TecDax-Abstieg

Singulus-Chef Lacher: „Wir müssen mehr tun als sparen“

04.09.09 05:45 Uhr

€URO am Sonntag online sprach mit Singulus-Gründer Roland Lacher über die Zukunft des Herstellers von Blue-Ray-Anlagen.

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von Stephan Bauer

€URO am Sonntag: Herr Lacher, Singulus steigt aus dem TecDax ab. Ist das eine persönliche Niederlage für Sie als Gründer des Unternehmens?
Roland Lacher: Das ist natürlich nicht angenehm, wenn man absteigt, ganz klar. Einige Fonds halten unsere Aktie bislang, weil wir im TecDax sind. Doch die Spekulationen um die neue Indexzusammensetzung haben auch diese Fonds in letzter Zeit verfolgt. Sicherlich gibt es da einige Verkäufer, doch andere sehen auch die neuen Chancen. Aber letztlich muss man sagen, dass die niedrige Marktkapitalisierung, die nun zu dem Abstieg führt, auch das Ergebnis unserer Zahlen ist. Und daran werden wir arbeiten. Sicherlich haben wir dann auch wieder Chance, in den TecDAX aufzusteigen. Wir sind bei Blu-Ray erst am Anfang und haben noch einige Jahre Potenzial für Wachstum.

Umsatz und Auftragseingang schrumpfen dramatisch, allein im ersten Halbjahr schrieb das Unternehmen 14 Millionen Euro Verlust. Es brennt an allen Ecken und Enden. Wie lange wird es denn Singulus noch geben?
Lacher: Ich hoffe noch viele Jahre, davon bin ich auch überzeugt. Ich war drei Jahre im Aufsichtsrat und habe die Sache von außen verfolgt. Als Aufsichtsrat hat man allerdings nur sehr beschränkte Möglichkeiten zum Eingreifen, wenn man sieht, dass etwas schief läuft. Schließlich haben wir beim Personellen angesetzt.

Ihr ehemaliger Vorstand Stefan Baustert musste das Unternehmen Ende August verlassen. Haben Sie auf den falschen Mann gesetzt?
Lacher: Herr Baustert war ein sehr guter Finanzchef. Zum Zeitpunkt meines Eintritts in den Aufsichtsrat wurde vereinbart, dass unser damaliger Vertriebsvorstand mir als Firmenchef nachfolgen sollte. Doch der Mann verließ das Unternehmen wenig später. Wir baten dann Herrn Baustert, die Position zu übernehmen. Ein externer Kandidat war uns wegen des knapp besetzten Vorstands zu riskant. Die Firma war zum Schluss jedoch zu weit weg vom Kunden, nicht präsent genug am Markt. Ich kam schließlich zu der Überzeugung, dass es für einen Finanzmann doch schwer ist, ein Technologieunternehmen wie Singulus zu leiten.

Das Kerngeschäft mit Maschinen zur Herstellung von optischen Speichern läuft trotz aller Versprechungen – insbesondere was das Thema Blu-Ray-Disks angeht – enttäuschend. Hat ihr Vorgänger hier zu lange auf das falsche Pferd gesetzt?
Lacher: Es ist für mich keine Frage, dass Blu-Ray im Markt angenommen ist und dass der Markt deutlich wachsen wird. Es gibt auch Studien die sagen, dass Blu-Ray schneller wachsen wird, als die DVD. Wir sind bei Blu-Ray erst am Anfang und haben noch einige Jahre Potenzial für Wachstum. Das geht sicher noch acht bis zehn Jahre. Die Frage ist viel mehr, was kommt danach. Sony präsentiert auf der IFA in Berlin Fernseher für 3D-Filme. Wenn sich das in 5 bis 10 Jahren durchsetzt, wird man sicher auch noch Speichermedien größer als 50 Gigabyte brauchen. Auf jeden Fall gibt es damit noch ein Potenzial für die Blu-ray Technologie über das heutige 50-Gigabyte-Format hinaus.

Immer mehr Kunden beziehen ihre Musik und Filme über das Web. Vielen Experten prophezeien ein baldiges Ende der Speicher-Scheiben...
Lacher: Das gilt heute für Musik-CDs und vielleicht auch in eingeschränktem Maße für DVD-Filme. Aber bei hoch aufgelösten Filmen braucht es einfach zu lange, um sich diese via Web auf den Computer zu laden. Der Marktanteil für online gezogene Filme soll in den nächsten fünf Jahren Studien zufolge bei fünf, maximal zehn Prozent liegen. Wir leben hier also von neunzig Prozent des Marktes. Sie müssen zudem sehen, dass nach Sony nun auch Nintendo seine Spielekonsole mit einem Blu-Ray-Laufwerk ausrüsten wird. Und auch Microsoft wird wohl irgendwann über diesen Schritt nachdenken müssen. Der gesamte Spielemarkt schwenkt in den nächsten Jahren aus meiner Sicht in Richtung Blu-Ray.

