UPDATE: Positiver Trend am Arbeitsmarkt verliert etwas an Schwung
--Im April 2,843 Millionen Menschen ohne Beschäftigung
--BA-Chef Weise betont weiter positive Entwicklung
--Analysten loben Stärke des deutschen Arbeitsmarktes
--Saisonbereinigt war stärkerer Rückgang erwartet worden
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland im April erneut gesunken. In saisonbereinigter Rechnung fiel der Rückgang aber geringer aus als erwartet. Der positive Trend am Arbeitsmarkt verlor damit etwas an Schwung. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) bekannt gab, ist die gesamte Arbeitslosenzahl um 89.000 Personen gesunken. Damit sind nun 2,843 Millionen Menschen ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote verringerte sich gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent. Im März war die Zahl der Arbeitslosen um 85.000 auf 2,932 Millionen gefallen.
"Die Arbeitslosigkeit ist im April zurückgegangen", stellte BA-Chef Frank-Jürgen Weise fest. "Auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die gemeldeten Stellen entwickeln sich weiterhin positiv."
Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat um 8.000 gesunken. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten allerdings einen Rückgang um 13.000 Personen erwartet. Im März war die Zahl der Arbeitslosen um 14.000 zurückgegangen.
Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte im April bei 6,4 Prozent, was den Erwartungen von Ökonomen entsprach. Bei der Saisonbereinigung werden jahreszeitliche Schwankungen zum Beispiel durch übliche Wettereinflüsse herausgerechnet.
Auch wenn der saisonbereinigte Rückgang nicht ganz den Erwartungen entsprach, zeigten sich Analysten aber beeindruckt von der Stärke des deutschen Arbeitsmarktes im April.
Ungeachtet einiger ungelöster Strukturprobleme und weiter bestehenden Raums für Verbesserung bleibe der "extrem solide Arbeitsmarkt" das Vorzeigemodell des deutschen Aufschwungs, erklärte ING-Ökonom Carsten Brzeski. Zu den ungelösten Problemen zählte er die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben, den demografischen Wandel und den Niedriglohnsektor.
"Insgesamt bleibt die Nachrichtenlage am Arbeitsmarkt positiv", betonte auch Stefan Kipar von der BayernLB. Zwar seien durch den Mindestlohn seit Jahresbeginn vor allem Minijobs abgebaut worden. Dieser negative Effekt werde aber "durch die im Trend stark positive Entwicklung am Arbeitsmarkt derzeit vollständig überlagert". Angesichts hoher Indikatorwerte und weiter guter konjunktureller Rahmenbedingungen dürfte sich "die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch in den kommenden Monaten fortsetzen".
Denn der schwache Euro, der niedrige Ölpreis und das anhaltend niedrige Zinsniveau wirkten "wie ein Turbolader" für die Erträge der Unternehmen. Mit zeitlicher Verzögerung dürfte sich dies nach Ansicht des Analysten in steigender Beschäftigung und steigenden Löhnen niederschlagen. Die hohe und weiter ansteigende Zahl offener Stellen, die im April saisonbereinigt um 4.000 gegenüber dem Vormonat zulegte, deute bereits auf diese Entwicklung hin.
Auch Postbank-Analyst Heinrich Bayer sah die Tendenz am deutschen Arbeitsmarkt nach den April-Daten "insgesamt weiter klar nach oben gerichtet, woran sich in Anbetracht des laufenden Konjunkturaufschwungs in absehbarer Zeit auch wenig ändern sollte". Allerdings ging er davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen aufgrund zunehmender Knappheitsverhältnisse nur noch langsam sinken werde.
Dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit etwas an Dynamik eingebüßt habe, sei "ein leichter Wermutstropfen", konstatierte NORD/LB-Analyst Mario Gruppe. "In der Summe scheint sich damit eine gewisse Moderation der Arbeitslosenveränderung abzuzeichnen, was angesichts der sehr soliden Ist-Situation aber auch kein Beinbruch ist." Er zeigte sich aber optimistisch, dass die "Erfolgsgeschichte" des deutschen Arbeitsmarkts der jüngsten Zeit "noch um das eine oder andere Kapitel ergänzt" werde.
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April 30, 2015 06:07 ET (10:07 GMT)
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