LS Telecom: Mal eben anfunken

von Georg Pröbstl, Euro am Sonntag

Australien, Großbritannien, Indonesien, Kanada, Oman, Saudi-Arabien - die Welt ist ein Dorf, zumindest für LS Telecom. Der Anbieter von Beratungsleistungen sowie von Soft- und Hardware für Funkdienste hat Kunden rund um den Globus. Die Auslandsquote des Konzerns mit Sitz im badenwürttembergischen Lichtenau liegt bei 95 Prozent. Immerhin sieht sich der Funkspezialist mit seinen Leistungen und Produkten als Technologieführer am Weltmarkt. Das Angebot zielt ab auf die Optimierung des Betriebs von Diensten wie Mobilfunk, TV, Rundfunk oder Satellitenfunk und wird von Regulierungsbehörden, Netzbetreibern und professionellen Anwendern nachgefragt. Wachstumstreiber sind unter anderem die Digitalisierung von Rundfunknetzen in Afrika und Asien und von Betriebsfunknetzen sowie der Aufbau von Behördennetzen. Es gibt Chancen bei neuen Funktechnologien und bei eigenständigen Funknetzen für die Kommunikation zwischen Maschinen, dem sogenannten Internet der Dinge.

In diesem Umfeld macht LS Telecom große Sprünge. In den vergangenen drei Jahren verdoppelte sich der Umsatz auf 37,9 Millionen Euro, der operative Gewinn vervierfachte sich. Da ist es kein Wunder, dass Anleger noch Anfang des Jahres bereit waren, Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 15 für die Aktie zu bezahlen.

Vorübergehende Sondereffekte
Von diesen Hochs ist der Titel jetzt aber weit entfernt - seit Januar ist der Kurs um ein Drittel gefallen. Grund waren die Geschäftszahlen der jüngsten Quartale. Zwar erwartet LS Telecom aus der Übernahme von Radiosoft, ein US-Spezialist für Landmobilfunk, im Juni mittelfristig Umsatz- und Ergebnisbeiträge von rund zehn Prozent. Auch sollen die Umsätze im Ende September ab­gelaufenen Geschäftsjahr 2013/14 leicht gestiegen sein. Doch beim Gewinnwachstum gab es einen kräftigen Dämpfer. Nach neun Monaten lag das Ergebnis je Aktie bei sieben Cent nach 64 Cent vor einem Jahr.

Ursache waren allerdings mehr oder weniger Sondereffekte. Beispielsweise stieg die Mitarbeiterzahl bei LS Telecom schon zum Halbjahr von 206 auf 258. Doch die neuen ­Arbeitskräfte sollen externe Mitarbeiter ersetzen - die jetzt erhöhten Kosten dürften wieder zurückgehen. Schon auf Sicht von ein oder zwei Jahren sind eine Normalisierung der Margen und ein Gewinnanstieg auf 80 Cent bis zu einem Euro je LS-Aktie zu erwarten. Der Titel ist aber schon vorher spannend: Mög­licherweise gibt es bei der Präsen­tation der vorläufigen Zahlen für 2013/14 am 30. November eine Überraschung. Zuletzt litt LS Telecom unter dem starken Euro. Der aktuelle Verfall der Währung dürfte nun aber positive Gewinneffekte mit sich bringen. 

LS Telecom AG
Die Aktie ist so günstig wie seit Jahren nicht. In wenigen Jahren ist ein 7er-KGV drin.

ISIN: DE 000 575 440 2
Gewinn je Aktie 14/15e: 0,60 €
Gewinn je Aktie 15/16e: 0,85 €
KGV 15/16e: 8,7
Div./Rend. 14/15e: 0,25 €/3,4 %
EK*-Quote: 62,8 %
EK* je Aktie/KBV: 3,78 €/2,0
Kurs/Ziel/Stopp: 7,40/11,50/4,80 €

*EK: Eigenkapital