Was bedeutet das für ihre Auftragsentwicklung?
Lacher: Für 2010 rechne ich wieder mit 30 bis 35 ausgelieferten Maschinen. Im laufenden Jahr werden es allerdings nur um die 20 sein.

Und wann macht Singulus endlich das wirklich große Geschäft?
Lacher: Der Erfolg unserer Firma hängt ganz erheblich von der Strategie von Sony ab. Die Japaner haben das Format entwickelt und stellen selbst Fertigungslinien her. Sony ist unser größter Konkurrent, der aber seine Maschinen nur im eigenen Konzern installiert und nicht an Dritte liefert. Die Firma hat bislang über 70 Prozent der weltweit ca. 200 Maschinen installiert. Die Frage ist, ob Sony hier künftig weiter entsprechend dem Wachstum im Gesamtmarkt investiert. Meine Prognose lautet: nein.

Weil sie dies hoffen oder weil es hierfür Argumente gibt?
Lacher: Das Kerngeschäft von Sony liegt ja nicht in der Herstellung von Produktionsanlagen. Deshalb glaube ich, dass wir bei einer Ausweitung des Blu-Ray-Geschäfts auf den Massenmarkt gute Chancen haben, in bislang für uns nicht zugängliche Bereiche hineinzukommen. Wir sind dabei, Sony zu überzeugen, Maschinen bei uns kaufen.

Kann der ehemalige Weltmarktführer Singulus die Marktführung bei Blu-ray erreichen?
Lacher: Wenn Sony sich zurück hält, ja. Wir sind schließlich die einzigen neben den Japanern, die das Know-How haben.

Wie man hört, will Roland Lacher Singulus mittelfristig auf das Fotovoltaik-Geschäft trimmen und quasi ein zweites Mal erfinden. Auch dieses Geschäft ist jedoch angesichts sinkender Preise für Solarzellen ziemlich schwierig – oder etwa nicht?
Lacher: Richtig ist, dass der ehemals glänzende Markt Ende vergangenen Jahres über Nacht eingebrochen ist. Derzeit gibt es angesichts voller Lager und teilweise auch Kurzarbeit bei den Solarzellenherstellern für neue Investition in Anlagen wenig Spielraum. Aus der Perspektive des gesamten Technologiezyklus stellt sich die Lage aber anders dar. Wir kommen in der Solarindustrie erst jetzt an die Schwelle der Massenfertigung, wie etwa der Einstieg von Bosch in der Branche zeigt. Hohes Volumen, geringe Marge, das wird künftig die Regel für die Zellenhersteller sein, so wie wir es etwa aus der Halbleiterbranche oder optischen Medien, vor allem den bespielbaren CDs und DVDs kennen. Für die Zellenhersteller aber heißt das, sie müssen Maschinen bestellen, die mit niedrigeren Kosten produzieren. Hier können wir uns als Partner für Forschung und Entwicklung sowie als Anlagenlieferant etablieren.

Und warum sollten die Hersteller gerade bei Singulus bestellen, bislang haben sie doch noch keine einzige Maschine in der Produktion?
Lacher: Einige Prototypen stehen hier und gehen in wenigen Wochen in die Fertigung. Es ist uns in der Vergangenheit ja bereits gelungen, Spieler wie Q-Cells von unserem Maschinenkonzept zu überzeugen. Leider ist das Unternehmen im Moment von den früheren Planungen abgerückt. Wir sind aber mit anderen großen Herstellern in Gesprächen und werden die erste Beschichtungsanlage in Kürze liefern. Für die Dünnschichtsolartechnik haben wir neue umweltfreundliche Technologien zur Verfügung, die es erlauben, Dünnschichtsolarzellen ohne umweltschädliches Cadmium herzustellen. Da horchen alle auf.

Bleibt es bei den geplanten Restrukturierungsmaßnahmen?
Lacher: Wir werden weniger als die im Halbjahresbericht erwähnten 190 Stellen abbauen. Inzwischen rechne ich wegen einer verstärkten Projekttätigkeit auch mit einigen zusätzlichen Auftragseingängen. Dafür brauchen wir diese Leute. Wir richten uns hier wieder stärker am Kunden und am Markt aus.

Neue Besen kehren gut?
Lacher: Ich verfolge einen unternehmerischen Ansatz, den ich immer hatte: Man muss mehr tun, als sparen, um Erfolg zu haben.

Im laufenden Jahr rechnen Sie mit deutlichen Verlusten. Wird es 2010 wieder Gewinne geben?
Lacher: Wir wollen 2010 wieder auf Nettobasis profitabel sein.

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