Value-Stocks: Deutsche Post Mix aus Tradition und Wachstum
Die Namensbestandteile der "Deutschen Post AG" täuschen, denn längst ist aus dem angestaubten staatseigenen Postbetrieb ist ein international erfolgreicher Konzern geworden.
von Susanne Woda, Portfoliomanagerin der GVS Financial Solutions GmbH in Dreieich
Erstmals wurden im Jahr 2006 mehr als 50 Prozent des Umsatzes im Ausland generiert. Heute sind es über 70 Prozent, mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter sind im Ausland beschäftigt. Mit über 40 Prozent trägt das Briefgeschäft aber immer noch einen Großteil zu Umsatz und Ergebnis bei und ist mit stabilen Ergebnisbeiträgen vor allem aus dem Firmenkundengeschäft der Ruhepol des Konzerns.
Die zunehmende Orientierung auf digitale Postdienstleistungen soll die Zukunft der traditionellen Wertschöpfungskette sichern, doch Wachstum kommt zunehmend aus dem Logistikbereich. In den Industrieländern sorgt die zunehmende Affinität der Verbraucher zum Online-Einkauf für ein florierendes Paketgeschäft. Zudem wächst die Bedeutung der asiatischen Märkte stetig. 2003 startete der Konzern ein Investitionsprogramm in China, dem bis heute wichtigsten Wachstumsmarkt für das Unternehmen mit einem jährlichen Wachstum zwischen 35 und 45 Prozent. Die Eröffnung des Express-Drehkreuzes in Shanghai in 2012 setzte einen wichtigen Akzent im Ausbau der Marktposition im asiatisch-pazifischen Raum.
Im Weltwirtschaftswachstum liegt eines der Hauptrisiken des Geschäftsmodells. Abflauende globale Handelsaktivitäten würden auch die Umsätze im Logistikbereich unter Druck setzen. Immerhin könnten die stabile Entwicklung des Briefgeschäftes die Auswirkungen abfedern. Doch davon ist aktuell aber keine Rede. Zwar litten die Konzernumsätze im vergangenen Jahr unter negativen Währungseinflüssen, das Konzernergebnis konnte dennoch deutlich zulegen. Da der Vertrauensverlust in die Emerging Markets vorerst gestoppt scheint, sollten strukturelle Entwicklungen und die Niedrigzinsaussichten für Europa das Risiko einer Euro- Aufwertung demnächst überschaubar halten.
Die Aktienbewertung mit einem KGV von 15 ist nicht schreiend günstig, doch in Anbetracht stabiler Erträge, positiver Cash-Flow-Entwicklung sowie dem Mix aus Wachstumschancen und konjunkturunabhängigeren Geschäftsbereichen durchaus gerechtfertigt. Da das Unternehmen 40 bis 60 Prozent des Nettogewinns als Dividende ausschütten will, tut sich eine attraktive Ertragsquelle auf. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei 3,2 Prozent. Sie dürfte mit fortschreitendem Unternehmenswachstum langfristig weiter steigen und auch die Ausschüttungsquote von aktuell 46 Prozent lässt Spielraum nach oben. Für Aktienbestände, die vor 2008 gekauft wurden, sind die Dividenden im Sinne des §27 KStG sogar steuerfrei. Neueinsteiger können - zumindest bis zum Verkauf - vom Steuerstundungseffekt profitieren.
Optisch sieht die Aktie bereits relativ teuer aus. Nachdem sie im dem Horrorjahr 2008 um 60 Prozent abstürzte, hat sie von ihrem Tiefststand bei fünf Euro mittlerweile verfünffacht. Die Ertragsentwicklung rechtfertigt jedoch den Kursverlauf. In den letzten zwei Jahren hat der Aufwärtstrend an Dynamik gewonnen und verläuft nahezu bilderbuchmäßig. Er lädt dazu ein, die derzeitige Korrekturbewegung im Trend zum Einstieg zu nutzen. Der MACD generiert gerade ein Kaufsignal und bläst zum Angriff auf die Höchstkurse um 27,50 Euro. Beim erfolgreichen Durchbruch ist kurzfristig eine starke Dynamik zu erwarten. Möglich, dass dies aber erst im zweiten Anlauf geschafft wird. Ein komfortabler Unterstützungsbereich befindet sich rund um die 200-Tage-Linie bei 25 Euro. Eine Absicherung sollten risikobewusste Anleger einziehen, denn sollten die Höchstkurse zum weiteren Abbau des Staatsanteils genutzt werden, könnte der Kurs kurzfristig unter Druck kommen. Die KfW Bankengruppe hält derzeit noch 21 Prozent der Aktien, der Rest ist Streubesitz.
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