparungen und die Trennung von Randgeschäften.

MANNHEIM (dpa-AFX)

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