Stahlbranche

ThyssenKrupp - Konjunkturklemme adé!

02.10.10 09:00 Uhr

Anfang 2011 bekommt der größte deutsche Stahlkonzern einen neuen Vorstandschef. Dessen wichtigste Aufgabe: die Gewinne stabilisieren. Gut für die Aktionäre.

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Von Alexander Heintze

Wenn die Konjunktur gut läuft, gehen mehr Menschen auf Flugreisen. Und die Flughafenbetreiber ordern mehr Fluggastbrücken – zum Beispiel bei ThyssenKrupp. Läuft es schlechter, bestellen die Airports weniger. „Zyklisch“ nennen Ökonomen es, wenn die Geschäftsentwicklung von Unternehmen stark vom Konjunkturverlauf abhängt.

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Deutschlands größter Stahlkonzern ThyssenKrupp ist so ein Zykliker. Unter dem noch amtierenden Vorstandschef Ekkehard Schulz, 69, setzte der Konzern – auch vom Stahlhunger Chinas geblendet – zunehmend auf das Metallgeschäft. Zuletzt machten Geschäfte mit Stahl und Edelstahl fast 40 Prozent des Umsatzes aus.

Die Nachfrage aus dem Reich der Mitte bescherte Schulz vor Jahren Rekord­ergebnisse. Mit dem Wirtschaftseinbruch infolge der Finanzkrise änderte sich die Lage. Im Geschäftsjahr 2008/2009 fuhr das Unternehmen mit Sitz in Essen und Duisburg einen operativen Verlust von fast zwei Milliarden Euro ein.

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Das ärgerte die Aktionäre – vor allem die mächtige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die mit 25 Prozent größter Einzelaktionär von Thyssen Krupp ist und Wert auf hohe Dividenden legt.

Dafür soll nun der bisherige Siemens-Manager Heinrich Hiesinger sorgen, der am 21. Januar 2011, nach der nächsten Hauptversammlung, den Vorstandsvorsitz einnehmen wird. Hauptauftrag des 50-Jährigen: den Konzern unabhängiger vom Stahlgeschäft machen.

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Für ThyssenKrupp bedeutet der Wechsel an der Spitze eine Zäsur. Mit „Mr Stahl“ Ekkehard Schulz geht ein promovierter Metall- und Gießereispezia­list, dafür kommt mit Hiesinger ein Elek­troingenieur, der – anders als Schulz – nicht am Hochofen groß geworden ist.

Um die Erträge zu stabilisieren, muss Hiesinger vor allem der Technologie­sparte des Konzerns mehr Gewicht geben. Der Bereich, der im Wesentlichen den Spezial- und Großanlagenbau, Aufzüge, Rolltreppen und Großwälzlager umfasst, war in der Krise deutlich robuster als das Stahlsegment. Vor allem die Aufzug­sparte ThyssenKrupp Elevator liefert beständig Gewinne ab und steht wohl erneut vor einem Rekordjahr.

Erfahren Sie auf der folgenden Seite, wie es mit dem neuen Konzernchef Hiesinger bei ThyssenKrupp weitergeht.

Im Januar wird Heinrich Hiesinger Chef des Stahlkonzerns ThyssenKrupp.
Hiesingers Heimspiel. Branchenkenner glauben, dass Hiesinger dieses Geschäftsfeld zu einer Sparte Gebäudetechnik ausbauen wird. Das wäre für ihn ein Heimspiel: Bereits 2003 hatte er bei seinem früheren Arbeitgeber Siemens den Bereich Building Technologies verantwortet. Ein Geschäft mit Zukunft. Immerhin müssen in den kommenden Jahrzehnten weltweit zahlreiche in die Jahre gekommene Großgebäude wie etwa Bahnhöfe auf einen neuen Stand gebracht werden – vor allem bei der Sicherheit und der Energietechnik.

Auch die erneuerbaren Energien dürften stärker in Hiesingers Fokus rücken. Die Thyssen-Tochter Rothe Erde liefert seit Jahren Wälzlager für Windkraft­anlagen. Denkbar, dass Thyssen seine Aktivitäten hier deutlich ausbaut. Zudem will Thyssen- und Siemens-Doppel-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, 67, den Anlagenbau gestärkt sehen. Schon heute gehört Thyssen zu den großen Herstellern von Bergbau-, Chemie- und Zementanlagen. Dieses Projektgeschäft hat den Vorteil, dass es aufgrund der langen Bestellzeiten sehr gut planbar ist.

Mit dem Ausbau der Technologie wird das Stahlgeschäft automatisch an Gewicht verlieren. Ein Kerngeschäft bleibt es aber, schließlich lässt sich damit in guten Zeiten ordentlich Geld verdienen. Bereits 2011 rechnet die Branche zudem wieder mit deutlich steigenden Preisen und höheren Margen.

Analysten trauen Hiesinger den erfolgreichen Umbau zu. Immerhin verzeichnete unter seiner Regie die zuvor schwächelnde Industriesparte von Siemens hohe Gewinnsteigerungen. Das Gleiche erwartet Cromme jetzt von ihm bei ThyssenKrupp.

Die weltweite wirtschaftliche Erholung dürfte Hiesinger den Start erleichtern. In den ersten neun Monaten des aktuellen, bis Ende September laufenden Geschäftsjahres drehte das Ergebnis wieder in die Gewinnzone. Vor Steuern verdiente der Konzern in den ersten neun Monaten 2009/2010 mehr als 900 Mil­lionen Euro. Im Vorjahreszeitraum musste der Konzern noch fast eine Milliarde Verlust verkraften.

Ein weiterer Vorteil: Hiesinger kann sich ganz auf den Umbau konzentrieren. Ekkehard Schulz hinterlässt ihm zwar einen zyklischen, aber weitgehend aufgeräumten Konzern. Die größten Baustellen hat er in den vergangenen Monaten abgearbeitet. Aus einer einst verschachtelten Struktur hat Schulz acht operative Geschäftsbereiche geformt, die in den zwei Sparten Materials und Technologies zentral gesteuert werden. Auch hatte er in der Krise Tausende Arbeitsplätze gestrichen – und auch dadurch die Kosten gesenkt.

Den Verkauf kriselnder Bereiche hat er ebenfalls eingeleitet: So könnte der Betrieb von Werften bei ThyssenKrupp bald Geschichte sein. Und: Die aus dem Ruder gelaufenen Kosten für neue Stahlwerke in Brasilien und den USA werden Schulz angekreidet. So kann der neue Chef Hiesinger den Konzern unvorbelastet weniger abhängig von Konjunkturzyklen machen. 


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